100 Jahre ist sie nun her, die erste große Werkschau des Bauhauses.
Die Ausstellung im Sommer 1923 war ein besonderes Ereignis in der Geschichte des staatlichen Bauhauses. Eine umfassende Rechenschaftslegung gegenüber einer aggressiven konservativen Gegnerschaft… und eine Phase in der alle Kräfte der Lehrenden, der Mitarbeiter und der Lernenden auf diese Gemeinschaftsaufgabe hinführte und zu enormen Leistungen herausforderte.
„Wir dürfen und wollen nicht nach Art der Kunstgewerbeschulen ein Warenlager von unzusammenhängenden, nützen und unnützen Gegenständen ausstellen.” Oskar Schlemmer in einer Notiz als Beratung.
In der Werkschau ging es auch darum das Gesamtkunstwerk Bau als das harmonische und sinnvolle Zusammenspiel aller am Bau (der Gesellschaft) beteiligten zu präsentieren.
Aber was genau war der Commonsense des jungen Bauhauses, was die Triebfeder für die gesamt gesellschaftlichen Neuerungen, was die verbindende Idee einer Gemeinschaft aus Individuen?
Welche Rolle spielen diese Ansätze 100 Jahre später in einer von Krisen geschüttelten Gesellschaft und der Bauhaus-Universitäts Gemeinschaft heute? Wie kann die Idee des Gesamtkunstwerks der damaligen Avantgarde ideell und anschaulich an die nächste Generation vermittelt werden? Worum ging des damals und worum geht es heute?
Wir untersuchen und hinterfragen das erste Raumkonzept der Moderne, das Direktorenzimmer, das Musterhaus und das Einrichtungskonzept vom Haus am Horn
und suchen sowohl gestalterisch als auch ideell nach dem kleinsten und größten gemeinsamen Nenner.
Was war und ist heute der kleinste Nenner?
Was ist heute das Grenzobjekt, zu dem jeder und jede ihren ganz individuellen Zugang hat und dennoch die verbindende Idee bestehen bleibt, ganz unabhängig von dem jeweiligen individuellen Standpunkt und Hintergrund?
Die avantgardistisch Tradition des Bauhauses aufgreifend, fragen wir: Welche Neuerungen braucht es heute? Wie kann Bildung über die Grenzen von Bildungseinrichtungen hinaus in Interaktion mit so viel unterschiedlichen Gruppen wie möglich, stattfinden? Wie können Räume des Cyberspace mit denen des urbanen Alltags ineinandergreifen, und so die verrücktesten Konstellationen an Begegnungen und Zusammenspiel erzeugen, um inspiriert, neugierig und mutig gesellschaftliche Umbrüche kreativ zu meistern.
Im Seminar wollen wir mit Euch, Studierende unterschiedlichster Fakultäten und Euren jeweiligen Expertisen, entweder den GZ-Pavillon oder andere Raum-Installationen als Bildungsräume im öffentlichen Raum durch Verwendung analoger, hybrider und digitaler Methoden bereichern und ihn als Space-Maschine zum 100 jährigen Jubiläum der „Great Bauhaus Exhibition” erproben.
Lehrbeauftragter Frank Grobe, Veranstaltungskurator Klassik Stiftung Weimar, Fak. Kunst und Gestaltung
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