Dr. Thorsten Bothe (2010)
Schrift | Bild | Typographie: Vom Fließtext zur Rhetorik des typographischen Graphems. Die Poetik des Spätwerks bei Arno Schmidt
Benjamin Dawson (2012-2013)
Wordsworth, Hegel, and the Autobiographical Research Machine 1800
Dr. Ulisse Dogà
(Forschungsteam “Übertragungen: Medien und Religion”)
Armut im Geiste: Zum Spannungsfeld von materieller und geistiger Armut in Texten europäischer Literatur, Theologie und Philosophie
Dr. Tobias Ebbrecht (2010-2012)
Vergangenheitsreste im Film. Zur medialen (Wieder-) Aufführung und Transformation historischer Dokumente
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Was geschieht nun, wenn diese historischen Dokumente zu einer Wiederaufführung in gegenwärtigen Filmen kommen? Wie gelingt es, solche Vergangenheitsreste zu kontextualisieren und zu rahmen? Wie wird das Material befragt, um seine Überlieferungsspuren sichtbar zu machen? Wie wird das Material angepasst und in ein anderes Medium übersetzt und welche Bedeutungen generieren sich durch diese medialen Transformationen? Das Projekt untersucht nonfiktionale und fiktionale Filme, deren Material historische Dokumente, filmische und schriftliche, bilden, die in Gänze oder zumindest zu einem großen Teil zu einer neuen Aufführung kommen. Im Zentrum stehen Filme über Filme, also solche zumeist non-fiktionalen Filme, die historische Filmdokumente einrahmen, sowie verschiedene Verfahrensweisen der Übersetzung von Quellen wie Protokollen oder Tagebüchern in Dokumentar- und Spielfilme.
Dr. phil. Tobias Ebbrecht, Studium der Medien- und Filmwissenschaft in Marburg und Berlin, Promotion an der Freien Universität Berlin, bis 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Mediengeschichte an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. Zahlreiche Aufsätze und Vorträge zu medialen Formen der Erinnerung und Geschichtlichkeit des Films. Letzte Veröffentlichungen: Geschichtsbilder im medialen Gedächtnis – Filmische Narrationen des Holocaust (Bielefeld 2011), Bilder hinter den Worten – Über Romuald Karmakar (Berlin 2010).
Dr. Jörn Etzold (2007)
Globalizing India: Bollywood als Mediale Historiographie der Globalisierung
Dr. Barbara Filser (2008-2009)
Dokument/Medien/Geschichte: Ansätze zu einer Mediengeschichte des Dokuments als Geschichtsmedium
Dr. Sabine Frost (2010-2011)
Radikaler Umweltschutz und Technologiekritik als Kulturkritik
Dr. Rupert Gaderer (2009-2012)
Querulanz. Medien – Figuren – Episteme, 1800-1900
Dr. Ulrike Hanstein (2008-2010)
Bilder bezeugen. Die Katholizität des Kinos
Dr. Marion Herz (2007-2008)
Medien der Erregung
Dr. Ilinca Iurascu (2009-2010)
Mail Cinema: Postalische Netzwerke im deutschen Film, 1900-1935
Dr. Tobias Nanz (2012)
Die Ordnung der Krise
Dr. Kristin Marek (2005-2006)
Bild und Recht als Medientechniken. Zur Historiographie des Rechtsikonoklasmus und seines bildtheoretischen Refrains
Dr. Philipp Müller (2005-2006)
Die materiale Kultur kritischen Forschens in der Geschichtswissenschaft. Formationen historischen Erkennens und Wissens 1820-1870
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Selected publications: Auf der Suche nach dem Täter. Die öffentliche Dramatisierung von Verbrechen im Berlin des Kaiserreichs, Frankfurt a.M. 2005 (Campus Historische Studien, Bd. 40); “Geschichte machen. Überlegungen zu lokal-spezifischen Praktiken in der Geschichtswissenschaft und ihrer epistemischen Bedeutung im 19. Jahrhundert. Ein Literaturbericht”, Historische Anthropologie 12 (2004) 3, 415–433; “Journalistische Vermittlung und ihre Aneignung. Öffentliche Verhandlungen über den Fall Wilhelm Voigt in Berlin 1906/08″, Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 13 (2002) 2, 35-56; “Fluchtlinien der erfundenen Wahrnehmung. Strategien der Überwachung und minoritäre Schreibformen in Herta Müllers Roman ‘Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet’”, Text+Kritik (2002) 155, 48-57; “Placet expiriri. Die ethopoetische Lebensweise von Michel Foucault”, in: Selbstpoetik 1800-2000. Ich-Identität als literarisches Zeichenrecycling, ed. by Ralph Köhnen, Frankfurt a.M. 2001, 215-34. Contact: philipp.mueller [at] medien.uni-weimar.de)
