Beschreibung |
Das Seminar widmet sich dem Denken Edgar Morins und seiner filmphilosophischen Anthropologie im Spannungsfeld von Kino, Mensch und Imagination. Ausgangspunkt ist die Neuedition seines zentralen Werks "Der Film oder Der imaginäre Mensch. Ein anthropologischer Essay" (Fink, 2013), in dem Morin den Film als Ort und Medium des Imaginären analysiert – als eine kollektive Maschine der Sichtbarmachung von Träumen, Mythen und Identitäten. Im Zentrum steht dabei die Frage: Was sagt das Kino über das Menschsein aus – und was macht es mit uns? Das Seminar folgt Morins medienanthropologischer Perspektive, wie sie unter anderem auch in der Einführung zum Band von Lorenz Engell herausgearbeitet wird: Film erscheint hier nicht nur als kulturelles Artefakt, sondern als anthropologische Praxis, in der die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung, Selbst und Bild, Erfahrung und Fiktion durchlässig werden. Weitere Schriften Morins wie "Die Methode" oder "Der Mensch und der Tod" ergänzen die Lektüre, um Morins Denken in seiner Komplexität zu entfalten. Filmanalytisch wird das Seminar exemplarische Werke untersuchen, die das Verhältnis von Mensch und Imagination im Medium Film reflektieren. Diskutiert werden u. a. Jean Cocteaus Le Sang d’un poète (1930), Federico Fellinis 8½ (1963), Andrei Tarkowskis Spiegel (1975), sowie zeitgenössische Filme wie Holy Motors (Leos Carax, 2012) oder The Tree of Life (Terrence Malick, 2011). Im Dialog zwischen Theorie und Film entwickeln wir ein medienanthropologisches Verständnis des Kinos als einem Ort der Selbsterkenntnis und Weltverhandlung - oder das genaue Gegenteil davon: Das Kino als Ort der Entortung und Entordnung. Vorausgesetzt wird die Bereitschaft zur intensiven Lektüre theoretischer Texte und zur aktiven Diskussion filmischer Beispiele. Das Seminar richtet sich an Masterstudierende der Medienwissenschaft und verwandter Fächer mit Interesse an Filmphilosophie, (Medien)Anthropologie und Medientheorie. |