Beschreibung |
Wie viele Industriestädte des Vogtlandes (und anderer Regionen) stand und steht Greiz, Textil- und ehemalige Residenzstadt der Reußen vor den Herausforderungen einer tiefgehenden Strukturtransformation:
Während der Industrialisierung erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser manifestierte sich stadtstrukturell-räumlich in der gründerzeitlichen Neustadt als auch in einer Vielzahl von Textilfabriken, vor allem entlang des Aubachtals. Nach der Wende erfuhr die Stadt eine starke wirtschaftliche und demografische Abwanderung. Greiz wurde zu einer der zwischenzeitlich am radikalsten schrumpfenden Städte in Thüringen. Das vormals urbane Gebiet im Aubachtal wurde nach der Schließung der letzten Textilfabrik 1997 durch Abriss ausgedünnt und ist heute geprägt von undefinierten Leerstellen. Die Mehrzahl der noch verbliebenen isolierten Bauten steht als industriekulturelles Erbe unter Denkmalschutz und werfen Fragen einer programmatischen und städtebaulichen Nachnutzung auf. Bauliche Nachnutzungen der Brachen durch beispielsweise Supermärkte folgen völlig anderen Entwicklungslogiken und schreiben die Fragmentierung des Gebietes weiter fort. Das so entstehende heterogene und fragmentierte Stadtgebiet bildet eine funktionale, städtebauliche, landschaftsstrukturelle als auch erinnerungskulturelle Verwerfung, welche auf Grund ihrer Nähe zum Stadtkern als auch zu intakten Vierteln deren Funktionalität und Stabilität stark beeinflussen, wenn nicht gar in Frage stellen kann. Die weitere Entwicklung des Gebiets als auch der Stadt kann also nur im gegenseitigen Wechsel der funktionalen und dysfunktionalen Viertel betrachtet und vorgestellt werden. Mögliche Antworten müssen darum Themen der Vernetzung, Funktionalität und Bedeutung eines Teils zwingend im Kontext der Gesamtstadt mit einer landschaftlichen Perspektive erörtern. |
Bemerkung |
Der städtebauliche Entwurf im 4. Kernmodul am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und -planung thematisiert diese Entwicklungen und will am Beispiel des Aubachtals in Greiz neue Planungsansätze erproben, die Stadtentwicklung losgelöst von einfachen Wachstumsparadigmen denken. Stadtstruktur, Landschaftsstruktur, das bauliche Erbe und mehr werden nicht als isolierte Themen betrachtet sondern mittels einer landschaftlichen Betrachtungsweise gemeinsam entworfen.
Ausgehend von einer Untersuchung der städtebaulichen, landschaftlichen und baukulturellen Strukturen wollen wir gemeinsam Landschaftsbilder für die ‚Verlandschaftung‘ des Aubachtals entwicklen. Im Anschluss vertiefen Sie die dabei aufgekommenen Themen bis auf den Maßstab der landschaftlichen oder baulichen Intervention, um auch die räumlichen Qualitäten der Vision zu belegen. Die Entwürfe werden in gemischten Gruppen ( B.Sc. Architektur und B.Sc. Urbanistik) bearbeitet und in wöchentlichen Konsultationen besprochen. |