| architektonische Kolloide
– oder die Essenz des Gedanken
Bisweilen stellt sich die Frage: Wie viel 'Aussagekraft' haben noch die grauen, gipsernen oder hölzernen Modelle zu unseren architektonischen Konzepten?
Die Macht der Sehgewohnheit lässt uns achtlos vorüberschreiten und nur gelegentlich erweckt ein unerwartetes Detail unsere Aufmerksamkeit – und um Präsenz geht es doch im Meer der Uniformität. Die digitalen Technologien tragen das Ihre zum Diktat der Mittel bei: die Möglichkeit der Detaillierung verführt, das Abstraktionsvermögen erlischt, die Ästhetik der Reduktion tritt in den Hintergrund und am Ende stehen zwar exakte, aber charakterlose, klinische Modelle.
Dieser Problematik wollen wir uns im Sommersemester stellen und die Balance zwischen Aufmerksamkeit und Abstraktion von Konzept-Modellen diskutieren.
Im Sinne des Aufmerksamkeitsgewinns widmen wir uns zunächst einem – im Architekturmodell – eher ungewöhnlichen Material: dem Metall – vorzugsweise Kupfer und seinen Legierungen.
In einem Werkstatt-basierten Fachkurs geht es zunächst um die Vermittlung von Grundkenntnissen in der Metallbearbeitung: allgemeine Techniken im Umgang mit dem zähen Werkstoff werden vermittelt und in kleinen, wöchentlichen Übungen erprobt. Angefangen mit Säge-/Biegeübungen, über verbindende Techniken wie Nieten und Gewindeschneiden beschließen wir den Block mit kleineren Löt- und Gießübungen.
In der zweiten Hälfte des Kurses liegt der Fokus auf den Themen: Reduktion, Abstraktion und Subjektivierung. Die erworbenen handwerklichen Fähigkeiten sollen nun in einem Modell umgesetzt und gefestigt werden. Das Ergebnis soll ein architektonisches Kolloid von etwa einem Liter Volumen sein, die später in einer kleinen Ausstellung präsentiert werden. |