| Beschreibung |
Die Gastlichkeit ist ein mittlerweile interdisziplinär breit beforschtes Themenfeld, das auch in den philosophischen Anfängen - bei Platon etwa – zentral war: Während für diesen das Gastrecht (also die Aufnahme eines bedürftigen Fremden in den oikos) ein universelles ethisches Grundrecht darstellt, dessen Verletzung sogar den Zorn der Götter hervorrufen sollte, spaltet sich seit Kant ein juristisches Besuchsrecht gegenüber „Fremden“ vom privaten Gastrecht gegenüber eingeladenen Gästen zunehmend ab, ohne dass die ethische Aufladung der Gastlichkeit nachgelassen hätte. Moderne Philosoph:innen wie Derrida, Arendt und Levinas stehen für die Forderung nach einer a-ökonomisch zu verstehenden, unbedingten Gastlichkeit auch im 20 Jhrdt. ein. Angesichts von Migrationsabwehr und Krieg sind Fragen der Gastlichkeit heute allerdings prekärer denn je.
In dem Seminar soll auf Basis der Lektüre der Doktorarbeit von Franziska Reichenbecher (siehe Lektürehinweis) eine medienanthropologische Perspektivierung vorgenommen werden, die eine basale Korrektur an anthropozentrisch verkürzten Lesarten der Gastlichkeit vornimmt. Unter weiterer Einbeziehung klassischer und neuerer Texte zum Thema werden im Seminar zudem dessen politischen und ästhetischen Implikationen auszuloten sein. |