Seit der Begründung der philosophischen Ästhetik gelten Mehrdeutigkeit, Ambivalenz und Ambiguität als wesentliche Charakteristika des Ästhetischen. Insbesondere aufgrund der Differenz zwischen Sinnlichem und Begrifflichem besitze das Ästhetische, so die entsprechende Auffassung, einen eigenen Erkenntniswert, der sich von den Möglichkeiten logischen Denkens produktiv abgrenze. Das Ästhetische gibt, so Kants berühmte Formulierung, "viel zu denken", "ohne daß ihr doch irgendein bestimmter Gedanke, d. h. Begriff, adäquat sein kann".
Vor diesem allgemeinen ästhetik-theoretischen Hintergrund setzt sich das Seminar zwei Ziele:
Zum Einen geht es um die Erarbeitung eines Begriffs- und Phänomen-Verständnisses. Was ist mit Mehrdeutigkeit, Ambivalenz und Ambiguität gemeint? Worin unterscheidet sich das von den jeweiligen Begriffen Gemeinte? Welchen Phänomenen entsprechen sie?
Zum Anderen geht es um die Differenzierung unterschiedlicher Ausprägungen von Mehrdeutigkeit, Ambivalenz und Ambiguität. Zu differenzieren ist beispielsweise: Die Manifestation in Sprache und in Bildern ist unterschiedlich. Es gibt unbeabsichtigte und beabsichtigte Mehrdeutigkeit bzw. Ambiguität. Das alltagspragmatische Auftreten von Mehrdeutigkeit bzw. Ambiguität ist von deren Einsatz in der Kunst zu unterscheiden.
Vorgehen:
Anhand einer kommentierten Literaturliste, die ab Anfang Mai online verfügbar sein wird, sollen sich die Teilnehmer*innen mit der Materie bekannt machen und auseinandersetzen. Sofern im Juni Präsenzunterricht möglich sein wird, werden wir mehrere kleinere Blockseminare veranstalten, um ausgewählte Texte gemeinsam zu diskutieren. Falls kein Präsenzunterricht möglich sein sollte, werden wir in geeigneter Form auf eine digitale Variante des Seminars umstellen, die dann bekannt gegeben wird.
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