| Beschreibung |
In diesem Plenum werden wir zwei Dinge tun. Erstens betrachten und erläutern wir in der Form der Film-Vorlesung 12 Filme, die in voller Länge im Kino Mon Ami gezeigt werden. Zweitens lesen wir Gilles Deleuzes kleine Schrift „Woran erkennt man den Strukturalismus?”. Das Plenum sucht also mithilfe des Films nach dem „strukturalen Denken”; danach, was überhaupt „Struktur” ist und was sie leistet. Es betrachtet Strukturen im Lichte des Films, dann auch Strukturen des Films und im Film. Der Strukturalismus, der zwischen 1920 und 1950 entsteht und von 1950 bis 1980 zur dominierenden Denkströmung in den Geistes- und Kulturwissenschaften wird, ist unverändert eines der faszinierendsten und vor allem produktivsten Denk- und Methodengebäude des 20. Jhdts. Insbesondere nach seiner Verwindung durch den Poststrukturalismus der 60er bis 90er Jahre wirkt er grundlegend in viele aktuelle Diskurse hinein. Diese Verwindung ist nirgends so radikal durchdacht worden wie in Gilles Deleuzes „Woran erkennt man den Strukturalismus” aus dem Jahr 1973. Sie ist auch als komplementäres Denkangebot zu Roland Barthes kanonischer Programmschrift „Elemente der Semiologie” zu lesen und führt bereits aus der Sicht des sich entwickelnden poststrukturalen, differenz-, prozess-, intensitäts- und affekttheoretischen Denkens noch einmal affirmativ zurück auf den Strukturalismus. Warum ausgerechnet Film und Stuktur? Fast nirgends hat das strukturale Denken so revolutionierend gewirkt wie im Bereich der Filmtheorie seit den 60er Jahren. Die gesamte Methodik der Filmanalyse, wie sie bis heute gängig ist, verdankt sich dem strukturalen Zugriff auf den Film. Aber auch das Filmschaffen selbst, die Filmästhetik, namentlich im europäischen Autorenfilm, wird stark vom Strukturalismus beeinflußt. Deshalb eignet sich der Film besonders zur Rekapitulation, Revision und Reaktualisierung des (Post-)Strukturalismus. Die Struktur gilt es also im Licht des Films zu denken. Dazu wird uns Deleuzes Text helfen. Wir werden ihn Kapitel für Kapitel durchgehen und ins Verhältnis zu den gezeigten Filmen setzen und so beide, Filme und das (post-)strukturale Denken neu fassen. |