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Online-Vorlesung: Städte für morgen – Für eine humane und nachhaltige Stadtentwicklung
Ideen und Interesse für ein interdisziplinäres Projekt von Sozialer Arbeit, Urbanistik und Architektur
In der Sozialen Arbeit werden Fragen der Lebensführung und Lebensgestaltung verhandelt – im Wissen um eine ungleiche Verteilung der Ressourcen, die Menschen dafür zur Verfügung stehen und eine Beeinträchtigung von Chancen für eine freie und selbstbestimmte Entwicklung. Und im Wissen darum, dass Menschen auch bei objektiv vergleichbaren Ressourcen sehr unterschiedlich damit umgehen, und dass manche Menschen sich dabei schwertun, ein gelingendes Leben zu führen, wiederum aus sehr vielen unterschiedlichen Gründen – individuellen Beeinträchtigungen, dem Verstrickt-Sein in soziale Konflikte im persönlichen Umfeld, fehlenden oder nicht passenden Qualifikationen, psychischen Erkrankungen, deviantem Verhalten in vielerlei Spielarten, bis hin zu delinquentem Verhalten. Bei all dem geht es auch immer um die Frage des Zusammenlebens von Menschen mit anderen, in der Familie, der Nachbarschaft, in Freundschaften, mit Gleichaltrigen und in der Gesellschaft, und auch das gemeinsame Arbeiten und MiteinanderAuskommen im Betrieb oder bei der Gestaltung der „freien“ Zeit außerhalb der Erwerbsarbeit. Und immer geht es dabei um die Frage nach dem guten Leben.
In der Architektur und in der Urbanistik geht es auch um Fragen der Lebensführung und Lebensgestaltung – in gebauten Räumen, in denen gewohnt, gearbeitet, gefeiert und gegessen wird, konsumiert und produziert wird, in Räumen, die Möglichkeiten für künstlerische und kreative Tätigkeiten und kulturelle Teilhabe eröffnen können, in Räumen für Aneignungs- und Vermittlungsprozesse aller Art. Die Architektur bietet Entwürfe in Form gebauter Räume an, in der Urbanistik geht es um die Gestaltung von öffentlichem und privatem Raum in der Stadt – vor allem auch um das Balancieren und In-Einklang-bringen der unterschiedlichen, privaten und öffentlichen Interessen an der Nutzung des städtischen Raums –, in beiden Disziplinen geht es auch um andere Fragen, werden mit anderen Kategorien zentrale Bezugspunkte für das Verständnis der Disziplinen und Interessen in der konkreten Arbeit markiert: Ästhetik, Technik, Wirtschaftlichkeit, Ökologie. Doch auch dabei hat die Frage nach dem guten Leben eine zentrale Bedeutung. Und zuvorderst kann man Architektur und Urbanistik als Disziplinen und Handlungsfelder verstehen, in denen nach zeitgemäßen Antworten auf die Frage, wie wir leben und arbeiten wollen, gesucht wird, und mit Blick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen gefragt wird, wie sie zu einem vernünftigen, zivilisierten und kultivierten Leben in der Gesellschaft beitragen können.
In der Sozialen Arbeit, in der Architektur und der Urbanistik geht es also um vergleichbare Fragen – und ähnlich gelagerte Interessen. Nun ist es jedoch bei Weitem nicht so, dass diese Disziplinen harmonisch an einem Strang ziehen, dass es ein gemeinsames Interesse oder Ziel gäbe, auf das sie bezogen werden könnten. Im Gegenteil, es können, es müssen auch diametrale Gegensätze zwischen der Sozialen Arbeit und Architektur und Urbanistik benannt und bewusst gemacht werden. In der Sozialen Arbeit ist das Interesse an der Gestaltung von Verhältnissen des Zusammenlebens in der Gesellschaft nicht generell akzeptiert, es gibt ganz unterschiedliche Sichtweisen auf das Verständnis dieser Disziplin und ihren Aufgaben, Sichtweisen, in denen die hier skizzierte Perspektive zumindest am Rand der theoretischen Begründung und Konzipierung der Sozialen Arbeit und ihrer praktischen Ausformung in der Organisation der institutionellen Angebote und des professionellen Handelns steht.
In dieser Vorlesung wollen wir mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und der TU Stuttgart den notwendigen Diskurs zwischen der Sozialen Arbeit, Architektur und Urbanistik ermöglichen. Hierzu werden externe Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen, mit unterschiedlichen Erfahrungs- und Wissenshintergründen eingeladen. Ziel ist die Entwicklung einer erste Annäherung an eine gemeinsame, zumindest in Ansätzen geteilten Vision eines guten Lebens, in der Fragen des Zusammenlebens der Menschen in der Stadt eine zentrale Rolle spielen. Was kann jede Disziplin dazu beitragen kann, um ihr ein Stück näher zu kommen?
Lehrformat: Vorlesung, online, mittwochs 18.-19.30 (3 ECTS)
Richtet sich an: alle Studierende der Universität
Dozenten: Frank Eckardt
Erster Termin: 15. Oktober 2025
Erwartete Teilnehmer: 100
Maximale Teilnehmer: 200
Unterrichtssprache: Deutsch |