Beschreibung |
Der Kulturwissenschaftler Aby Warburg (1866-1929) nutzte verschiedenste Organisations-, Sammlungs- und Archivierungstechniken sowohl im privaten wie im halbprivaten und öffentlichen Kontext. Viele dieser Kulturtechniken wurden in der von Warburg gegründeten ersten Hamburger Bibliothek für kulturwissenschaftliche Studien etabliert, der Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg (K.B.W), so zum Beispiel ein spezielles Bibliothekstagebuch, das Warburg gemeinsam mit seinen leitenden Angestellten Gertrude Bing und Fritz Saxl von 1926 bis 1929 führte. Sowohl das Bibliothekstagebuch der K.B.W. als auch die dort installierten räumlichen Infrastrukturen samt Rohrpost-System und Auditorium, sowie das seither als Schlagwort kursierende ‚Gesetz der guten Nachbarschaft‘ fordern ein spezifisch medienkulturwissenschaftliches Interesse an den Arbeitsmethoden Warburgs und seiner Bibliothek nachgerade heraus. In einem erweiterten Rahmen bietet die Beschäftigung mit der K.B.W. zudem Anlass, aktuelle Fragen der Archivierung über die Artefakte der ehemals vollzogenen Kulturtechniken (Tagebuch, Briefkopierbuch, Zettelkasten etc.) hinaus auf eine gegenwärtige Erinnerungskultur der 1933 nach London emigrierten Bibliothek Warburgs im heutigen Warburg-Haus in Hamburg zu erweitern. Ziel des Seminars ist es, die Palette an Organisations-, Sammlungs- und Archivierungstechniken Aby Warburgs und der K.B.W. mit Hilfe von grundlegender Literatur der Medienkulturwissenschaft und der Archivforschung zu erschließen und Perspektiven für einen Transfer dieser von Warburg angewandten Organisationstechniken auf andere Gegenstände und Felder zu eröffnen. |