Die Vorlesung ist eine gewisse Zumutung: Zu Beginn des Studiums sollen die Studierenden mit der Theorie von etwas vertraut werden, mit dem sie sich in der Regel erstmals eingehend beschäftigen und dessen Praxis sie erst kennenlernen. Die Zumutung wird noch vergrößert dadurch, dass es keine einheitliche und umfassende Planungstheorie gibt, sondern durchaus widersprüchliche Theorieansätze, und dass diese Widersprüche oftmals entweder in der Entstehung der Planung aus verschiedenen Disziplinen wie Städtebau, Bauingenieurwesen und Geografie begründet oder aus einer fundamentalen Kritik bestehender Ansätze heraus entstanden sind. Um sich in dieser Situation zurechtzufinden, soll eine historische Perspektive helfen, in der jeweils dominante Planungsverständnisse in eine Abfolge gestellt werden und so eine kongruente Erzählung der relativ kurzen Disziplingeschichte mit mehreren gravierenden Wandlungen, aber auch wichtigen Kontinuitäten, nachgezeichnet wird. Die Veranstaltung konzentriert sich auf solche Planungsprozesse, die die (Re-)Konfiguration von Orten und Räumen betreffen. Schon deshalb wird räumliche Planung als orts-, zeit- und gesellschaftsspezifisch beschrieben und erfolgt eine Fokussetzung auf einzelne europäische Planungskulturen und Städte. Zugleich werden Einflüsse aus anderen Ländern und Kulturen besprochen und die Bedeutung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen für die räumliche Entwicklung und Planung diskutiert. In vermutlich zwei in die Vorlesung integrierte Stadtspaziergänge wird die Geschichte zudem am Beispiel Weimars begreifbar. Zeitlich konzentriert sich die Vorlesung auf den Zeitraum von der Industrialisierung als Ausgangspunkt der modernen Planung innerhalb kapitalistischer und sich demokratisierender Gesellschaften bis in die Gegenwart, die sich in Teilen als postindustriell beschreiben lässt und damit auch Tendenzen einer erneuten Veränderung der räumlichen Planung, ihrer Aufgaben und Instrumente erkennen lässt. Die Lehrveranstaltung dient auch der Aneignung der wichtigsten disziplinären Begriffe und Paradigmen. Die Vorlesung wird als Pflichtveranstaltung primär für das erste Fachsemester Bachelor Urbanistik angeboten, bei ausreichender Kapazität ist sie für Studierende anderer Studiengänge geöffnet. |