Die Wiedergabe von Weltuntergangsszenarien hat in der Geschichte der Graphik eine lange Bildtradition. Man denke an das Druckwerk von Albrecht Dürer «Apocalipsis cum figuris» (Dürer 1498) darin enthalten das berühmte Blatt der apokalytischen Reiter, oder der Graphikzyklus «Les Grandes Misères de la guerre» zu den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges von Jaques Callot (Callot 1632) und in dessen Nachfolge die Bildserien «Desastres de la Guerra» (Goya 1810/12) und «Los Caprichos» (Goya 1793/99) mit dem berühmten Blatt «Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer» des spanischen Malers Francesco de Goya.
Auffällig bei diesen drei Beispielen ist, dass die dargestellten Gräuel technisch gesehen ganz neue innovative graphische Höchstleistungen sind. Innovative Technik und künstlerische Bildfindung bilden eine neue Einheit und verweisen in die Zukunft nach der fürchterlichen Realität. Das heißt die oben genannten Künstler haben sich dem Schicksal «graphisch» verweigert und nach vorne gedacht. Nachfolgende Generationen von Künstlern wurden von diesen neuen Bildideen und Techniken wesentlich beeinflusst.
Schaut man auf unserer jetzige Situation ist die Vorstellung danach geht alles so weiter wie bisher nicht durch zu halten. Die Frage die sich stellt ist wie wird die Kunst zukünftig aussehen?, welche Formen werden wir benutzen?, wie verändern sich die Inhalte?
Deshalb werden wir im Projekt zunächst «produktiv» inne halten. Das heißt die bisher entstandenen Arbeiten gilt es neu zu bewerten bzw. geplante Werke neu zu denken.
Fragen könnten sein: Ist vielleicht das Analoge nach einer totalen Phase des Digitalen wieder gefragt oder wird es eher verschwinden?
Gibt es in der Radierung innovatives Potential zu heben?
Welche Themen werden uns nach dem uns alles bestimmenden Thema beschäftigen?
Dafür wäre es bestimmt kunsthistorisch interessant zu schauen was Künstler nach Krisenzeiten so produziert haben, gerade in der Graphik. Eine Recherche ließe sich gut mit dem im Netz zahlreich vorhandenen Dokumenten aus graphischen Sammlungen bewerkstelligen (es ersetzt zwar nicht die schon geplante und abgesagte Exkursion zur graphischen Sammlung der Feste Coburg und nach Nürnberg aber immerhin, das lässt sich ja auch nachholen).
In einem zweiten Schritt gilt es die entstehenden Ideen zunächst festzuhalten. Sei es zeichnerisch, fotografisch etc. Technisch gesehen gäbe es die Möglichkeit den Ausfall der Werkstatt produktiv zu nutzen und sich selbsterfundene Abbildungs- und Drucktechniken zu überlegen und umzusetzen.
In einem letzten Schritt und dabei müssen uns die Naturwissenschaftler helfen könnten wir die Werkstatt hoffentlich zeitweise gegen Ende des Semesters öffnen. Denkbar wäre die Werkstatt für jeweils zwei Personen tageweise nutzbar zu machen. Da wir technisch gesehen die Werkstattabläufe im Fachkurs intensiv eingepflegt haben müsste das zu schaffen sein. |