Beschreibung |
Am Anfang des 21. Jahrhunderts ist Migration zu einem Schlüsselbegriff geworden, das die Flüchtlingsströme und damit die Wanderbewegungen der Menschen begrifflich zu erfassen meint. Vor allem seit einem Jahr reißt der Flüchtlingsstrom nach Europa aus den Kriegsgebieten und der sogenannten Dritten Welt nicht ab. Doch nicht nur die Menschen selbst machen sich auf den Weg nach Europa, sondern mit ihnen ihre Dinge. Im Seminar werden wir uns mit eben diesen Dingen beschäftigen, die von weither zu uns „gewandert“, ergo migriert sind. Zum einen sind dies Gegenstände, die, wie oben angedeutet, Flüchtlinge bei ihrer Flucht mitnahmen. Zum anderen sind dies aber auch Objekte, die in Folge der Globalisierung oder noch früher durch Kolonialisierung und Entdeckungsreisen aus fremden Ländern mitgebracht und vorerst als exotisch und anders wahrgenommen wurden, doch inzwischen mit unserer Kultur assimiliert sind, wie z.B. Papier, Porzellan oder Textilien. Diese „Dinge“ sind nicht nur Artefakte, die historisch eingeordnet und klassifiziert werden können, sondern sie erzählen Geschichten – Geschichten ihres Gebrauchs, ihrer Funktion, ihres Kulturkreises, aber auch Geschichten von sozialen Kontexten, Hierarchien, ökonomischen Interessen und politischen Zielen. So sind diese Dinge einerseits Zeugen einer anderen, fremden Kultur, andererseits aber auch unserer eigenen Migrationsgeschichte. Ausgehend von der Migrations- und Globalisierungsdebatte soll im Projektmodul „Migration of Things“ aus der Perspektive migrierter „Dinge“ eine andere Geschichte der Migration und Integration gezeichnet werden. Wir werden versuchen anhand ausgewählter Objekte einen neuen Blick auf Funktionen, Gebrauchsweisen und Bedeutungen von Dingen aufgrund ihrer Migration zu werfen. Folgende Fragen stehen im Mittelpunkt: Wie verändern sich Funktionen und Gebrauchsweisen von Dingen, wenn sie in eine andere, fremde Kultur migrieren? Und vice versa wie verändert sich die Kultur durch diese migrierten Dinge? Was erzählen uns diese Dinge über andere, aber auch über unsere eigenen Praktiken und Kultur(techniken)? Dabei sollen auch die Dynamiken der Entstehung eines kulturellen Gedächtnisses und der Umgang mit verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten anhand ihrer Dinge reflektiert werden. Am Ende des Semesters werden die migrierten Objekte und ihre dazugehörige(n) Geschichte(n) in einer Ausstellung präsentiert. Verbunden mit dem Seminar ist also eine Einführung in die Praxis des Kuratierens, die durch einen Workshop innerhalb des Plenums zur „Mobile Architecture“ insbesondere theoretisch reflektiert wird. Die Arbeit in Projektgruppen zu einem spezifischen Thema der Ausstellung, die Mitwirkung an der Organisation sowie die Bereitschaft, sich auch über die Sitzungen hinaus zu engagieren, ist Bedingung für die Teilnahme am Seminar. |
engl. Beschreibung/ Kurzkommentar |
Migration of Things
In the 21st century, the term migration became a keyword which tries to outline the flow of refugees and the movements of migration in our history. With the refugees, a lot of personal items came to Europe. But even before the wave of migration arose, in times of conquerors and colonization, diverse objects migrated to Europe and influenced the European culture. These migrated things tell us a lot of stories, about foreign cultures, their practices, functions, technologies, but also about social contexts, hierarchies, economical interests and political goals. In this course we look at these “things” under the perspective of their migration and assimilation to European culture. We will accumulate our results of research and present them to the audience in a small exhibition at the end of the semester. |
Literatur |
Jean Baudrillard, Das System der Dinge, Frankfurt am Main 1991, Handbuch materielle Kultur, Stuttgart 2014. |
Leistungsnachweis |
Regelmäßige Teilnahme, aktive Mitarbeit, Übernahme eines Referates, Vorstellung eines Projektes, Erstellung eines Beitrages für die Ausstellung „Migration of Things“, Mitarbeit am Ausstellungsprojekt |