| Beschreibung |
Das Verhältnis von Analog und Digital stellt eine Kernfrage der Mediengeschichte des Computers und der digitalen Medienhistoriografie dar. Trotz der binär-diskreten Spezifik betonen zahlreiche Ansätze den analogen Anteil am Digitalen und seiner Geschichte: Sei es als analoge Konjunkturen (Sterne), als analoge Nostalgie in der digitalen Kultur (Schrey), in der Deutung des Computers als Papiermaschine (Dotzler) oder in der kulturtechnischen Longue durée protodigitaler Verfahren (Siegert). In Abgrenzung zu medialen Teleologien oder Fortschrittserzählungen steht dabei die systematische und historiografische Frage im Zentrum, ob Digital und Analog in Opposition oder als Kontinuum zu verstehen sind (Schröter). – Dem gegenüber steht die Medienhistoriografie vor der konkreten Herausforderung, dass die jüngere digitale Geschichte des Computers und seiner Produktzyklen von der Obsoleszenz von Hard- und Software, von ephemeren Formaten, der Diskfunktionalität von Maschinen und dem massiven Verlust von digitalen Quellen geprägt ist. Insofern steht die Mediengeschichte des Digitalen vor einem Rekonstruktionsproblem. Das Seminar folgt der Hypothese, dass die Geschichte des Digitalen über weite Strecken nur in analoger Form zu haben und zu rekonstruieren ist. Hierfür sollen im Seminar analoge Reste und Quellen der digitalen Mediengeschichte der 1970er bis 1990er Jahre untersucht werden: papierne Werbeanzeigen, Screenshots in Form von Polaroid-Fotografien, Interfacestudien auf Papierservietten, gedruckte User-Handbücher oder Prototypen aus Pappe etc. Daran soll diskutiert werden, was sich aus diesem analog-materiellen Bestandteil der digitalen Computergeschichte für das Verhältnis von Digital und Analog allgemein gewinnen lässt. |