Beschreibung |
Im zwanzigsten Jahrhundert lässt sich in so unterschiedlichen Bereichen wie Philosophie, Psychoanalyse, Kommunikationstheorie, Linguistik und Kybernetik beobachten, dass die Störung oder Unterbrechung umgewertet wird zu einer Kategorie der Erkenntnis. Störungen in den Routinen des alltäglichen Lebens - Versprecher oder Vergessen zum Beispiel - entzifferte Freud als Symptome verdrängter Wünsche. In der Unverwendbarkeit eines Werkzeugs, sagte Heidegger, tritt die Struktur seines Seins zutage. Die Voraussetzung dafür, dass ein Brief ankommt, sagte Derrida, ist, dass er immer auch nicht ankommen kann. Kybernetische Modelle der Steuerung resultieren aus einer Modellierung der Störung und des Rauschens. Michel Serres hat schließlich die unterschiedlichen Erscheinungsweisen des "Parasitären" - die Unterbrechung, die Störung, die Abzweigung, das Rauschen - geradezu zur Grundkategorie einer Theorie der Kommunikation und der Kultur gemacht. Neben die Aufarbeitung dieses epistemischen Bruchs treten ergänzend ausgewählte Beispiele aus der Kunst- und Mediengeschichte der letzten zwei Jahrhunderte. Denn nur so kann deutlich werden, dass am Verhältnis einer Kultur zum Rauschen und zur Störung mehr hängt als ein rein epistemologisches Problem. Im Feld des Ästhetischen wird vielmehr deutlich, dass das Verhältnis der Künste und Wissenschaften zur Störung zugleich die Grenzen der Vernunft und die Grenzen des Menschen absteckt. |