Gastprofessor: Christian Hasucha
Zusammenarbeit mit Katharina Hohmann

„Öffentliche Interventionen“

Thema: „An den Rändern“

Sommersemester 2004

Kunst in der Öffentlichkeit braucht nicht notwendigerweise ein Publikum, welches sich aus Mitgliedern der Kunstszene zusammensetzt. Eine gegebene Situation zu nutzen heißt sehr oft, spezielle Strategien zu entwickeln, um Anwohner oder Passanten einzubinden. Vernachlässigt man den Dialog mit den „Einheimischen“ und die Möglichkeiten der Interaktion mit den Passanten, bereitet man eine Arbeit also nur vor, um sie einem Kunstpublikum zu präsentieren, ist dies zweierlei: arrogant gegenüber den Leuten, die in dem präsentierten Bereich leben und dumm, weil viele Möglichkeiten verschenkt werden. Man beraubt sich der Chance, Strukturen der Irritation, der Information, des Austausches und der Teilnahme zu gestalten.
Als Künstler sollte man sich seiner eigenen Position als Interventionist/in bewusst sein und die Ressourcen nutzen, die die urbanen Situationen bieten.

Die Aufgabe im Sommersemester 2004 war es, eine Situation oder Struktur in einem peripher gelegenen Gebiet Weimars zu finden, welche überschaubar ist und mit der gearbeitet werden kann. Touristenzonen sollten gemieden werden. Es konnte eine Intervention oder eine Implantation entwickelt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, die Implementierung wie auch die Rücknahme bewusst zu steuern. Dies schloss den Entwurf einer Projekt-„Choreografie“ mit ein. Es sollte versucht werden, von der subjektiven Sicht der Dinge auf die Perspektive der Gebietsnutzer umzuschalten und die Wirkung einer Intervention zu imaginieren.

 

Ergebnisse:

Holger Beisitzer - "Die Unmöglichkeit der Lebenden das Leben zu begreifen"

Installation am Asbach
Ein Aquarium aufgebockt über dem Asbach.
„Was ist Leben. Ein Aufenthalt, ein Weitergehen. Unhaltbar.
In der Erinnerung bleibt ein Leuchten.“


Sylvie Boisseau - "Verführung"



Akustische Installation
In der pulsierenden Unterführung der Ettersburger Straße unter den Gleisen hören die Passanten Kochrezepte für Mahlzeiten der Betriebskantine einer nahegelegenen Firma, während sie den Tunnel durchqueren.


Daniela Brasil - "Folge mir"

Ein Spiel ... eine Ausbruchshilfe aus dem Alltag ... ein stilles Angebot. Interferenzen mit Verkehrszeichen tragen die Intimität des Privaten in den öffentlichen Raum.
Diese Installation besteht aus 13 Verkehrsschildern, die um die Innenstadt von Weimar herum aufgestellt sind.Die Schilder erzeugen einen sentimentalen Dialog zwischen der Landschaft, der Stadt und den Passanten.


Cornelia Erdmann - "Leuchtturm"



Lichtinstallation
Ein verlassener „Neubau“ am Ortseingang von Weimar wird durch bunte Lichter wiederbelebt – unscheinbar am Tag, weithin sichtbar bei Nacht. Es scheint als seien die alten Bewohner zurückgekehrt. Bei näherem Hin- und Hineinsehen entlarven zebrochene Fensterscheiben, Graffitis und sich ablösende Tapeten jedoch den heruntergekommenen Zustand der Räume


Claudia Fischer - "Mein neues Zuhause"

Installation und Performance
In die Wohnung im Bahnhofsgebäude ist jemand eingezogen. Die neue Bewohnerin hängt Vorhänge auf, stellt Planzen in die Fenster und lüftet die Bettwäsche auf dem Balkon. Durch ihre täglichen Interventionen kommuniziert die Künstlerin mit Passanten und Zugreisenden.


Insuk Ko -"Time table"



Installation am Weimarer Hauptbahnhof
Eine exakt nachgebaute Fahrgastinformationstafel an der äußeren Stirnseite des Weimarer Hauptbahnhofes zeigt persönliche Mitteilungen anstelle von Angaben zu den Zielen und Abfahrtszeiten der Züge. Diese Mitteilungen werden zunächst von der Künstlerin selbst verfasst, später aber ersetzt durch neue, in Interaktion mit den Reisenden entwickelten Botschaften.


