Den Mittelstädten kommt große Bedeutung für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands zu. Für die ostdeutschen Bundesländer lässt sich zudem eine große Entwicklungsperspektive beschreiben, deren Gestaltung neue Lesarten u.a. der Bedeutung des wichtigen kulturellen, baulichen Erbes dieser Städte voraussetzt. Das interdisziplinäre Lehrprojekt will hierzu Grundlagen schaffen und neue Diskurse begründen.
Nicht erst seit 1990 werden die Architektur und die städtebaulichen Strukturen der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit eher als Last denn als Bewahrens wertes Erbe wahrgenommen und müssen immer häufiger Neubauprojekten weichen. Wenn sie denn als erhaltenswert, qualitätvoll und "schön" anerkannt werden, dann meist nur partiell, so z.B. bestimmte historische Schichten, oft aus der frühen Aufbauphase, oder nur Einzel- und Sonderbauten.
Doch wie lässt sich eigentlich feststellen, wie diese gesamte, auf so vielfältige Weise geprägte Stadt heute funktioniert? Was sind ihre städtebaulichen Besonderheiten und Qualitäten? Und wie nähert man sich methodisch einer solch komplexen Frage an?
Mit der auf fünf Semester angelegten Seminarreihe wird anhand einer Reihe von Case Studies ein ganzheitlicher, weil multiperspektivischer Ansatz erprobt. Der Kurs steht Studierenden der Disziplinen Architektur/Urbanistik/Visuelle Kommunikation Schwerpunkt Fotografie offen. Methoden und Strategien aus den Fachdisziplinen Architektur/Städtebau, kritische Kulturerbeforschung/Denkmalpflege/Baugeschichte und Visuelle Kommunikation/Fotografie kommen zusammen. Die Studierenden erarbeiten auf dieser Basis gemeinsam eine vielschichtige Bestandsaufnahme und schaffen so die Grundlagen für ein vertieftes Verständnis dieses besonderen Siedlungstyps und für neue Perspektiven zukünftiger Entwicklungen. Eine vorläufige Liste zu untersuchender Orte umfasst die Städte Neubrandenburg, Merseburg, Bernau, Schwedt, Sondershausen.
Das Projekt ist als Blockseminar angelegt und ist verbunden mit zwei mehrtägigen Aufenthalten vor Ort. |