Beschreibung |
Die Anthropologie ist ein Themenfeld, das zwischen dem 18. und 20. Jhrdt. dominant bis ausschließlich zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften auf antagonistische Weise bestellt wurde und seit wiederum Jahrzehnten einer fundamentalen Kritik unterzogen wurde, die sich gegen universalsierende , ahistorische und essenzialistische Konstruktion eines abstrakten Menschenbegriffs in Stellung gebracht hat. Seither ist es um die Anthropologie still geworden, werden anthropologische Fragen – wenn überhaupt - tendenziell in ethnologischen Mikroerzählungen noch verfolgt, die jedoch keinen Anspruch mehr auf Verallgemeinerung haben. Die Medienwissenschaft hat nun ihrerseits die Rede von dem Menschen, wie sie die philosophische Anthropologie vor allem führte, ebenso grundlegend verworfen, wie die Rede von Subjekten, von Bewusstsein, von Identität und von sog. Natur- und Wesensbestimmungen überhaupt. Mit dem Vorwurf der Medienvergessenheit gegenüber herkömmlichen Ansätzen hat sie sogleich ihren eigenen, alternativen Weg markiert: Das Augenmerk legt sie auf die mediale, diskursive und (bio-)technische Verfertigung von Leben und Existenzformen. Heute mag es an der Zeit sein, nach den Konsequenzen und Ergebnissen sowie Horizonten dieser Sinnverschiebung zu fragen. Dabei ist es klärungsbedürftig, was es aus medienwissenschaftlicher und speziell medienphilosophischer Sicht heißen kann, anthropologische Fragen (wieder) ernst zu nehmen, ohne in Ideologisierungen zurückzufallen. Denn dass „wir“ über Menschsein nachdenken wollen und müssen, scheint nicht dadurch bereits ‚vom Tisch zu sein‘, dass es methodische Schwierigkeiten zur Rahmung solcher Fragen gibt. Dem Spannungsfeld von philosophischer Anthropologie und Medienanthropologie widmet sich dieses Plenum mit ‚close readings‘ von „klassischen“ Texten in diesen Feldern. |