Beschreibung |
Die Zeit um 1900 ist nicht nur in chronologischer Hinsicht geprägt von Übergängen: Gesellschaftliche, politische, ökonomische und technologische Veränderungen wirken auf den Menschen der Jahrhundertwende ein und leisten zwar im Zuge des gesellschaftlichen Wandels und der Individualisierung dem Entwurf selbstbestimmter und flexibler Lebensentwürfe Vorschub, führen jedoch auch zu Hilflosigkeit, Vereinzelung und Entfremdung angesichts einer mit neuen Möglichkeiten überfrachteten Realität. Dazu kommt eine ‚Entzauberung‘ der Lebenswelt durch die Wissenschaft, welche an die Stelle der Religion als welterklärendes System tritt. Die Künste begegnen diesen Entwicklungen mit deren expliziter Integration in naturalistische und realistische Entwürfe, allerdings lassen sich zeitgleich verstärkt Bestrebungen feststellen, Einheit und Sinnstiftung über eine Hinwendung zum Phantastischen herbeizuführen: Der Kraft der Imagination und dem Spekulativen wird u. a. in der Bearbeitung märchenhafter, esoterischer oder historischer Stoffe Rechnung getragen; im Gesellschaftlichen erleben okkultistische und spiritistische Bewegungen ihren Höhepunkt während Eskapismus und künstlerischer Schaffensprozess in der Rauschgiftkultur des Fin de Siècle zusammenlaufen. Unter Berücksichtigung o. g. Kontexte legt das Seminar den Schwerpunkt auf die internationale Literatur und ihr mediales Umfeld um 1900, d. h. ausgehend von den literarischen Manifestationen phantastischer Ideen sollen Wechselwirkungen zwischen Literatur und Bildender Kunst, aber auch zwischen Literatur und den neuen Medien Photographie und Film untersucht und auf Formen, Funktionen und Potenziale hin befragt werden. Zur Anbindung an archivtheoretische Fragestellungen ist im Studienmodul weiterhin eine Exkursion zur Phantastischen Bibliothek Wetzlar geplant. |
engl. Beschreibung/ Kurzkommentar |
Media Aesthetics: Fantastic Film, Art and Literature around 1900
Taking into account sociological, political and technical contexts (including media change, individualisation, and occult movements) and focusing on forms, themes and functions the course aims to analyze medial representations of the Fantastic from ca. 1880 to 1930. The concept of transition as an integral part not only of modern life circumstances but also of fantastic art, film, and literature helps to provide a deeper understanding of how media, art, and the human condition intertwine at the turn of the century. |