Beschreibung |
In diesem Semester setzen wir uns mit Weimar und den Stadträumen der Rückseite des Gauforums auseinander.
Unter anderem Goethe hat es geschafft, in Weimar eine bürgerliche Lebensform zu kultivieren, die sich gleichzeitig für die Natur wie für die Künste interessierte. Seiner Zeit gelang es, die Stadt und ihr damaliges kleinteiliges bürgerliches Stadtbild beim deutschen und europäischen Bildungsbürgertum als stilbildend zu etablieren. Eine Vorstellung von Weimar, die bis heute in der Vermarktung der Stadt erfolgreich ist. Einen Bruch in dieser Geschichte stellt die Zeit des Nationalsozialismus dar. Gerade an der Rückseite des Gauforums wird die Rücksichtslosigkeit der nationalsozialistischen Planung gegenüber dem kleinteiligen, in die Topografie eingefügten Stadtkörper Weimars deutlich. Bis heute wirken viele dieser Stadträume beziehungslos und peripher. Die Situation vermittelt ein Gefühl architektonischer Sprachlosigkeit.
Die Aufgabe des Entwurfs besteht darin, das jetzige Einkaufszentrum „Weimar Atrium“, den ehemaligen Rohbau der so genannten „Halle der Volksgemeinschaft“ zu einem öffentlichen Gebäude für die Klassik Stiftung Weimar, die Bauhaus-Universität und die Stadtbibliothek umzubauen. Vorbild sind die Idea Stores, die in London in wirtschaftlich und sozial prekären Nachbarschaften eröffnet wurden, um als neue Zentren das kulturelle Leben zu befördern. Der Ansatz der Idea Stores ist es, durch Attribute wie Erreichbarkeit, Teilhabe und Gemeinschaft allen Bürger*innen einen einfachen, offenen Zugang zu Bildung, Medien und Kultur zu ermöglichen.
Eine der wesentlichen Herausforderungen des Entwurfsprojekts ist der Umgang mit der geschichtlichen Bedeutung dieses Gebäudes und seines Umfeldes. Bei diesem Entwurf geht es auch um die Einbettung in die real vorhandene Bebauung und damit auch darum, die angrenzenden Stadträume neu zu organisieren. Ziel des Entwurfs ist es, zusammen mit dem neuen öffentlichen Gebäude einen durchgehenden öffentlichen Raum zu generieren, der von seiner historischen Dimension her lesbar bleibt und sich gleichzeitig in das umgebende Raumgefüge Weimars integriert.
Die Teilnahme an der Vorlesung „Die Geschichte des (Europäischen) Städtebaus“ wird empfohlen. |