Beschreibung |
Unser Semesterprojekt beschäftigt sich mit dem Zueinander-Bringen und der Vielheit.
Eine Inselidee vielfach vervielfältigt, eine Collage von Inseln, soll dem Windebyer Noor ein besonderes Gepräge geben. An diesem Ort ereignet sich die Transformation einer zurückgelassenen Fläche in die eines Stadtübergangs durch die Schaffung eines neuartigen Raums und die Bestimmung einer anderen Räumlichkeit durch Montage, Collage und dem Einbringen von Inselformationen. „Nicht jede Stelle ist schon ein angemessener Ort. Dieser zeichnet sich vor allem durch eine gewisse Aktivität aus, er ist selbst etwas Lebendiges. Er öffnet eine Gegend, nach Heidegger gesprochen, er bringt verschiedene Dinge zueinander.”(1) Heidegger definiert den physikalischen und den künstlerischen Raum: als Raum, als Volumen und als Leere. Als Raum - innerhalb dessen ein plastisches Gebilde vorgefunden wird; als Volumen - welches eine Figur umschließt; als Leere - zwischen solchen Gegenständen. Die besondere Bedeutung eines so erfassten Raumes erschließt er vom verbalen Wortsinn des Räumens her. Das Räumen erbringt das Freie, das Offene für ein Siedeln und Wohnen des Menschen. Das Räumen wird also als Frei-Räumen und als Ein-Räumen verstanden. Der Ort öffnet jeweils eine Gegend, indem er die Dinge auf das Zusammengehören in ihr versammelt. Das heißt für Heidegger das Versammeln der Dinge in ihr Zueinandergehören.
Als theoretische Grundlage betrachten wir im Semester die Architektur, die Künste und das neue Denken im Diskurs mit Werken von Jean Fautrier, John Hejduk, Stefan Dornbusch, Blinki Palermo, Yves Klein und Werner Ruhnau ‚Schule der Sensibilität‘, Kurt Schwitters, O.M. Ungers, u.v.a.m. ; reflektieren: „Differenz-Denken ist ein Denken der Vielheit statt Einheit, der Eigenart statt der Wesensart, der Intensität statt der Extensionen, des Werdens statt des Seins, der Univozität statt der Aequivokation, ein Denken der sich ereignenden Divergenzen, ein affimatives Denken, dessen Instrument die Disjunktion ist anstelle der Dialektik, ein Denken des Vielfältigen …”(2) Eduardo Chillida, der in seiner Jugend Architekt werden wollte, schildert diese Nähe zur Baukunst in einem Interview mit Andrew Dempsey: „Ich möchte durch meine Arbeit immer etwas erfahren, was ich vorher nicht wußte, mich selbst in Frage stellen und alles Übrige um mich." (1) Das ständige Infragestellen hat seine Kunst immer weitergeführt, eine Kunst, in der es keine Wiederholungen gibt, Themen über längere Zeiten variiert werden, um dabei etwas zu lernen.
1_Eduardo Chillida im Gespräch mit Friedhelm Mennekes, Martina Schleppinghoff, Kurt Danch, Andrew Dempsey_1993
2_Michael Foucault_ Essay Theatrum Philosophicum_Vorwort in: Michael Foucault und Gilles Deleuze_ Der Faden ist gerissen_ Berlin 1977
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