Beschreibung |
Die Kulturtechnikforschung behandelt Kultur und Technik nicht als Gegensatz. Vielmehr geht sie davon aus, dass Konzepte wie 'Kultur', 'Technik', aber auch 'Natur', 'das Soziale' und viele andere allererst durch Operationen hervorbracht werden, die den konzeptuellen Unterscheidungen vorausgehen.
Ausgangspunkt der Kulturtechnikforschung ist demnach die Prämisse, dass es materiale Operationen und historisch benennbare, konkrete Praktiken sind, die die fundamentalen Unterscheidungen und Kategorien einer gegebenen Kultur prozessieren. Neben klassischen Kulturtechniken der Bild-, Schrift- und Zahlbeherrschung gehören hierzu auch Körpertechniken wie Rituale, Trancetechniken, Disziplinarsysteme und Mobilitätspraktiken. Wenn aber Kulturtechniken den entsprechenden Konzeptualisierungen stets vorausgehen, dann rücken medienhistorisch neue Akzentsetzungen in den Blick: Die Aufmerksamkeit gilt dann den vielfältigen Kulturtechniken der Schreibens, und nicht dem Konzept der Schrift; und sie gilt den verschiedenen Kulturtechniken der Erzeugung der anthropologischen Differenz (Mensch-Maschine- und Mensch-Tier-Unterscheidung) und weniger dem Begriff des Menschen. Ebenso wenig kann es die Zeit unabhängig von Kulturtechniken der Zeitmessung oder den Raum unabhängig von Kulturtechniken der Verräumlichung geben. Konkrete Kulturtechniken machen also sichtbar, welche Netzwerke von Dingen, Personen und Zeichen interagieren, um grundlegende Unterscheidungen wie die von Form und Materie, Subjekt und Objekt, Zeichen und Ding oder Kultur und Natur hervorzubringen.
Das Seminar stellt grundlegende Positionen der Kulturtechnikforschung vor, diskutiert daran anschließende Fragestellungen und erörtert die methodischen Möglichkeiten für Haus- und Examensarbeiten. |
engl. Beschreibung/ Kurzkommentar |
Foundations of Cultural Techniques
Cultural Techniques are material operations and historically embedded practices that process the fundamental distinctions and categories of a given culture. They encompass 'classical' Cultural Techniques such as painting, writing or calculating, but also techniques of the body, rituals, disciplinary systems and mobility practices. Cultural Techniques, therefore, always precede their conceptualization: There is no concept of writing without the practices of writing, there are no human beings without techniques of humanization, there is no time without instruments and practices of time-measurement, and there is no space without techniques of spatialization. Cultural Techniques render visible the networks of things, people and signs, that interact to produce the fundamental oppositions of culture (form/material, subject/object, sign/thing, culture/nature). The course will provide an introduction to basic accounts of Cultural Techniques, discuss further research topics related to the field, and consider methodological questions regarding term papers and theses.
|