Das Theorieseminar ist eine Seminarreihe, die unseren Umgang mit Bildern, Vorstellungen und Referenzen beim Entwurf thematisiert. Durch die Digitalisierung haben die Geschwindigkeit und die Menge der Bilder zugenommen, die wir beim Entwerfen und im Entwurf einsetzen können. Im Konsum des Bildstroms verliert die einzelne Referenz an Bedeutung. Fast schon unbewusst fließen Bilder in den Entwurf und werden sofort zu neuen Bildern verarbeitet. Dabei ist in einer vermeintlichen Suche nach neuem ein Kreislauf von immer gleichen Bildern entstanden.
Bilder und Referenzen für den Entwurf zu nutzen, war nicht immer selbstverständlich. Für die Architekten der Nachkriegsmoderne und des Funktionalismus musste sich der Entwurf aus den technischen und den sozialen Bedingungen heraus definieren. Bilder oder gar historische Referenzen waren von vornherein ausgeschlossen oder wurden nicht öffentlich benannt.
Die Seminarreihe untersucht das Thema in vier Semestern von den Anfängen der Postmoderne, der Behauptung der Autonomie der Architektur bei den Architekten des Rationalismus, der Verwendung des Vorgefundenen bei den Analogen Architekten, dem Einsatz des Bildes zur Konstituierung des Entwurfs bei Eisenmann, Shinohara und Olgiati bis zur heutigen Generation Instagram.
In diesem Semester setzen wir uns mit dem Selbstreferenziellen in der Architektur auseinander. Eine selbstbewusste Behauptung, die für die Architektur einen eigenen unabhängigen Bedeutungsraum beansprucht, der durchaus bewusst im Konflikt steht zu den funktionalen und realen Bedingungen des Bauens.
Im Seminar setzen wir uns mit einzelnen Architekturpositionen von Kazuo Shinohara, Peter Eisenmann und Valerio Olgiati auseinander. Wir analysieren im Zusammenhang mit ihren Texten ihre Entwürfe. Dabei werden von den Studierenden eine intensive Recherche, Grundrissanalyse und Textarbeit erwartet.
Interesse an architekturtheoretischen Positionen und Freude am architektonischen Beschreiben sind dazu Voraussetzung und Antrieb zugleich. |