Beschreibung |
Mit einem charakteristischen Aufblitzen von Perversion hat Martin Kippenberger in einem Interview von 1990/91 das wichtigste nach Warhol auf der Leinwand in Angriff zu nehmende Problem benannt, indem er eine Verbindung zwischen Malerei und Pasta herstellte: „Einfach ein Bild an die Wand hängen und sagen, das sei Kunst, ist scheußlich. Das ganze Netzwerk ist wichtig! Sogar Spaghettini. (...) Wenn man Kunst sagt, dann gehört alles Mögliche dazu. In einer Galerie ist das auch der Fußboden, die Architektur, die Farbe der Wände.” Nimmt man Kippenberger hier beim Wort, dann stellt sich eine wichtige Frage: Inwiefern gehört die Malerei einem Netzwerk an? Dieses Problem des ausgehenden 20. Jahrhunderts, dessen Relevanz sich mit der Allgegenwärtigkeit digitaler Netzwerke nur noch vergrößert hat, schließt sich einer Reihe modernistischer Fragestellungen an: Wie kann Malerei innerhalb der semiotischen Aporien des Kubismus oder der ungegenständlichen Utopien der historischen Avantgarden Bedeutung schaffen? Wie lässt sich der Status von Malerei als Materie explizit machen (etwa durch die Einbeziehung von Readymades, das Aufkommen von Monochromie und Serialität, aber auch durch die gestischen Verfahrensweisen des Dripping, des Schüttens, des Gießens)? Und wie kann Malerei auf die Herausforderung der technischen Reproduzierbarkeit reagieren (wie etwa bei Strategien der Aneignung – von den Siebdrucken der Pop Art in den 1960er-Jahren bis zu jener Rückkehr zur Malerei, die in den 1980er-Jahren von der Pictures Generation betrieben wurde)? Keine dieser Fragestellungen existiert für sich allein, keine von ihnen löst sich jemals auf; vielmehr kommt es zu Schwerpunktverschiebungen, bei denen die älteren Fragen mithilfe neuerer umformuliert werden. (David Joselit: Painting Beside Itself in OCTOBER #130, 2009)
ACHTUNG: Dieser Fachkurs setzt die Fähigkeit und Bereitschaft voraus selbständig komplexe Texte vorab ggf. auch auf englisch zu durchdringen! Die Besprechung der Texte kann ggf. auch auf englisch erfolgen, die Teilnahme am Fachkurs erfordert eine aktive Teilnahme an der Diskussion der Inhalte. Ein Vortrag auf Basis einer schriftlichen Arbeit über eine in diesem Kontext relevante künstlerische Position ist Teil des Fachkurses.
Anmeldung per E-Mail: roman.liska@uni-weimar.de
Zur Bewerbung für die Fachkurs-Teilnahme bitte ein kurzes Anschreiben mit Semester, Studiengang und Interessengebieten per Email mit dem Betreff "AAABSTRAKTION" schicken. Bitte nur per @uni-weimar.de Email Adresse! |
Literatur |
https://www.academia.edu/35264625/H_A_P_P_Y_Fainting_of_Painting
LITERATUR(E) LIST(E):
Bois, Yve-Alain: Painting as Model, 1990, MIT Press, S. 229–244 Buchmann, Sabeth & Föll, Heike-Karin: Proben am Stück Buchmayer, Barbara: The Background as Foreground as Currency: Beobachtungen und Mutmassungen zur sogenannten Netzwerkmalerei in Reski, G., Hafner, H-J. (Hg): The Happy Fainting of Painting. Ein Reader zur Zeitgenössischen Malerei, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (2014)
Buren, Daniel: Function of an Exhibition in Studio International, New York (1973)
Carpenter, Merlin: The Sound of Bamboo Katalog Text in Apothekerman zur Ausstellung von Michael Krebber im Kunstverein Braunschweig (Hg.), Städtische Galerie Wolfsburg, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (2000)
Draxler, Helmut & Hafner, Hans-Jürgen: Das unreine Sehen und die Diskursivierung der Malerei in Reski, G., Hafner, H-J. (Hg): The Happy Fainting of Painting. Ein Reader zur Zeitgenössischen Malerei, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (2014)
Graw, Isabelle: Nur für Kenner – Malereiexperten und ihr Gegenstand Follow me: Malerei im Zeitalter der Sozialen Medien. Ein Gespräch mit Alex Israel Malerei ohne Maler. Ein Gespräch mit Wade Guyton Nicht Versöhnt: »Deskilling« versus »Reskilling«. Ein Gespräch mit Charline von Heyl in Die Liebe zur Malerei: Genealogie einer Sonderstellung, Diaphanes - Zürich/Berlin (2007)
Groys, Boris: the Weak Universalism in e-flux Journal #15 (2010)
Halley, Peter: Notes on Abstraction in Arts Magazine, New York (1987)
Janecke, Christian: Selbstkuratierung, Ausstattungsverhältnisse, Bei-Sich-Bleiben in Reski, G., Hafner, H-J. (Hg): The Happy Fainting of Painting. Ein Reader zur Zeitgenössischen Malerei, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (2014)
Joselit, David: Die Malerei neu Zusammensetzen in Joselit, D., Hochdörfer, A., Ammer, M. (Hg): Painting 2.0: Expression in the Information Age, Prestel Verlag, München (2016)
Kelsey, John: 100 % in Birnbaum, D. & Graw, I. (Hg.) Rich Texts: Selected Writing for Art, Institut für Kunstkritik Frankfurt a. M., Sternberg Press, Berlin (2010)
Joselit, David: Die Malerei neben sich (Painting Beside Itself) in October #130, MIT Press, Cambridge, MA (2009) Against Representation in Texte Zur Kunst #45, Berlin (2014)
Reichert, Kolja: Untot in Reski, G., Hafner, H-J. (Hg): The Happy Fainting of Painting. Ein Reader zur Zeitgenössischen Malerei, Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln (2014)
Stakemeier, Kerstin: Kontrollierte Medienspezifik: Netzwerke und Malereien in Joselit, D., Hochdörfer, A., Ammer, M. (Hg): Painting 2.0: Expression in the Information Age, Prestel Verlag, München (2016) |