Beschreibung |
Die Beziehung zwischen Medien und Subjekten ist lange Zeit unter kritischen Aspekten betrachtet worden. Für die „Kulturkritik“ der Frankfurter Schule gefährdeten Medien die Souveränität des Subjekts und entfremdeten das Subjekt von nicht-warenförmiger Erfahrung. Mimetisches Verschalten mit Medien wurde (und wird) als Verlust des eigenen Selbst negativ bewertet. Im Gegensatz dazu ist für medientheoretische und -historische Ansätze nach Michel Foucault das Subjekt selbst etwas, das immer schon und überhaupt erst durch Medien und Machtdispositive hervorgebracht wird. Das Projektmodul zeichnet die Geschichte der Subjekt-Medien nach. Es untersucht, welche Medien welche Formen von Subjekten hervorgebracht hat, und es geht der Frage nach, ob das kritische oder das Foucaultsche Paradigma noch ausreicht, um die algorithmusbasierten digitalen Techniken der Subjektivation des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts zu erfassen (wie etwa die neuen Techniken der Überwachung, des „quantified self“, der Konsumentenprofile, des Deep Fake). Im Plenum werden zum einen Materialien zur Geschichte der Kulturtechniken der Identität und der Identifizierung vor dem Hintergrund der einschlägigen Forschungsliteratur diskutiert. Historische Konzepte des Subjekts – von der Person, dem Individuum, dem Ich, dem Selbst bis zum „User“ – werden mit Kulturtechniken und Medien der Subjektkonstitution in Beziehung gesetzt: Maske, Tattoo, Wappen, Portrait, Spiegel, Tagebuch, Personalausweis, Biometrik – bis hin zum „Profil“.
Das Plenum findet als Video-Konferenz unter Verwendung von DFNConf statt. Teilnehmer erhalten spätestens 24 Stunden vor jeder Sitzung eine Einladung per Email. |
Literatur |
Thomas Macho: Tiere zweiter Ordnung. Kulturtechniken der Identität und Identifikation, in: Dirk Baecker, Matthias Kettner, Dirk Rustemeyer (Hg.): Über Kultur. Theorie und Praxis der Kulturreflexion, Bielefeld: transcript, 2008, S. 99–117. |