Beschreibung |
Das Thema dieses Projektes ist es, Exilgeschichten von ArchitektInnen* zu erzählen, die unter der nationalsozialistischen Diktatur gezwungen waren, Deutschland und Europa zu verlassen. In dokumentarischen Porträts von ArchitektInnen* und ihren Architekturen sollen Werdegänge und Konflikte des künstlerischen Schaffens in den Ländern des Exils beziehungsweise in ihren neuen Heimaten festgehalten und rekonstruiert werden. Wir werden uns speziell mit der Migrationsgeschichte jüdischer ArchitektInnen* nach England und Palästina beschäftigen. Während für die Überlebenden in ihren neuen Heimaten ein neues Leben begann, waren die Werke dieser oft noch sehr jungen Architekten der gerade erst begonnenen Moderne ihrem Schicksal überlassen. Auch sie erfuhren ein ‚zweites Leben’ (eine Art Nachleben). Zum Teil wurden die Gebäude zerstört; jegliche Spuren von ihnen gingen verloren. Andere wurden zum unbemerkten, ruinösen Hintergrund für neue Stadtgestaltungen, oder sie wurden bis zur Unkenntlichkeit entstellt, um die Radikalität ihrer utopischen Zukunftsausrufung zu entkräften, und wieder andere wurden für ganz neue Zwecke genutzt. Wir werden unsere Forschung zunächst mit Fragen zur Biographie der Autoren, zur Neuorientierung der Praxis aus der Erfahrung des Exils, und zur Bedeutung des Gesamtwerkes der Architekten beginnen. Im weiteren soll sich die Aufmerksamkeit verstärkt auf die Biographie des Gebäudes, Schwierigkeiten zur historiographischen Einordnung des Werkes, Probleme der Restitution, Überlegungen zur Konservierung der Moderne sowie auf Fragen der Schützbarkeit dieser oft so stark veränderten Gebäude lenken. Durch das Medium des Films versuchen diese Projekte nicht nur das komplexe Nachleben der Architektur in ihrem 'zweiten Leben' darzustellen, sie sollen auch neue Informationen, Positionen und Entwürfe provozieren.
In diesem Projekt werden wir uns mit der filmischen Analyse und Dokumentation von Architektur auseinandersetzen. Mit dem Medium des Films und Tons experimentiert werden, um sich mit theoretischen und historiographischen Fragen zur Architektur, ihrer Nutzung und ihrer Rezeption 8 auseinanderzusetzen. Wir werden zum einen versuchen, Architekturdokumente (Skizzen, Baupläne, Korrespondenzen), Fotografien und Narrationen von Zeitzeugen, Experten und Autoren (Architekten) zu sammeln und diese Forschungsmaterialen in einem Filmessay zu erzählen. Zum anderen werden wir untersuchen, inwiefern die Architektur selbst ein Medium ist, durch das sich gesellschaftspolitische und persönliche Konflikte lesen lassen. Die Arbeit ist notwendiger Weise fachübergreifend. Um eine weite Bandbreite an Kenntnissen zur Filmproduktion und Filmanalyse, aber auch zu medientheoretischen und architekturgeschichtlichen Konzepten zu vermitteln, werden in diesem Projekt die Professur für Architekturtheorie an der Fakultät Architektur und Urbanistik und die Professur Medien Ereignisse an der Fakultät Kunst und Gestaltung zusammenarbeiten. |
Bemerkung |
13. Oktober, 10:00 Uhr, Einführung mit anschließendem Filmworkshop 19.-20.Oktober, Film/ Video-Workshop (ganztägig) 25.10., ganztägig Hannes Meyer Workshop, Oberlichtsaal (siehe Programm) 26.-29.10. Internationales Bauhaus-Kolloquium (ganztägig) 16.-17.November Film/ Video-Workshop (ganztägig) 29.Dezember-4.Januar 2017 Exkursion nach Israel
Obligatorische Seminare: Globale Mobilitäten: Die Internationale Moderne im Nachlass und Archiv, Dienstags: 19:00- 20.30 Uhr Raum 002, Hauptgebäude |
Leistungsnachweis |
Erstellung eines Drehbuchs, Realisierung eines 12-15 minütigen Films, illustrierte Aufsatz von 3.000 Wörtern zum Forschungsmaterial, Erstellung einer Präsentation der Arbeit in einer Ausstellung |