Beschreibung |
Mit der Architektur der Moderne haben sich Bauten nicht nur stilistisch radikal verändert, sondern vor allem auch in der Architekturtheorie setzte ein neues Nachdenken über Architektur ein, in der Architektur in ihrer Räumlichkeit als „Raumkunst“ erfasst wurde. Trotzdem damit auch ein Umdenken in der Betrachtung von Architektur einherging, wurde in der Postmoderne erneut auf die Zeichenhaftigkeit von Architektur und somit auf ihre bildlichen Qualitäten verwiesen. Und auch bis heute rekurrieren Architekturbeschreibungen häufig mehr auf die Bildlichkeit von Architektur als auf ihre Räumlichkeit. Obwohl Architektur immer sowohl körperlich als auch visuell erlebbar ist, wird ihre Erscheinungsform zumeist durch Bilder präfiguriert, die diese Bildlichkeit von Architektur ausstellen. Dieses Spannungsverhältnis nimmt das Seminar auf und möchte einerseits nach dem Verhältnis zwischen Bild und Architektur fragen und andererseits sein Hauptaugenmerkt auf der Architektur als Bild, das heißt ihrer genuinen Bildhaftigkeit und Bildwirkung legen. Wie und welche Bilder erzeugt Architektur? Wie wirkt Architektur und durch was wirkt sie auf uns? Und was an ihr ist bildhaft? Kann Architektur überhaupt zum Bild werden? Dabei werden wir sowohl die „Bildlichkeit“ als auch die bildlichen Qualitäten von Architektur untersuchen. Da Architektur jedoch immer „Raumkunst“ ist, bedeutet Bildlichkeit von Architektur zu befragen, somit auch den vorherrschenden Bildbegriff zu erweitern. Das Seminar teilt sich in zwei Teile. Im ersten Teil werden wir wichtige Texte der Architekturtheorie, die sich mit der Bildlichkeit von Architektur auseinandersetzen, studieren. In Gruppen werden einzelne Begriff erarbeitet, die im zweiten Teil anhand der Gebäude überprüft werden. Der zweite Teil des Seminars ist als Blockseminar mit zweitägiger Exkursion nach Berlin geplant, in der wir bildhafte und inzwischen ikonische Architektur wie die Niederländische Botschaft von Rem Koolhaas, die Unité d’habitation von Le Corbusier, die Alte Nationalgalerie von Friedrich August Stüler, die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe, das Jüdische Museum von Daniel Libeskind, die Philharmonie von Hans Scharoun, die Gedächtniskirche oder das Schloss Sanssouci besuchen werden. Insbesondere vor den Originalen soll das Sehen als genuine Form des Denkens geschult werden und dabei Querverweise zur Architekturtheorie hergestellt werden. Die Teilnehmerzahl ist aufgrund der Exkursion auf 20 begrenzt. |
Literatur |
Andreas Beyer, Matteo Burioni, Johannes Grave (Hrsg.), Das Auge der Architektur. Zur Frage der Bildlichkeit in der Baukunst, München 2011. |