Beschreibung |
Hans Blumenberg gehört zu denjenigen Philosoph*innen und Theoretiker*innen, die in den letzten Jahren eine verstärkte Aufmerksamkeit durch eine interessierte Öffentlichkeit und die akademische Forschung erhalten haben. Zwar galt er längst nicht mehr als Geheimtipp, doch sind Blumenbergs Denken und Werk mitunter so heterogen und von verschiedenen Strömungen der Ideen- und Geistesgeschichte beeinflusst, dass es kaum möglich ist, ihn auf einen Leitgedanken zurückzuführen oder seine Perspektiven einfachhin als bekannt vorausgesetzt werden dürfen. Dementsprechend hat sich mittlerweile nicht nur ein Forschungsgegenstand "Blumenberg" konstitutiert, sondern es tritt die Vielfältigkeit und Verwobenheit seiner Denkfelder nun im Rahmen der Ausdifferenzierung der Forschung erst verstärkt hervor. Dazu gehört vor allem das seit einiger Zeit erstarkte Interesse an der Tatsache, dass Blumenberg mit einer durchaus als eigenständig zu nennenden Technikphilosophie aufwarten kann. Das Seminar nimmt seine Schriften zur Technik zum Ausgangspunkt, um die Frage nach einer impliziten Medientheorie bei Blumenberg zu stellen, als deren zentrale Fundstelle der Übergangspunkt von Natur in Kultur bzw. Technik zu bezeichnen, die aber auch vor dem Hintergrund seiner Metaphorologie und anthropologisch gefassten Phänomenologie genauer zu kontextualisieren ist. Wichtige Theoriestücke Blumenbergs lassen sich so konfigurieren, dass der Mensch als Relatum einer anthropomedialen Relationalität denkbar wird. Dabei zielt die Reflexion auf die Frage nach der Natur des Menschen darauf ab zu betonen, dass die möglichen Antworten auf diese Frage immer schon und nur vor der Folie metaphorisch-medialer Herstellungsprozesse zu verstehen sind, bei denen der Mensch sich stets auch von dem her versteht und zur Darstellung bringt, was er nicht ist und sich von den Grenzen anthropozentrischer Selbstbezüglichkeit her immer wieder neu in Frage stellen lässt. Natur gibt es nur als medial-technisch vermittelte und hergestellte. Dies gilt für die Natur des Menschen im besonderen Maße, da die anthropogenerischen Herstellungsprozesse den Menschen als Thema und Problem erst hervorbringen und deswegen sich im Rücken einer rein anthropologisch gestellten Frage nach dem Menschen abspielen.
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