Beschreibung |
Wie das Gerichtsverfahren untrüglich an ein theatrales Dispositiv gekoppelt ist, das auf Mündlichkeit, Darstellungsstrategien und der Transformation von Realem ins Symbolische beruht, so war und ist auch die theatrale Aufführung, die Bühnenperformance privilegierte Szene zur Verhandlung dessen, was Recht oder Unrecht, Gerechtigkeit und Willkür, Ordnung und Verwirrung ist. Neben dieser strukturellen Vergleichbarkeit von Bühnensetting und Gerichtsverhandlung, die wir zu Beginn des Seminars diskutieren, sollen vor allem drei Konstellationen dieses Verhältnisses im Seminar betrachtet werden: 1) Gerichtsprozesse / -verhandlungen am Theater: von den klassischen "Prozessdarstellungen" auf der Bühne wie in Aischylos "Orestie", in Kleists "Zerbrochenem Krug" oder bei Karl Kraus, Bertolt Brecht, Peter Weiss bis hin zu aktuellen Re-Enactments von Gerichtsprozessen (Milo Rau, Andrea Geyer) 2) Die Theatralität von Prozessen und Prozessberichten wie etwa die Moskauer Prozesse, die Nürnberger Prozesse oder jenen von Hannah Arendt für immer festgehaltenen Prozess von Adolf Eichmann oder die Befragungen vor dem "Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten" unter Mc Carthy oder jüngst etwa die NSU-Prozesse und ähnlich politisch brisante Verfahren. 3) Konkrete Gerichtsprozesse, die sich aus Theaterproduktionen ergeben haben, diese betreffen insbesondere Sittlichkeitsfragen oder politisch-revolutionäre Tendenzen, aber auch Fragen des Copyrights, der Autorisierung von Bearbeitungen etc. Hier finden wir eine ganze Reihe interessanter Beispiele, etwa bei Autoren wie Arthur Schnitzler, Frank Wedekind, Bertolt Brecht, Jules Verne u.a. |