Oft wird von Melancholie in Kategorien der Psychologie oder des Individuums gesprochen. Das Seminar figuriert dagegen das Melancholische als ein 'Kraftfeld', welches überhaupt nur in medialen Kontexten zum Bild, zur Schrift, zum Sound oder zur Aufführung kommt. Melancholie erscheint damit als ein Beziehungseffekt zwischen Menschen, Dingen, Umgebungen oder Inszenierungen, welche nicht auf ein subjektives Inneres reduziert werden können. Mithilfe einschlägiger Theorien wie etwa von Freud, Benjamin, Starobinski oder Lepenies sowie unter Berücksichtigung der kulturgeschichtlichen Motive erarbeitet die Lehrveranstaltung eine Typologie dieser melancholischen Beziehungseffekte und verwendet hierbei Romane der Goethezeit, Ruinen, Tragödien, Erinnerungsdinge wie auch melancholische Musikstile. Wenn schließlich Trauerinszenierungen der Popkultur, Interieurs oder Zeitverhältnisse des fotografischen Bildes in den Blickpunkt geraten, so bieten die Kategorien Raum und Zeit einen ersten wichtigen Anhaltspunkt in der Sondierung des Themenfeldes.