Beschreibung |
Innerhalb der Medien-/Kulturwissenschaft sind Konzepte von Affekt, Gefühl und Empfindung in den letzten Jahren intensiv diskutiert worden. So wird etwa darüber nachgedacht, wie Affekte Wissensordnungen oder ästhetische Praktiken mitbestimmen, Körperpolitiken ermöglichen, soziale Un/Zugehörigkeiten regeln, oder Affekt sogar im Sinne einer Ontologie von Kräfteverhältnissen verstanden werden müsste. Der sogenannte »Affective Turn« hat sich gefragt, in welcher Weise Glücksversprechen soziale Techniken oder »Grausamer Optimismus« Instrument einer affektiven politischen Ökonomie sein könnten, inwiefern Politiken der Erinnerung und der Trauer zu Vektoren sozialer Segregation werden können und warum die Aufmerksamkeitsmärkte, die insbesondere digitale Medien bewirtschaften, als affektive Medien begriffen werden.
Seit einer breiten Öffentlichkeit deutlicher wird, dass sich verschiedene, miteinander verflochtene Formen von Rassismus und Antisemitismus, Vergeschlechtlichung und Prekarisierung immer weiter verstärken, sind die affektiven Dimensionen von Diskriminierung und differentieller Gewalt stärker thematisiert worden. Insbesondere die Frage danach, wie Affekt mit Rassismus zusammenhängt, ist wieder thematisiert und als verbunden mit medialen Entwicklungen erklärt worden. Phänomene etwa von »selektiver Empathie«, Gefühlskälte oder Gefühlsunfähigkeit werden diskutiert, ebenso wie Moralpaniken, Angstregimes oder Hetze. Dieses Seminar beschäftigt sich mit verschiedenen (medien)theoretischen Ansätzen zum Affekt und erprobt deren Potential für eine zeitgenössische Kritik des Verhältnisses von Medien, Affekt und Politischem. Wir werden uns mit einigen exemplarischen Ansätzen aus dem Feld der Affekttheorie beschäftigen, und nach deren (mitunter impliziten) Konzepten des Medialen ebenso fragen wie ihrer Möglichkeit nach einer Kritik der Produktion von Identität und Differenz entlang gewachsener Achsen gesellschaftlicher Ungleichheit. In diesem Sinne wird der (medien)theoretische Fokus des Seminars immer wieder an konkreten gegenwärtigen Schauplätzen und Medien erprobt. |
Literatur |
Arendt, Hannah, Besuch in Deutschland. Berlin: Rotbuch-Verl, 1993.; Berlant, Lauren. Cruel Optimism. Duke University Press, 2011., Ahmed, Sara. The Cultural Politics of Emotion. Revised. Routledge, 2014.
|