Beschreibung |
Wir alle kennen sie, wir alle nutzen sie: die Orte, die Institutionen und die Maschinen der Bürokratie. Als selbstverständlicher und insofern habitualisierter Bestandteil der Verfasstheit der Moderne, der sich allenfalls als kleinteiliges Ärgernis bemerkbar macht, tritt uns die machtvolle und komplexe Infrastruktur des Verwaltens nur selten als solche entgegen. Dabei sind es die vielfältigen Medien der Administration, die Wissen erzeugen, sammeln, aufbewahren, vervielfältigen und präsentieren und damit die Existenzbedingungen und die Mobilitätsmöglichkeiten von Dingen, Personen und Diskursen reglementieren und regulieren.
Das Seminar nimmt sich vor, diese Selbstverständlichkeit des Verwaltens in mehreren Hinsichten zu befragen: erstens mit Blick auf Orte, Räume und Situationen (Schreibtisch, Sekretariat, Büro vs. Labor), zweitens bezogen auf die damit verbundene Instituierung eines spezifischen (Herrschafts-)Wissens (Kameralistik, Beamtentum und Bürokratie), und schließlich drittens im Hinblick auf die angewendeten Verfahren und Praktiken (Ablegen, Archivieren, Notieren, Stenographieren) sowie die benutzten Technologien des Verwaltens: von der Akte über Rechen- über Schreibmaschinen bis zu Vervielfältigungsapparaten (Edisons electric pen, Matrizendrucker, Fotokopierer) und Präsentationstechniken (Dia, Clipboard, Powerpoint). Auf diese Weise soll Licht auf eine zu wenig beachtete Mediengeschichte geworfen werden, deren nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Prozess der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zur Organisation unserer spätmodernen Gesellschaft herausgearbeitet werden soll. |
engl. Beschreibung/ Kurzkommentar |
Media history of bureaucracy
We constantly encounter the institutions and machines of bureaucracy. They are deeply embedded in modern life and society, but only in rare moments we come to recognize the power and complexity of these infrastructures of administration. As the media of administration create, collect, store, process, and present knowledge of every kind, this infrastructure controls the conditions of existence as well as the mobility of things, people, and signs. The course wants to question the taken-for-grantedness of administration and management in several respects: with regard to places and situations (desk, secretariat, office ), with respect to the links between administrational knowledge and power (cameralism, bureaucracy), and with regard to practices (filing, archiving, noting, stenographing) and technologies of administration (files, typewriters, copiers, presentation techniques). The course will thus analyze a process of media history that has deeply shaped industrialism and still lies at the heart of postindustrial societies. |