Beschreibung |
Im Design wie auch in der Bildhauerei wird Stein traditionell als orthogonaler Block behandelt, aus dem eine Form „befreit” wird. Der Block wird als unbeschriebenes Blatt betrachtet – ein standardisiertes XYZ-Volumen –, das darauf wartet, in Form gebracht zu werden. Diese Vorgehensweise ist zwar effizient für die Modellierung und Bearbeitung, löscht jedoch die Unregelmäßigkeiten und geologischen Geschichten aus, die jedes Fragment einzigartig machen. In diesem Projekt verfolgen wir einen anderen Ansatz. Anstelle von standardisierten Industrieblöcken beginnen die Studierenden mit unbearbeitetem Stein – rohen geologischen Fragmenten, die unregelmäßig, gebrochen und spezifisch sind. Das Ziel ist es, einen digital-materiellen Workflow und experimentelle Möbelstücke zu entwickeln, bei denen Stein kein passives Material ist, das in Form gebracht wird, sondern ein aktiver Designpartner. „Geologic Assemblies” ist das letzte Projekt der irreguLAB-Reihe, einem experimentellen Lehrformat, das sich auf die digitale Erfassung, Gestaltung und Fertigung unter Verwendung unregelmäßiger Materialien konzentriert und durch die Auseinandersetzung mit Ressourcenknappheit und Materialverschwendung zu nachhaltigeren Designpraktiken beiträgt. Nachdem wir mit krummen und gegabelten Hölzern gearbeitet haben, die aus der industriellen Holzgewinnung in den lokalen Wäldern Weimars übrig geblieben sind, werden wir nun die Trümmer und Fragmente sammeln, die in Weimars eigenem Steinbruch zurückgeblieben sind. Travertin aus Ehringsdorf ist bekannt für seine Fossilien und archäologischen Funde und wird seit dem 18. und 19. Jahrhundert abgebaut, um in vielen Gebäuden und Denkmälern in und um die Stadt verwendet zu werden. Wir werden die übrig gebliebenen, unverarbeiteten Steine – ein günstiges, reichlich vorhandenes und energiearmes Material – in innovative und experimentelle Designstücke verwandeln. Das Semester beginnt mit einer Exkursion zur Travertinfabrik in Bad Langensalza und zum Steinbruch in Ehringsdorf, Vorträgen von geladenen Expert*innen, Forschungspräsentationen der Studierenden und, was am wichtigsten ist, einem intensiven, dreiwöchigen gemeinsamen Design & Fertigungs-Sprint. In dieser ersten Aufgabe entwerfen die Studierenden Tischlampen, die unregelmäßige Travertinfragmente mit einer standardisierten Lichtquelle verbinden. Design- und Technologie-Workflows werden auf schnelle und spielerische Weise erlernt. Wir konzentrieren uns auf Fähigkeiten im Bereich Scannen, Modellieren, Programmieren, digitale Fertigung und deren Integration in einen Design-for-Fabrication-Ansatz. Diese Fähigkeiten ermöglichen es uns, nicht nur gehorsam dem Vorhandenen zu folgen, sondern eine eigenständige, zeitgemäße und innovative Formsprache mit einem experimentellen Ansatz zu entwickeln, die in einen Dialog mit den vorhandenen Geometrien und Materialien treten kann. In der Hauptaufgabe entwickeln und bauen die Studierenden ihre eigenen Möbelentwürfe unter Verwendung dieser Arbeitsabläufe und Materialien. Ihre Entwürfe, die im Kontext der Universitätsbibliothek entstehen werden, setzen sich mit den Themen Lesen, Warten und Zusammenkommen auseinander. Die Typologie und der Maßstab dieser Entwürfe (ob Sitzmöbel, Lampe, Regalsystem, Trennwand, ...) sowie das Material und die Fertigungstechnik (, AR-gestützte Montage, CNC-Fertigung, Keramik- oder Kunststoff-3D-Druck, Wasserstrahlschneiden, Gießen, ...) für die intelligente (digitale) Einbindung und Nutzung von Bruchsteinen (als Gegengewicht, Möbelfuß, Stapelsystem, Abstandhalter, ...) werden in Ihren individuellen Projekten definiert. Es wird digital, es wird experimentell und es wird werkstattintensiv! |