Beschreibung |
Verkehr gilt seit dem 19. Jahrhundert als Inbegriff für das technische Dispositiv der räumlichen Beförderung von Personen, Gütern und Nachrichten. Begreift man Transport in dieser Weise als Raumüberwindung, erscheinen die modernen Verkehrs- und Nachrichtensysteme – von der Eisenbahn und Dampfschifffahrt über die Telegrafie und Telefonie bis hin zu Raumfahrt und Internet – als basale Übertragungsregime und damit: Medien. Ein medientheoretisch informierter Blick auf Verkehrsgeschichte zeigt allerdings, dass derartige Infrastrukturen nicht allein transportieren, sondern in ihrer Verflechtung heterogener Akteure gleichermaßen transformierend auf das Übertragungsgeschehen wirken.
Von dieser Überlegung ausgehend will die Vorlesung das medienwissenschaftlich relevante (historische) Verkehrswissen sondieren und für eine Diskussion von Übertragungs- und Netzwerkprozessen fruchtbar machen. Dabei wird es erstens um die Diskussion verkehrsbezogener Themen im Rahmen kanonischer Texte der Medientheorie gehen (u.a. Innis, McLuhan, Virilio); zweitens um ein Herausarbeiten der historischen Formation eines Wissens von Verkehrszusammenhängen (commercium) ab dem späten 18. Jahrhundert (Heeren, von Justi, List, Knies, Schmoller u.a.) sowie im Kontext logistische Überlegungen ab der Antike und schließlich drittens um die gegenwärtige Forschungsdiskussion im Horizont der mobilities studies, der infrastructure studies, der ANT sowie der Forschung zu 'mobilen Medien'. Ziel ist es, diese neueren Ansätze mit der historischen Genealogie des Verkehrs in Austausch zu bringen. |
engl. Beschreibung/ Kurzkommentar |
The History of Traffic and Media Studies
Since the 19th century, traffic can be understood as the technical dispositive of the spatial transport of people, goods and messages. Seen in this way, modern systems of transport and communication – railroad and steam navigation, telegraphy, telephony, space travel, and internet – appear to be the fundamental regimes of transfer, and therefore: media. A look on traffic history from the perspective of media theory shows, however, that these infrastructures not only transport, but that they also transform the heterogeneity of actors involved.
Based on these considerations, the lecture will explore the historical knowledge of traffic and transport relevant to media studies, in order to make it productive for the analysis of transfer and networking. This includes discussing canonical texts in media theory (e.g. Innis, McLuhan, Virilio), analyzing the historical formation of the knowledge of traffic and transport since the late 18th century (e.g. Heeren, von Justi, List, Knies, Schmoller), and discussing the accounts provided by mobilities studies, infrastructure studies, actor-network-theory, and of mobile media. The aim is to link these approaches to the historical genealogy of traffic and transport. |