Beschreibung |
Sguardo nell'infinito_ In J.H. Campes Wörterbuch der Deutschen Sprache ist die Landschaft als „eine Gegend auf dem Lande, so wie sie sich dem Auge darstellet“(1), beschrieben. Den Prozess, der die Natur zur Landschaft macht, beschreibt Georg Simmel_ „Unzählige Male gehen wir durch die freie Natur und nehmen, mit den verschiedensten Graden der Aufmerksamkeit, Bäume und Gewässer wahr, Wiesen und Getreidefelder, Hügel und Häuser und allen tausendfältigen Wechsel des Lichtes und Gewölkes – aber darum, dass wir auf dies einzelne achten oder auch dies und jenes zusammenschauen, sind wir uns noch nicht bewusst, eine Landschaft zu sehen. (...) Ein Stück Natur ist eigentlich ein innerer Widerspruch; die Natur hat keine Stücke, sie ist die Einheit eines Ganzen (...). Für die Landschaft aber ist gerade die Abgrenzung (...) wesentlich, (...) ein vielleicht optisches, vielleicht ästhetisches, vielleicht stimmungsmäßiges Für-sich-Sein. (...) Wo wir wirklich Landschaft und nicht mehr eine Summe einzelner Naturgegenstände sehen, haben wir ein Kunstwerk in statu nascendi.“(2) Die Natur scheint sich zurückgezogen zu haben und die poetische Sehnsuchtssuche nach einer Utopie Arkadien beginnt in letzter Zeit wieder aufzuleben. Worin besteht die magische Anziehung Arkadien und ist diese Utopie heute doch noch vorstellbar? In unserem Semesterprojekt betrachten wir die fortschreitende Verbauung unserer Landschaft, versuchen stehen gebliebene Orte zu bewahren, das Zufällige und Andersartige wertzuschätzen und uns durch gemeinschaftliches Tun weiter zu entwickeln. In unserem Entwurf verfolgen wir ein ganzheitliches Zusammenspiel zwischen ökologischen, ressourcenschonenden Baumaterialien, ökonomischen und kulturellen Aspekten; es soll eine umfassende nachhaltige Architektur entstehen, die einen hohen Lebensstandard für alle Menschen in jeder Lebensphase ermöglicht. Wir fragen uns nicht_ was nützt es uns? _ sondern wie fühlt es sich an? „Arkadien ist der poetisch geschaffene Raum, der sich auf die volle Pracht der Natur und ihre Harmonie bezieht und gleichzeitig die Vergänglichkeit der Kultur anspricht.“(3) Diese Sehnsuchts-Vorstellung idyllischer Landschaften war damals ein wesentliches Anliegen in der Malerei, Literatur, Musik und Philosophie, welches weit in das kulturelle Verständnis der Renaissance hinein reichte. Jacopo Sannazaro beschrieb im 15.Jhd. in seinem Werk „Arkadia“ eine imaginäre Landschaft als Glücksort. Mit einem Garten Eden ist Arkadien nicht zu vergleichen und mit dem geografischen Arkadien des Peloponnes hat es auch nichts zu tun. „Arkadien bricht unverhofft über uns herein, in spielerischer, ja musikalischer Weise, weltvergessen und überraschend, oft ephemer. (...) Wir fühlen diese arkadischen Momente, in der unerwarteten Begegnung mit einem lächelnden Gesicht in der Menge, in der Berührung mit einem Flügelschlag eines Schmetterlings, im Duft der Blüten, unter einem von Bienen bevölkerten summenden Kirschbaum oder in einer unverhofften stillen Waldlichtung. (...) Arkadien ist Sehnsucht nach einem unnennbar anderen Leben und seinem sich niemals preisgebenden Geheimnis.“(3) sguardo nell'infinito beschreibt diese wieder aufgetauchte Sehnsucht als Blick ins Unbestimmte, in eine Unendlichkeit, in ein Rätselhaftes, das sich uns jenseits des Sichtbaren öffnet. Arkadien_ das Irrationale in einer rationalen Welt. „(...) ein Aufbruch zu Utopien, die den Dingen, die Wärme, die ihnen innewohnt, wieder zurückgibt.“(4)
Zitate:
1_Joachim Heinrich Campe_ Wörterbuch der Deutschen Sprache 1809_Hildesheim/New York 1970
2_Georg Simmel_ Die Großstädte und das Geistesleben 1903_ Frankfurt/M_1995
3_ Klaus Luttringer_ Weit, weit ... Arkadien, über die Sehnsucht nach dem anderen Leben_ Würzburg 2000
4_Reinhard Brandt_ Arkadien in Kunst, Philosophie und Dichtung_Freiburg i. Br. 2005 |