Karo Kollwitz - "Der Pickel"

Der Pickel ist ein von Hand ausgehobener Hohlraum (2,50 m breit x 3 m tief), der mit einer aus den Aushubsteinen gebauten Kuppel überbaut ist. Ein gesichtsgrosses Loch gewährt Einblick in die dunkle Tiefe. Der Pickel befindet sich in einer versteckten Ruine im Stadtzentrum Weimars. Der verbliebene Aushub um die Kuppel ist materialisiertes 11. Jahrhundert.


Teresa Luzio - "Fakewall"



Installation und Happening
Teresa Luzio baute auf einem ungenutzten Grundstück am Rand des Weimarer Stadtzentrums eine 5 X 2,5 Meter große Wand.
Auf diese Mauer wird ein Videofilm projiziert, der eine Frau zeigt, die versucht die Wand mit einem Hammer einzureißen – ohne Erfolg.
Drei Minuten nach dem Ende der Filmvorführung stürzt die Mauer.


Akiko Oshima - "Ein Apfel für Dich"

Öffentliche Intervention
Akiko Oshima verteilt Äpfel an Menschen auf der Straße. An jedem Apfel ist eine Anleitung dazu wie man ihn essen sollte, bzw. was man tun sollte bevor man ihn isst, befestigt. Der Apfel soll erst gegessen werden, wenn man die Anleitung befolgt hat.

Anna Tsouloufi - "Was gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden"



temporäre Installation
Über mehrere Tage taucht ein phosphorisierender Schriftzuges (ein Zitat von Ludwig Wittgenstein) wie ein Phantom auf einer prominenten Weimarer Mauer auf. Er ist ein Signum und gleichzeitig ein auf das Spezifische eines Ortes bezogener Kommentar.


Anna Tsouloufi - "Raster-Netze"

Temporäre Installation
Eine leere Asphaltfläche zwischen dem Schwanseebad und dem, meistens als Parkplatz genutzten, Stadionvorplatz ist über mehrere Wochen Ort einer sich täglich ändernden Installation. Die Künstlerin zeichnet mit weißer Kreide unterschiedlich große Raster auf die Fläche, die diesen seltsam unbeschriebenen Ort immer wieder neu vermessen und anders proportionieren.

Felix Ruffert - "CityModul"

Öffentliche Intervention
„Das City Modul ist ein flexibel einsetzbares Stadtmobiliar zur Überbrückung, Verknüpfung oder Grundorientierung im Bereich von Stadtproblemzonen.“
Das von Felix Ruffert aus vorgefundenen Elementen entwickelte mobile Stadtmobiliar dient also der Überbrückung von Stadtproblemzonen. Und: es macht sie sichtbar. Das CityModul Promotionteam demonstriert den Bürgern die verschiedenen Anwendungsbereiche: so z.B. Überbrückung der Türschwellen zu Museen und Theater.


Teresa Vida Sanchez - "Veränderung Deiner Wahrnehmung"

Temporäre Installation
Transluzente Farbflächen entlang des Weges am Asbach verändern die Wahrnehmung der Passanten. Täglich Gesehenes wird eingefärbt, spielerisch werden neue Perspektiven eröffnet.

Visting professor: Christian Hasucha
Co-operation with Katharina Hohmann

„Public Interventions“

Topic: „On the edges“

Summer semester 2004

Public art does not necessarily need an audience that consists of members of the art-scene. Using a given situation for a temporary intervention often means to develop special strategies in order to involve inhabitants or passers-by. To neglect the dialog with the „locals“ and the possibilities of interaction with the passers-by, thus to prepare a work only to present it to an art audience is both: arrogant towards the people, who live in the respective area and ignorant, because you waste a lot of possibilities. You give away chance to create structures of irritation, of information, of exchange and of participation. As an artist you should be aware of your own interventionist position, as well as of the ressources, an urban situation can offer.

