Beschreibung |
Bis heute scheint es verlockend zu sein, Kunstwerke allein dem Schöpfungsakt eines 'auteurs' zuzuschreiben. Dass die Sphäre der Kunst (Kunst hier nie verstanden im engen Sinn der "bildenden Kunst", sondern immer als Überbegriff über sämtliche künstlerische Ausdrucksformen von Literatur über Theater und Musik hin zu audio/visuellen Medien und allen Sparten der bildenden und angewandten Kunst) jedoch zu einem der am stärksten umkämpften Felder einer Gesellschaft zählt, in dem die Anerkennung einer bestimmten menschlichen Schöpfung als Kunst, sowohl innerhalb des Felds als auch von Außen keineswegs gesichert ist, haben kunstsoziologische Studien und Theorien, wie etwa jene von Pierre Bourdieu oder, in jüngerer Zeit, jene von Roberta Shapiro und Nathalie Heinich einleuchtend gezeigt. Eine historische Perspektive kann darüber hinaus einen genauen, materialbezogenen Blick auf die An- oder Nicht-Anerkennung bestimmter Praktiken, Vorführungen oder Artefakte als Kunst und über die permanente Verschiebung, Wandlung und Ausfaltung des künstlerischen Felds liefern. Dabei werden uns im Seminar sowohl die Grenzen zwischen Kunst und Nicht-Kunst als auch jene zwischen niederen und hohen Künsten interessieren. Vor allem aber richtet sich in diesem SE der Blick auf jene artistischen / handwerklichen / technischen oder aus anderen Feldern (Medizin bzw. Therapie, Religion, Wissenschaft etc.) stammenden Praktiken, die sich zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt am Rand des künstlerischen Felds - außerhalb wie innerhalb oder auch nicht entscheidbar - befinden. Zum Gegenstand der Analyse werden dabei etwa Strategien und Prozesse der Legitimierung als Kunst einerseits, der De-Legitimierung als Industrie, als Kinderkram, als Kitsch, als Vandalismus, als "Nestbeschmutzung" aber auch als gefährliche, unmoralische oder aus politischen Gründen zu bekämpfende Kunst bzw. Unterhaltung, etc. andererseits. |