Beschreibung |
Rassistische und antisemitische Vorfälle haben das öffentliche Leben in Weimar in diesem Jahr erschüttert. Plakate in Erinnerung und Gedenken an die Ermordeten des rechten Terrors von Hanau werden beschädigt. Neonazis laufen bei Anti-Corona-Demos auf und attackieren einen Journalisten. Eine Ausstellung des Netzwerk Antirassismus Weimar zum Internationalen Tag gegen Rassismus am Jugend- und Kulturzentrum Mon Ami wird zerstört. Doch der Rassismus in Weimar geht über diese Vorfälle hinaus und hat im Alltag einen festen Platz. Das bekommen besonders Menschen zu spüren, die als fremd gelesen werden. Alltagsrassismus ist aber ein Symptom struktureller Diskriminierungen und Benachteiligungen, das sich nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch auf dem Wohn- und Arbeitsmarkt, in Schulen und in der Universität manifestiert.
Mit diesem Studienprojekt soll untersucht werden, in welcher Weise sich Alltags- und struktureller Rassismus in Weimar äußern. Dabei soll anhand von selbstgewählten Schwerpunkten mit Mitteln der qualitativen Sozialforschung (Fotographien, Befragungen, Interviews, Spaziergängen, Beobachtungen etc.) näher diskutiert werden, wie sich der Rassismus in der Stadtgesellschaft äußert und die Ursachen dafür aufzuarbeiten. Das Programm des Projekts sieht einen theoretischen Teil vor, der die Erarbeitung eines eigenen Rassismus-Verständnisses, die Diskussion aktueller Diskurse zum Thema und die sozialwissenschaftliche Analyse von Rassismus in der Stadt ermöglichen soll. Darüber hinaus soll aber in diesem Projekt aufgezeigt werden, in welcher Weise eine Stadt gegen Rassismus aktiv werden kann. In der Exkursionswoche sollen zu beiden Zielsetzungen Inputs von decolonize Weimar, den BIPOC Weimar und dem „Blinden Fleck Erfurt“ vermittelt werden. Außerdem werden zwei Workshops zum Thema „Critical Whiteness“ und „How to be an ally?“ angeboten.
Ziel des Projekts ist die Intervention in die öffentliche Debatte über Rassismus in Weimar – oder vielmehr gegen das Schweigen hierüber. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus, decolonize Weimar und der Professur Bildtheorie statt. Die Ergebnisse des Projekts sollen im Februar 2022 öffentlich präsentiert werden. Auch ein Podcast und andere mediale Produkte können erstellt werden. |