The task for the summer semester 2004 was to find a situation or a structure within a peripheral area of Weimar, which is clear and manegeable to work with. The students were asked to avoid tourist areas.
Further, they were asked not only to develop an intervention or implantation, but also install it in a and implement it in a controlled way as well as taking responsibility for it«s removal. This includes thinking of a project „choreography“. The students where asked to change their perspective to the point of view of the users of the area and to imagine the effect of their intervention for them.

Results:

Holger Beisitzer - "The impossibility of life in the mind of someone living"



Installation
An aquarium is propped up above the Asbach, a little stream running through Weimar. „What is life. Staying, moving on. Unstopable. What we keep in memory is a shining.“


Sylvie Boisseau - "Seduction"

Sound installation
In the underpass of Ettersburger Strasse underneath the train tracks, passers-by hear recipes for meals in the staff canteen of an enterprise situated near by.


Daniela Brasil - "Folge mir"



A game ... a help to escape every day routine ... a silent offer.
Interferences with traffic signs transport the intimacy of private life into the public space.
This installation consists of 13 traffic signs, that were put up in different places around Weimar«s town center. The signs create a sentimental dialogue between the landscape, the city and the passers-by.


Cornelia Erdmann - "light house"

Light installation
A deserted East-German building made with precast concrete slabs is beeing revived by coloured lights – insignificant during the day, visible from very far at night. It seems as if the old inhabitants have returned. Taking a closer look the broken windows, graffitis and wallpaper peeling off the walls expose the run down condition of the place.


Claudia Fischer - "My new home"



Installation and Performance
Someone has moved into the appartment in the station building. The new tennant puts up curtains, puts plants in the windows and airs the bedclothes on the balcony. The artist communicates with the passers-by and train passengers through her daily interventions.


Insuk Ko - "Time table"

Installation at the Weimar train station
An exact reproduction of a time table for the trains fixed on the outside of the Weimar train station shows personal messages instead of information about the destination departure times of the trains. The announcements that are displayed first were written by the artist herself. Later the artist replaces them by new massages that the train passengers contributed.


Karo Kollwitz - "The Spot"



The Spot is an excavation that was made by hand (2,5 meters wide and 3 meters deep.) It is topped by a dome made from the unearthed stones. A hole in the size of a face allows a view of the dark depth. The spot is located in a hidden ruin of a building in the center of Weimar. The excavated soil around the dome is a representation of the 11th century.


Teresa Luzio - "Fakewall"

Installation and happening
In an abandoned area just outside of Weimar«s city center, Teresa Luzio contructed a a wall of 5 to 2,5 meters. A videofilm is screened on the newly constructed wall. The video shows a woman who tries to break the wall with a hammer – and doesn«t succeed.
Three minutes after the end of the video screening the real wall falls apart.


Akiko Oshima - "An apple for you"


Public intervention
Akiko Oshima hands out apples to people on the street. Attached to each apple is a different instruction on how to eat it and what to do before eating it.
People are supposed to to eat their apple only if they followed the instructions.


Anna Tsouloufi - "What can be shown can«t be said"

Temporary Installation
During a period of several days a phosphor writing (a Ludwig Wittgenstein quote) appears phantom-like on a prominent wall in Weimar. It is a sign and at the same time a comment on the specific quality of a location.


Anna Tsouloufi - "Grid-Nets"

Temporary Installation
The artist chose an empty area as the site for her intervention, located between the Schwanseebad, a public swimmingpool and the Stadionvorplatz, a square that is generally used as a parking lot. For several weeks she draws grids on the square, of which she constantly changes size and proportions. The strangely undefined space is newly measured and shows a different appearance every day.


Felix Ruffert - "CityModul"

Public Intervention
„The CityModul is a piece of city furnishing that can be used in different individual ways for the bridging of problem zones in the city.“
This mobile city equipment made from found objects by Felix Ruffert serves to bridge problem zones in the city. And: it makes them visible. The CityModul promotion team demonstrates the usage to the citzens of Weimar: e.g. the bridging of doorsteps to museums and the theatre.

Teresa Vida Sanchez - "Change of your perception"

Tempoary Invervention
Translucent coulour fields set up along the path at the Asbach (a little flow running through Weimar) change the perception of the passers-by. Things they have seen every day are beeing coloured, the installation opens up new perspectives in a playful way.