| Beschreibung |
Wie beginnen wir mit Architektur? Diese Frage stellt sich dringend, wenn Universität als kollektiver, wechselseitiger Prozess verstanden wird, wenn die Disziplin auf tiefgreifende soziale, ökologische und technologische Veränderungen reagiert, und wenn Studierende Grundlagen mitgestalten, die nicht mehr – oder vielleicht noch nie – festgelegt waren. Unser erstes Kernmodul ist in Workshops strukturiert, die von den Teilnehmenden selbst gestaltet werden. Sie stellen architektonische und künstlerische Arbeitsweisen sowie Darstellungsmethoden vor und üben sie gemeinsam ein. In einer kollektiven Lehren/Lernen-Struktur mit wechselnden Rollen erarbeiten wir uns gemeinsam architektonische Techniken, multiperspektivisches Wissen und kritische Haltungen, die theoretisch, historisch und gesellschaftlich kontextualisiert werden. Ziel ist es, situierte Raumpraktiken, prozessbasiertes Handeln und offenes, kritisches Denken in der Architektur zu fördern – durch kollektives Forschen, Zweifeln, Darstellen und Machen. Dabei hinterfragen wir Formen von Anerkennung und Ausschluss, Wettbewerb und Konkurrenz sowie die Macht- und Repräsentationsstrukturen innerhalb der Disziplin und der westlich-akademischen Welt. Wir verstehen Architektur als transformative räumliche Praxis, um ein gerechtes kollektives Leben vor- und herzustellen. Wir sehen in ihr die Möglichkeit, die Welt über das einzelne Gebäude hinaus in Bezug auf verschiedene Körper, Akteure, Zeiten, Geographien und Kulturen darzustellen. Wir denken, dass Architektur zu anderen möglichen Welten beitragen kann, zu anderen Beziehungen, die wir mit Lebewesen, Dingen, Land und Ressourcen haben können. Wir sind der Meinung, dass weder Professionalität noch neoliberale Motivierungen Architektur begrenzen oder einschränken sollten. Nochmal: Wie beginnen wir mit Architektur? Wie setzen wir Darstellungen und Entwurfsmethoden als Techniken ein, um räumliche, soziale und ökologische Fragen zu stellen? Welche visuell-kognitiven Praktiken helfen uns, die Produktion von Raum und die sozialen, materiellen und historischen Strukturen –die Art und Weise, wie wir die Welt bewohnen– anzugehen? Wie definieren wir informelle und formale Raumgestaltung? Was können wir von Architektur lernen, die ohne Architekt*innen gebaut wird? Im Projekt wollen wir ein Spektrum konkreter Arbeitsweisen eröffnen, erproben, diskutieren und an ihnen scheitern, um Darstellung und Gestaltung als Techniken der räumlichen Analyse und Synthese einzuüben. Neben Materialexperimenten, Kartographie, Zeichnung und Modellbau werden Text, Fotografie, Video, Storytelling, Essen und Künstliche Intelligenz verwendet. Um die Möglichkeiten architektonischer Repräsentation und Bildgestaltung jenseits eurozentrischer Konzeptualisierungen zu erkunden, werden wir uns mit historischen und zeitgenössischen Darstellungsmethoden aus Asien, Ozeanien, Afrika und Lateinamerika beschäftigen. Begleitet von Gastvorträgen und Workshops werden wir uns gemeinsam auf ein kollektives und erweitertes Verständnis der Architektur zubewegen. |