| Beschreibung |
In seinem umfassenden Hauptwerk "Grundlinien einer Philosophie der Technik" (1877) hat der Pädagoge, Geograph und Philosoph Ernst Kapp den folgenreichen Versuch unternommen, alle technischen Artefakte als eine "Organprojektion" des menschlichen Körpers zu begreifen. So stellt zum Beispiel der Hammer eine Projektion der menschlichen Faust dar. Damit ist Kapp nicht nur zum Begründer der Technikphilosophie geworden, sondern hat darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Kultur- und Medientheorie ausgeübt, der weit ins 20. Jahrhundert hineinreicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich der Anspruch von Kapp keineswegs auf einen begrenzten Bereich des menschlichen Aktionsraums beschränkt, sondern neben techniktheoretischen auch geschichtsphilosophische und vor allem epistemologische Überlegungen einschließt, wie der programmatische Untertitel seines Werkes nahelegt: "Zur Entstehungsgeschichte der Kultur aus neuen Gesichtspunkten". Das Ziel des Seminars besteht nicht nur in einer intensiven Auseinandersetzung mit der Argumentation, die in die¬sem Werk entfaltet wird, sondern ebenso in einer Rekonstruktion der durch Ernst Kapp geleisteten Überführung des geistesgeschichtlichen Wissens seiner Zeit in kultur- und techniktheoretisches Wissen, das auch im Hinblick auf seine aktuelle Gültigkeit zu diskutieren sein wird. |
| Literatur |
Einführende Literatur:
Michael Deege: Ernst Kapp. Bemerkungen zur Philosophie der Organprojektionstheorie, in: Prima Philosophia, 14/1 (2001), S. 51-68.
Susanne Fohler: Techniktheorien. Der Platz der Dinge in der Welt des Menschen, München 2003, S. 34-48.
Friedrich Kittler: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft, München 2000, S. 185-227 (=Zehnte Vorlesung und Elfte Vorlesung).
Johannes Rohbeck: Ernst Kapps Kulturtheorie der Technik, in: Andreas Arndt / Jaeschke Walter (Hg.): Materialismus und Spiritualismus. Philosophie und Wissenschaften nach 1848, Hamburg 2000, S. 143-152. |
