The Great Repair: Wir alle sind uns bewusst, handeln zu müssen. Unser jetziges Wirtschaftssystem mit der schonungslosen Ausbeutung aller natürlichen Ressourcen werden wir nicht endlos fortführen können. Nur wenn wir unser Handeln jetzt grundlegend ändern, können wir den Klimawandel und das Artensterben überhaupt noch stoppen. Oder wie es in der Arch* 250 formuliert ist: Wir sind zur Reparatur verdammt.
In der öffentlichen Diskussion stehen die Machbarkeitsphantasien der Techniker den postkapitalistischen Utopien der Romantiker unversöhnlich gegenüber. Aber begehen nicht beide Seiten wieder die Fehler der Moderne auf der Suche nach dem „Neuen Mensch“. Ist Reparatur nicht gerade das Weiterbauen mit dem Bestehenden. Muss nicht gerade bei einer Reparatur das Bestehende zuerst verstanden und respektiert werden. Vielleicht ist es eher die Politik der kleinen Schritte, wie es der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick immer wieder andeutete, die uns hilft voranzukommen und nicht die ganz große Erzählung, der neben dem vermeintlich Radikalen immer auch etwas Spirituelles anhaftet.
In diesem Semester setzen wir uns mit einem der geschichtsträchtigsten Orte Leipzigs auseinander: Der Kreuzungspunkt der Fernhandelsstraßen Via Imperii und Via Regia, der Standort der mittelalterlichen Burg urbs Lipzi, die Wiege der Stadt, wurde von der SED mit einem Gebäudekomplex für die Bezirksverwaltung der Staatssicherheit und der Volkspolizei überbaut. Gerade dieser Bau ist den nachwendezeitlichen Abrisswellen nicht zum Opfer gefallen und steht jetzt als ungewolltes Erbe zur Disposition. Heute beherbergt der anschließende Gebäudeteil aus dem frühen 20. Jahrhundert eine Gedenkstätte, in der sich Bürger*innen in den ehemaligen Büros der Stasi-Offiziere über Funktion, Arbeitsweisen und Geschichte des MfS informieren können.
Im Sinne einer Stadtreparatur geht es auf der einen Seite darum, eines der letzten Grundstücke am Ring fertig zu bauen, um die Auseinandersetzung mit der heterogenen im letzten Jahrhundert entstandenen Architektur des Rings und auf der anderen Seite, einen sinnvollen Umgang mit den bestehenden Gebäuden und ihrer Geschichte zu finden.
Das 4. Kernmodul ist eine Einführung in das städtebauliche Entwerfen. In didaktisch aufeinander aufbauenden Phasen von der Analyse über die Konzeptfindung bis zur Ausarbeitung wird ein überschaubares städtebauliches Projekt in Teamarbeit von Architektur- und Urbanistikstudent*innen erarbeitet.
Die Vorlesung „Die Geschichte des Europäischen Städtebaus“ wird auch Architekturstudierenden empfohlen.Die Teilnahme an der Exkursion, den damit verbundenen künstlerischen Übungen und den anschließenden Workshops ist verpflichtend. Eine Zusammenarbeit in Dreierteams wird angestrebt. |