Beschreibung |
Dieses wissenschaftliche Seminar untersucht Zusammenhänge zwischen Gender, Arbeitssystemen und ihren Auswirkungen auf die Umwelt durch die Linse zeitgenössischer feministischen Theorien und sozialer Kunstpraktiken. Diese Themen werden in zwei Wochenende Blockseminare diskutiert, die sich auf Carework (Pflegearbeit), Landwork (Landschaftspflege) und die Küche als Nexus experimenteller Praxis konzentrieren, um diese Themen mit größeren politischen und globalen Themen zu verbinden.
Teil I: Pflege im Terrapolis
Durch die Analyse theoretischer Texte werden historische Verbindungen zwischen Sexismus, Klassismus, Rassismus und Umweltgerechtigkeit aufgezeichnet und künstlerische Bewegungen erforscht, die Strategien der Gemeinschaft, Konnektivität und Nachhaltigkeit (oft in der Küche beginnend) verwenden. Hiermit werden die Grenzen von Feminismus und Umweltethik aus multikultureller / postkolonialer Perspektive erweitert sowie die Entwicklung transdisziplinärer sozialer und kultureller Kritik als alternative Visionen für Nachhaltigkeit ausgearbeitet. Wir werden die Führungsposition von Frauen in Arbeits- und Umweltbewegungen untersuchen; das Gendering von ökologischem und gesundheitsrelevantem Wissen hinterfragen; die Auswirkungen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung in ökologischer Diskurse überlegen; und die Geschichte der Pflege Arbeit (Carework) zu Hause und auf dem Land diskutieren.
Die Kursthemen umfassen soziale und relationale Kunstpraktiken, ökofeministische Ansätze für wirtschaftliche Gerechtigkeit, Ernährung und Landwirtschaft, Pflegearbeit, Tierpolitik, Gesundheit und Körper, Queer-Ökologien und Menschenrechte im Anthropozän. Lektüre und diverse andere Kursmaterialien umfassen z.B. Werke von Donna Haraway, Vandana Shiva, Claire Bishop, Grant Kester, Laura Pulido, Octavia Butler, Joni Seager, Rachel Carson, Audre Lorde, Silvia Federici, Wendy Harcourt, Betsy Hartmann, Val Plumwood, Carolyn Sachs und Wangari Maathai.
Teil II: Reproduktive Arbeiten und feministischer Blickwechsel im Film
In zweiten Teil des Seminars geht es um reproduktive Arbeit in der zweiten Frauenbewegung nach 1968 und einen sich daran anschließenden Blickwechsel auf Tätigkeiten, sowie diskursive und visuelle Strategien der Sichtbarmachung von reproduktiven Arbeiten im Film. Der Begriff der reproduktiven Arbeit wurde im Rahmen der Frauen-Bewegung der 1970er Jahre geprägt, um sichtbar zu machen was als „Frauen-Arbeit“ und zugleich bis dahin als ausser-ökonomisch galt. Das Akkumulationsregime des Fordismus prägte in Industrieländern eine klare Trennung zwischen Heim und Arbeitsplatz, bezahlter produktiver und unbezahlter reproduktiver Arbeit, sowie zwischen dem männlichen Familienernährer und der weiblichen Hausfrau. Viele Soziologinnen, Literaturwissenschaftlerinnen aber auch Künstlerinnen und Dokumentarfilmerinnen starteten damals auch eine Art Entdeckungsreise, mit dem Ziel das bisher Unsichtbare dieser Tätigkeiten als Arbeit sichtbar zu machen und zu erforschen.
Für heute gilt es dagegen zu untersuchen und sichtbar zu machen, wie sich im Neoliberalismus angesichts einer Entgrenzung und Ökonomisierung von allen gesellschaftlichen Sphären Privatheit, Familie und reproduktive Arbeiten verändert haben. Häufig werden Pflegearbeiten heute von Migrantinnen zu schlechten Arbeitsbedingungen bezahlt übernommen. Wie verändern sich damit verknüpfte Phänomene von Migration, Carework und persönlichen Beziehungen und wie werden diese im Film repräsentiert?
Im Seminar geht es um eine interdisziplinäre Perspektive auf feministischen Film in den 1970ern und heute.
In der gemeinsamen Diskussion geht es darum zu beleuchten, wie sich das gesellschaftliche Verständnis von reproduktiver Arbeit verändert hat, aber auch die Strategien der Repräsentation im Film zu analysieren. Dazu werden wir Filme aus den 1970ern sowie aktuelle Filmproduktionen screenen und gemeinsam 2 Texte (bzw. Ausschnitte daraus) von Silvia Federici lesen. Die Texte von Silvia Federici spannen einen Bogen von der feministischen Diskussion der 1970er Jahre bis heute und bilden so einen theoretischen Hintergrund.
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Bemerkung |
„Counterplanning from the Kitchen - Gender, Arbeit und die Welt” ist ein Gemeinschaftsprojekt der Professuren von Christine Hill und Alexandra Toland. Wir empfehlen dieses wissenschaftliches Seminar es in Verbindung mit dem Projekt "Kunst und sozialer Raum" von Prof. Christine Hill.
Das Seminar ist für internationale als auch deutsche Muttersprachler mit guten Englischkenntnissen geeignet. Vorträge und Diskussionen finden in beiden Sprachen statt. Schreibaufgaben können in der Muttersprache der Studierenden verfasst.
Abschließende Präsentationen werden zusammen mit den Ergebnissen des Wintersemester-Seminars Feminist Food Landscapes and Kitchen Countercultures (Toland & Garcia, 2018-2019) in die Summaery aufgenommen.
Blockseminar / Kickoff 16.04 in HP05
Teil I: 25. und 26. Mai von 10:00 bis 16:00 Uhr unter der Leitung von Margarita Garcia und Prof. Alexandra Toland statt. Ort TBA
Teil II: 29. und 30. Juni (ganztägig) unter der Leitung von Felicita Reuschling statt. Ort TBA
Zugeordnete Person: Prof. (Jun. Prof.) Dr. Alexandra Toland; Margarita C. Garcia, Felicita Reuschling |