Beschreibung |
Harmonie-Denken und mystische Zahlenwissenschaft, „die ewige Sprache des Steins, Rhythmik der Musik, Haptik der Dichtung versucht Jahnn innerhalb eines gesamtästhetischen Lebensentwurfs zu bündeln und zu entgrenzen.” (1) Der Dichter Hans Henny Jahnn und sein Freund der Musikforscher Harms unternehmen Reisen zu nordischen ‚Traumlandschaften’, imaginäre Fahrten zu fernen Inseln. Die Sehnsucht nach der Gestaltung einer neuen Lebensform taucht erstmals in Jahnns Drama ‚Du und ich’, ‚die Mauer’ und ‚Ugrino und Ingrabanien’ auf. „Der Name Ugrino ist übrigens frei erfunden. Er bezeichnet dasjenige Land, das durch eine imaginäre Grenze von allen übrigen Ländern der Erde getrennt ist. Man erreicht es zu Schiff durch ein Tor, das Mitten im Meer steht; man muß durch das Tor hindurch, da sonst überall gefährliche Klippen sind. Vor und hinter ihm sind Wasser, es hat sich scheinbar nichts geändert, und doch ist ein Unterschied: die Grenze ist überschritten, die Untergründe sind anders geworden. Es ist zugleich das Tor der Erinnerung: die Substanz des Lebens hinter ihm ist dieselbe (...)” (2) In unserem Semesterprojekt begegnen wir einem Ort, der auf jede denkbare Art und Weise seltsam, wunderlich, komisch erscheint oder auch wirkt. Unsere architektonische Reise kommt dem nahe, was Alice im Wunderland beschreibt: es gibt tatsächlich eine ‚Siamesische Zwillingsstadt’. In diesem Ort erblickt man auf den Bürgersteigen immerzu Linien aus weißen Kreuzen; seitlich davon die Buchstaben NL und B. Ein Kuriosum, ‚lat.:curiositas, die Neugier’.
(1)_Rüdiger Wagner, Hans Henry Jahnn. Der Revolutionär der Umkehr, Murrhardt 1989
(2)_Walter Muschg, Gespräche mit Hans Henry Jahnn, Franfurt 1967 |