Das Seminar "Körper-Zeit-Bewegung" begreift den Film als das zentrale Medium der anthropomedialen Relationierung (Voss, 2010) von Körper und Zeit durch Bewegung.
Das "Zeit-Bild" zeigt für Deleuze ein genuin filmisches Denken der Zeit, weil es mit den klassischen Bewegungsmustern und Relationierungsweisen von Körper und Bild bricht und so andere Bildbewegungen und Handlungslogiken hervorbringt.
Aus einer anthropomedialen Perspektive lässt sich insbesondere das "In-Beziehung-Setzen" von Film und Zuschauerkörper als eine zentrale mediale Bedingung für ästhetische Erfahrung im Kino fassen (Voss, 2013) . "Zeiterfahrung" ist damit anders als bei Deleuze nicht allein auf die filmische Logik des Zeit-Bildes rückführbar, sondern entsteht aus dem Kontakt zwischen Zuschauerkörper und technischem Filmkörper (Sobchack, 1992).
Zwei theoretische Bewegungen sind durch die zeitlichen Bewegungen des Films beeinflusst (ohne dies natürlich immer explizit zu machen): Die Phänomenologie und Henri Bergsons Zeitphilosophie. Aus einer medienphilosophischen Forschungsperspektive heraus will dieses Seminar den anthropomedialen Relationierungsweisen nachgehen, die in diesen Theorien über die Begriffe von Körper, Zeit und Bewegung vorgenommen werden. In der Phänomenologie geht es dabei um Konzepte wie "kinästhetische Wahrnehmung", "Horizontintentionalität" und Husserls "Phänomenologie des inneren Zeitbewusstseins". Bei Henri Bergson stehen die Konzepte der Dauer, des Gedächtnisses und der Rolle des Körpers als zeitprozessierende Instanz im Vordergrund, die schon Deleuze für seine Filmphilosophie in Anschlag gebracht hat. Durch diese Relektüre lassen sich nicht nur zeitgenössische Bewegungs- und Affekttheorien (Brian Massumi/Mark Hansen) besser und kritischer lesen, sondern es werden vielleicht auch neue Zeit- und Bewegungslogiken und Relationierungen von menschlichen und technischen Sinnpotentialen beschreibbar, die unsere digitale Bewegtbildkultur bestimmen. |