Beschreibung |
Aufgrund der Erdrotation geht die Sonne im Osten auf und lange vor Kopernikus’ Beschreibung eines heliozentrischen Weltbildes wurden Tag und Nacht spirituell verstanden und entsprechenden Stellvertretern göttlichen Waltens zugeordnet. Dag und Natt, die Antagonisten der nordischen Mythologie, ordnen seither das Leben. Das Alte Testament verweist auf Finsternis als Urzustand, dem durch Lichtwerdung kontrastreich begegnet wurde. Seither ist Helligkeit positiv konnotiert, wohingegen Dunkelheit weiterhin negativ assoziiert wird. Die Beherrschung des Feuers brachte Licht in die lange Nacht der frühen Menschheit und Prometheus’ Dienst hat dadurch zur Erhellung des paläolithischen Geistes beigetragen, betrachten wir die kunstvollen Wandmalereien in ehemals behausten Höhlen. Heutzutage „brennt“ elektrisches Licht im Überfluss, das tageszeit- und ortsunabhängige Orientierung ermöglicht. Doch der Siegfrieden über die Dunkelheit ist brüchig, der permanente Lichtkomfort kann ermüden, die Sehnsucht nach sparsamer Lichtregie fordert Überlegungen einer Verschattungsstrategie.
Das Blockseminar gibt Einblick in aktuelle künstlerische Verfahrensweisen, Strategien und Ansätze (künstlerisches Schaffen) wie auch ins Ausstellungswesen, den Kunstbetrieb (kuratorisches Handeln), ergänzt um den Seitenblick auf Marktmechanismen und -macht, um das komplexe interdependente und interdisziplinäre Feld zeitgenössischer Kunst näher kennen zu lernen. Das geschieht theoretisch und praxisnah: Die Studierenden entwickeln ein Projekt- bzw. Ausstellungsthema. Ausgehend vom Begriff des Schattens werden für eine abschließende Ausstellung eigene künstlerische Konzepte realisiert. Es werden dabei Prozesse künstlerischen und kuratorischen Arbeitens/Agierens und begleitender kommunikativer Vermittlungsstrategien durchlaufen.
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Literatur |
Tanizaki Jun’ichiro: Lob des Schattens, München 2011. Ilja Kabakow/Boris Groys: Die Kunst der Installation, Hamburg 1996. Kasper König: Das Leben von Kasper König in 15 Ausstellungen, Köln 2016. Wolfgang Ullrich: Siegerkunst – Neuer Adel, teure Lust, Berlin 2016. Franz Marc: Briefe aus dem Feld, München 1985. Coers, Smith, Steig (Hg.): Arbeit an der Pause, Köln 2019. Alexander Steig (Hg): Kamera, München 2019. Periodika: Kunstforum international, art, artist, Texte zur Kunst, Kunstzeitung u. a. |
Leistungsnachweis |
Ausstellungs- und Werkbesprechung, Referate, künstlerische Produktion, kuratorisches Handeln, Öffentlichkeitsarbeit, Flyer-Entwurf u. a. |