| Beschreibung |
Seit der Schließung des Berliner Flughafens Tempelhof im Jahr 2008 steht das Tempelhofer Feld im Zentrum kontroverser stadtpolitischer Debatten. Als einer der größten urbanen Freiräume weltweit verortet sich das Gelände zwischen Stadtpark, Weide und landschaftlicher Brache; teils erschlossen und gestaltet, teils eingezäunt, überwuchert, fragmentiert und ruinös. Entlang seiner Ränder finden sich verstreut ehemalige Funktionsbauten, Follies und Relikte der Flughafengeschichte, die bislang nur geringe Aufmerksamkeit erfahren haben. Das Planungsprojekt “Nachhaltige Strukturen. Felder Höfe Tempel” möchte sich mit einer Auswahl dieser banalen bis skulpturalen Bestandsgebäuden widmen und Aktivierungs- sowie Umbaustrategien entwickeln. Das Vorhaben versteht sich als konzeptionelle und entwurfsorientierte Weiterführung und knüpft an die Grundlagen und Erkenntnisse des vorherigen Seminars „Felder Höfe Tempel – Leistungsphase 0“ an. Es findet parallel zu einem eigenständigen Seminar sowie einer Forschungspublikation statt und entwickelt sich im Austausch mit lokalen Initiativen, Nutzerinnen, Expertinnen und Aktivist*innen. Der Entwurfsprozess beginnt mit dem Vorhandenen, sowohl in seiner materiellen als auch in seiner immateriellen Dimension. Dabei wird das Tempelhofer Feld als relationaler Raum betrachtet, in dem architektonische, landschaftliche, soziale und ökologische Aspekte untrennbar miteinander verflochten sind. Es sollen Möglichkeiten des Erhalts und der Umnutzung der alltäglichen, teilweise beschädigten oder kontaminierten Architekturen untersucht und daraus neue Perspektiven gemeinschaftlicher Nutzung entwickelt werden. Gemeinschaft wird an diesem spezifischen Ort neu gedacht, möchte die anthropozentrische Konzeption überwinden und eine Koexistenz von Mensch, Flora und Fauna ermöglichen. Die angestrebten Transformationen der Gebäude zielen darauf ab, die Begegnung und Aneignungsfähigkeit durch verschiedenste Spezies zu fördern. Dabei sollen die tektonischen Qualitäten der vorhandenen Strukturen eingehend untersucht und herausgearbeitet werden. Besonderes Augenmerk liegt auf Materialkreisläufen und reversiblen Verbindungen, die in Wechselwirkung mit den lokalen Gegebenheiten den architektonischen Ausdruck prägen und eine eigenständige Ästhetik hervorbringen. Im Entwurf werden sowohl analoge als auch digitale Werkzeuge genutzt, wobei der Schwerpunkt auf dem konkreten Arbeiten mit Materialien und Modellen liegt. Im Rahmen einer Exkursion nach Belgien werden wir Um- und Weiterbauprojekte u.a. von BC Architects, AgWa, common room, 51N4E, Bovenbouw Architectuur und noAarchitecten (tbc.) besuchen, um zusätzliche Impulse für den Entwurfsprozess zu gewinnen. |
| Bemerkung |
Das Kernmodul findet wöchentlich in Weimar und vereinzelt am Entwurfsstandort Berlin statt. Der Leistungsnachweis erfolgt durch aktive Teilnahme, kontinuierliche Gruppenarbeit, die fristgerechte Einreichung und Präsentation eines Entwurfs sowie die abschließende Vorstellung der erarbeiteten Konzepte und Modelle. |