»Ich kann nur noch Texte herstellen für Flaschenpost, die ich in eine Flasche stecke, und dann werfe ich die Flasche ins Wasser mit der Hoffnung, dass sie irgendwann aufgefischt wird, ob von einem Marsmenschen oder von einem Puertoricaner oder was immer. Und der versucht dann aus diesem Text in dieser Flasche Informationen zu beziehen, die er vielleicht verwenden kann für sein Leben.«
Heiner Müller, Dramatiker und Theatermann, hat für das Radio nur wenig produziert. Sein assoziatives Textmaterial wurde jedoch um die 1980er Jahre – vor allem von Heiner Goebbels – radiophon in Form von Hörstücken und szenischen Konzerten aufbereitet und begründete in seiner vielfachen Aneignung durch Musiker und Regisseure eine eigene expressive Text-Klang-Verbindung.
Müllers Texte sind kühl-sezierende Beobachtungen und zugleich ein Remix der Literaturgeschichte von Homer über Shakespeare bis Hölderlin. Sie handeln von geschichtlichen Katastrophen, vom widersprüchlichen Fortschritt, von Skepsis und Verzweiflung – Ihre Dauerhaftigkeit soll nun überprüft werden. In unserem theoretisch-praktischen Kurs wollen wir uns Müllers Texten, Hörspielen und seinen Interviews beim gemeinsamen Hören von Stücken, über begleitende Referate und in der Gestaltung eigener Radio-Versuche nähern.
Praktisches Ziel ist ein gemeinsamer Beitrag und/oder die Ausstrahlung einzelner Beiträge in der Radiowoche der Bauhaus-Universität zum Ende des Semesters.
Die Veranstaltung wird geleitet durch Friedrich von Klinggräff (Literaturwissenschaftler) und Dr. Günther Schatter.
Bisherige Seminare waren:
- Ferne Stimmen. Arno Schmidt und das Radio der 50er und 60er Jahre (WS 04/05)
- Graue Atmosphäre. Rolf Dieter Brinkmann und das Radio der 60er und 70er Jahre (SS 06)
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