Lässt sich eine digitale Gesellschaft auch anders imaginieren als in ihren gegenwärtigen Ausprägungen? Das Studienmodul Digitale Kulturen und Sozialität geht dieser Frage in zwei aufeinander aufbauenden Seminaren nach, die sich mit Counter-Imaginaries einer digitalen Gesellschaft beschäftigen. Dabei schlagen wir einen historischen Bogen von der US-amerikanischen Counterculture-Bewegung der 1960er und 70er Jahre zu späteren digitalitätskritischen Ansätzen und gegenwärtigen Praktiken des ‚Counterings‘.
Im Seminar „Counterculture – Geschichte & Theorie” liegt der Fokus auf der Erarbeitung theoretischer Grundlagen für eine differenzierte Beschreibung und ein medienhistorisch informiertes Verständnis von ‚Counterculture‘. Hierzu setzen wir uns zum einen mit Gesellschaftstheorien auseinander, die die Rolle des Imaginären für die Herausbildung von Sozialität hervorheben (z.B. Taylor) und speziell das Agens von Technologie als Motor kollektiver Imaginationsprozesse herausstellen (z.B. Flichy, Jasanoff). Dabei fragen wir nach dominanten Imaginaries einer digitalen Gesellschaft, von denen sich Strategien des Counterings abheben oder an denen sie sich produktiv oder auch destruktiv reiben. Ein zweiter Schwerpunkt ist ein historischer Blick auf die Herausbildung der US-amerikanischen Counterculture-Bewegung der 1960er und 70er Jahre und ihren berühmten Plattformen und Publikationsorganen wie dem Whole Earth Catalog, die wir im Hinblick auf ihr Technikverständnis (Computer als ‚personal tools‘) und ihr Potential zur gesellschaftlichen ‚Gegenimagination‘ hin befragen. |