weitere Lehrende: Verena Friedrich Im Science-Fiction-Film Tron (1982) wird eine Orange per Laserstrahl eingescannt, um sie in eine virtuelle Computerwelt zu übertragen. Am Ende dieser Matter Transform Sequence ist die Orange verschwunden – stattdessen erscheint ihr digitales Abbild auf dem Bildschirm. Das Versprechen dieser fiktiven Technologie: die totale Erfassung und Modellierung der bio-logischen Welt, um sie auf daten-logischer Ebene beliebig manipulieren, kontrollieren und verfügbar machen zu können.
Etwa vier Jahrzehnte später haben sich Methoden und Umfang der Datenerfassung, -verarbeitung und -speicherung rasant weiterentwickelt. Immer größere Teile der Welt und unseres Alltagslebens werden digitalisiert und in technische Infrastrukturen überführt, so dass man von einer „Datafication of Everything“ sprechen kann. Doch sind wir der Techno-Utopie der vollständigen Erfassbarkeit der Welt wirklich näher gekommen?
Zeigt sich nicht gerade in der Fülle der Daten, dass gewisse Anteile von Welt und „Natur“ immer flüchtig bleiben – unmessbar, unverfügbar und widerspenstig gegenüber jeder Form der technischen Aneignung? Oder ist Letzteres doch nur eine romantische Vorstellung, die der Wirkmächtigkeit von Big Tech längst nichts mehr entgegenzusetzen hat? Wie gehen wir als Menschen und Künstler*innen mit der aktuellen Situation um? Können künstlerische Praktiken Alternativen zu einem rein technokratischen Umgang mit Daten ermöglichen?
Das Seminar untersucht diese Fragen aus künstlerischer, technischer, praktischer und theoretischer Perspektive. Nach einer allgemeinen Einführung in die Thematik diskutieren wir künstlerische Arbeiten und lesen ausgewählte Texte, um uns mit der zunehmenden Quantifizierung und Datafizierung der Welt auseinanderzusetzen. In praktischen Workshops betreiben wir Statistik mit Stift und Papier und erproben grundlegende Methoden des Sammelns, Ordnens, Zählens und Klassifizierens biologischer Proben. Von dort aus verfolgen wir den Weg zu heutigen computergestützten (Klassifikations-) Verfahren auf Basis von Machine Learning und data-driven research in der Wissenschaft. Über all dem schwebt die Frage nach dem Verhältnis von Materialität und Digitalität: welche Kontinuitäten bestehen, welche Brüche treten auf?
Ziel ist die Entwicklung eigenständiger Projektideen und -umsetzungen, die sich künstlerisch-experimentell mit spezifischen Aspekten des Themas „DatenNaturen“ auseinandersetzen. Anmeldung per Mail frühstmöglich, jedoch spätestens bis zum 12.10.2025 an ???@uni-weimar.de mit dem Betreff „DatenNaturen“. |