Im Februar letzten Jahres beschloß die Hamburger Bürgerschaft einstimmig den Wiederaufbau der 1938 in der Reichspogromnacht zerstörten und im Folgejahr vollständig geschleiften Hauptsynagoge am Bornplatz (heute Joseph-Carlebach-Platz). Mit einem starken Symbol jüdischen Lebens in der Stadt soll die stetig wachsende jüdische Gemeinde Hamburgs eine angemessene Präsenz in der Stadt erhalten und nicht zuletzt soll auch ein eindrückliches Zeichen gegen neonazistische Tendenzen in Deutschland gesetzt werden.
Durchaus kontrovers wird aber der Vorschlag diskutiert, das 1906 durch den Architekten Semmy Engel in einem romanisierenden Historismus errichtete Bauwerk – wenngleich auch nur in seinen äußeren Formen – dem historischen Vorbild entsprechend, originalgetreu wiederherzustellen. Jenseits allzu bekannter Rekonstruktionsdebatten ist damit in diesem besonderen Fall zuallererst die Frage nach einem heute angemessenen, baulichen Ausdruck jüdischen Selbstverständnisses in Deutschland angesprochen.
Am Fraenkelufer in Berlin gibt es vergleichbare Bemühungen die dortige, 1916 von Alexander Beer erbaute, 1938 in Brand gesetzte und später abgerissene neoklassizistische Synagoge wiederaufzubauen. Bereits 2023 soll mit dem Bau begonnen werden. Auch in Berlin sehen sich die Initiatoren des Wiederaufbaus mit der Frage des angemessenen architektonischen Ausdrucks ihres Neubaus konfrontiert.
Diesem architektonischen Thema von grundsätzlicher Bedeutung wollen wir uns zusammen mit den Studierenden von Prof. Gesine Weinmiller (HCU Hamburg), von Prof. Ivan Reimann (TU Dresden) und von Prof. Wolfgang Lorch (TU Darmstadt) zuwenden. Gemeinsam werden wir zu Beginn des Semesters Vertreter der Gemeinden, Rabbiner und weitere Experten hören.
Zwischen den beiden genannten Standorten kann gewählt werden.
Es ist eine gemeinsame Abschlußkritik der vier Universitäten mit Gästen aus den Gemeinden und mit externen Kritikern geplant.
Der Start in das Projekt findet auf Grund der pandemischen Lager ausschließlich digital statt, mit der Option in Präsenz zu wechseln.
Das Thema kann auch als Master Thesis bearbeitet werden.
Die Professur vergibt vorab bis zu 5 Plätzen an geeignete Studierende. Sie können bis einschließlich 19. März 2021 entsprechende Bewerbungsunterlagen (Portfolio) digital an juliane.steffen@uni-weimar.de senden.
Das entwurfsbegleitende Seminar lautet "Synagogen in Europa". |