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WiSe 2025/26

Anders leben: Künstlerkolonien, Kollaborative Kreativität, Lebensreform - Einzelansicht

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Grunddaten
Veranstaltungsart Seminar SWS 4
Veranstaltungsnummer 425250003 Max. Teilnehmer/-innen
Semester WiSe 2025/26 Zugeordnetes Modul SM "Lebensreform und Künstlerkolonien um 1900"
Erwartete Teilnehmer/-innen
Rhythmus
Hyperlink  
Weitere Links Dozentur Film- und Medienwissenschaft
Sprache deutsch
Termine Gruppe: [unbenannt]
  Tag Zeit Rhythmus Dauer Raum Raum-
plan
Lehrperson Bemerkung fällt aus am Max. Teilnehmer/-innen
Einzeltermine anzeigen
Fr. 13:30 bis 15:00 Einzel am 24.10.2025 Helmholtzstraße 15 - Seminarraum 103      
Einzeltermine anzeigen
Fr. 13:30 bis 17:45 Einzel am 31.10.2025 Helmholtzstraße 15 - Seminarraum 103      
-.  bis  BlockWE 11.11.2025 bis 16.11.2025     

Exkursion nach Worpswede

 
Einzeltermine anzeigen
Fr. 13:30 bis 17:45 Einzel am 28.11.2025 Helmholtzstraße 15 - Seminarraum 103      
Gruppe [unbenannt]:
 
 


Zugeordnete Personen
Zugeordnete Personen Zuständigkeit
Steig, Alexander , Dipl.-Kulturpäd.
Frisch, Simon Christopher , Dr.phil.
Studiengänge
Abschluss Studiengang Semester Leistungspunkte
B. A. Medienkultur (B.A.), PV2022 - 6
B. A. Medienkultur (B.A.), PV 2023 - 6
Zuordnung zu Einrichtungen
Film und Medienwissenschaften
Fakultät Medien
Inhalt
Beschreibung

Ab den 1880er Jahren entstanden zahlreiche Künstlerkolonien in ländlichen Gegenden. Diese Gemeinschaften von Malern, Schriftstellern, Kunsthandwerkern und Denkern suchten jenseits der Metropolen nach Inspiration in der Natur, nach Einfachheit, Authentizität und einer neuen Verbindung von Kunst und Leben. Orte wie Worpswede, Dachau, Nidden, Ahrenshoop oder die Mathildenhöhe in Darmstadt entwickelten sich zu kulturellen Laboratorien, in denen neue Formen künstlerischen Ausdrucks, des Zusammenlebens und der Gestaltung erprobt wurden.

Um 1900 formierten sich im deutschsprachigen Raum – aber auch darüber hinaus – eine vielgestaltige Kulturbewegung, die unter dem Schlagwort Lebensreform bekannt wurde. Getragen von Künstlern, Intellektuellen, Reformpädagogen, Naturheilkundlern, Theosophen, Vegetariern, Nacktkultur-Enthusiasten und Aussteiger*innen, war diese Bewegung unter anderem Ausdruck einer Kritik an der Moderne: an Industrialisierung, Urbanisierung, Entfremdung und der als geistlos empfundenen bürgerlichen Lebensweise. Die Lebensreformer strebten eine ganzheitliche Erneuerung des Lebens an, im Alltag, in der Ernährung, im Wohnen, in der Kleidung. Es ging um Ideen des "Natürlichen", des "Ursprünglichen" und des "Einfachen". Lange vor den 1960er Jahren bildeten sich hier Kommunen, Gartenstädte, vegetarischen Kolonien, Siedlungen oder auch alternative pädagogische Einrichtungen.

Insbesondere in Worpswede verband sich die Landschaftsmalerei mit dem Traum vom naturnahen Leben. Künstler wie Heinrich Vogeler, Paula Modersohn-Becker oder Rainer Maria Rilke erprobten hier neue Wege zwischen individueller Innerlichkeit und gesellschaftlicher Utopie. Auch auf der Darmstädter Mathildenhöhe, gefördert vom kunstsinnigen Großherzog Ernst Ludwig, verband sich der Jugendstil mit der Idee eines reformierten Wohnens und Arbeitens – ein Vorläufer späterer Bauhaus-Ideen.

Das Modul untersucht die Lebensreform- und Künstlerkolonie-Bewegungen in ihren gemeinsamen und unterschiedlichen Formen im Kontext der tiefgreifenden Umbrüche der Moderne. Dabei werden wir sowohl die ideengeschichtlichen Hintergründe (z. B. Rousseau, Nietzsche, Theosophie, Wandervogelbewegung) als auch die konkreten Realisierungen dieser Lebensutopien analysieren. Im Zentrum stehen Fragen wie:

  • Was war das Ziel der Lebensreformer – worin bestand ihre Gesellschaftskritik?
  • Wie wurde „Natürlichkeit” und „Ursprünglichkeit” imaginiert und inszeniert?
  • In welchem Verhältnis standen Kunst und Leben in den Künstlerkolonien?
  • Welche Geschlechterbilder, Körperpolitiken und sozialen Hierarchien waren mit diesen Bewegungen verbunden?
  • Inwiefern wirken Aspekte der Lebensreform in heutige Ökologiebewegungen, Baukultur und Lebensstilfragen etc. nach? WO sind sie uns fremd, wo finden wir Anschluß?

Ziel ist es, Lebensreform und Künstlerkolonien nicht romantisch zu verklären, sondern als ambivalente kulturelle Phänomene zu analysieren: als Mischung aus Protest, Rückzug, Ästhetik und Reformpraxis und als kulturelle Epoche, in deren Kontext nicht zuletzt das Bauhaus steht.

Bemerkung: Bei der dauerhaften Teilnahme am Kurs ist die Anmeldung im zugehörigen Moodle notwendig.

Literatur

 

Joachim Radkau (2013): Alternative Moderne: Ins Freie, ins Licht! In: Anders leben. Wilder denken, freier lieben, grüner wohnen - Jugendbewegung und Lebensreform in Deutschland um 1900. ZEIT Geschichte, Heft 2/13. Online: https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/02/reformbewegung-alternative-moderne/komplettansicht

Corona Hepp (1987). Avantgarde: Moderne Kunst, Kulturkritik und Reformbewegungen nach der Jahrhundertwende. München: dtv.

 

Pamela Kort (2015, Hg.): Künstler und Propheten. Eine geheime Geschichte der Moderne 1872–1972. Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt.

 

Rilke, Rainer Maria (1987 [1903]): Worpswede. Frankfurt am Main: Insel.

 

Berit Hempel (2023): Künstlerkolonie Worpswede. Ein Ort zwischen Mythos und Gegenwart. Lange Nacht, Deutschlandfunk 11.02.2023, Online: https://www.deutschlandfunkkultur.de/kuenstlerkolonie-worpswede-102.html

Voraussetzungen

Die Teilnahme an beiden Modulteilen ist unabdingbar, wegen des großen Anteils von Seminarzeiten im Rahmen der Exkursion.

Die Fahrt nach Worpswede wird individuell selbst organisiert, Unterkunft in den Künstler*nnenhäusern in Mehrbettzimmern. (https://stätte.org/de)

Leistungsnachweis

Referat in Worpswede und mdl. Prfg. am Ende der VL-Zeit.

Zielgruppe

Medienkultur BA


Strukturbaum
Die Veranstaltung wurde 1 mal im Vorlesungsverzeichnis WiSe 2025/26 gefunden:

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