Dr. des Simon Roloff (2013)
Dr. Petr Szczepanik (2005-2006)
The Coming of Film Sound and Czech Audio-visual Culture of the Late 1920s and Early 1930s. Implications for Theory of Media History
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To ground my theoretical arguments in the analyses of historical material, I will focus on several concrete historical problems that could stand as examples for changing concepts of media in the culture of the late 1920s and early 1930s: interrelationships between early sound film and other media (radio, telephone, gramophone, and popular theater); the emergence of media-historical consciousness aroused by concerns about the disappearing silent-film art; transformations of voice-noise and body-voice relations in the culture penetrated by new sound media; constitution of the new multi-national multi-media corporations (like Küchenmeisters and Philips in Europe) and their influences upon a small national market; new media-synergetic strategies of big industrial companies trying to use networks of the new technical media to enhance the efficiency of their promotion and management (Bata); new practices of film production, exhibition and reception (dubbing, so-called multiple-language versions, “retrospectives” of the silents allowing the first extensive wave of “repeat viewing” in film history, anticipating todays’ strategies of entertainment industry exploiting all kinds of archives).
Yanik Avila (2011-2014)
Die Embleme kommen als Waren wieder. Walter Benjamins Theorie der Warenästhetik als Paradigma von Geschichtstheorie
Alessandro Barberi (2005-2006)
Nietzsche – Freud – Saussure. Transformationen des Historischen um 1900
Jan Behnstedt (2005-2007)
Die Faktizität des Transitorischen. Zur Medialität von Epochenkonstruktionen am Beispiel der New Economy und des Neuen Marktes
Ewelina Benbenek
Souveräner Auftritt und (Bühnen)Schwelle
Marie Bendl (2008-2010)
Der Tod und das Kino – Eine Geschichte der Blicke. Mnemotische Aspekte der prä-kinematographischen, kinematographischen und post-kinematographischen Bild-Produktion und -Rezeption
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Das Kino zeugt vom Phantasma, das es als künstlicher Doppelgänger der sichtbaren Dinge ausweist. Es trägt die Spuren des Begehrens eines solchen Blicks eingeprägt. Die Avantgarden treten dabei als Analytiker hervor, an denen beobachtet werden kann, wie gesellschaftliche Wahrnehmungsmodi hinterfragt werden und Veränderungsimpulse erfahren. Besonders der Found Footage- und der Material-Film mit ihren Techniken des «Erinnerns, Wiederholens und Durcharbeitens» sollen – als angewandte Historiographie begriffen – zur Offenlegung der Modulation jener latenten Spuren des kinematographischen Blickdispositivs, welche grundsätzlich mit dem Tod verwoben sind, herangezogen werden.
Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie der Theater- Film und Medienwissenschaft an der Universität Wien (2000-2002); Filmwissenschaft an der Université Paris X (2002-2005): Maîtrise zum Thema «Écouter l’image fantôme: Survivances du cinéma d’avant-garde des années vingt (Richter, Autant-Lara, Dulac) en art vidéo (Viola, Cahen, Dyer)»; von 2005-2008 Kulturjournalistin und freischaffende Künstlerin; seit 2008 Stipendiatin des Graduiertenkollegs «Mediale Historiographien».)
Hendrik Blumentrath (2007-2008)
Verblassende Feindschaft. Zur Medialität einer Feindschaftsgeschichte des Terroristen
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Hannah Borisch (2011-2013)
Fliegende Labore. Ballonfahrt im 19. Jahrhundert
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Mein Arbeitsvorhaben untersucht den Ballon als ‚fliegendes Labor’, also als einen Schauplatz des Projektierens und Experimentierens, an dem imaginäre und reale Räume ineinandergreifen. Die Möglichkeit den Himmel zu bereisen, so meine Annahme, produziert neue Wissens- und Vorstellungsräume, das Labor berereitet seine eigene Existenz vor. Vor diesem Hintergrund wird danach gefragt, inwiefern Charakteristika der Ballonfahrt wie Vertikalität, Vogelperspektive, Höhenohnmachten, Erfahrungen von Unendlichkeit, Stillstand und Windstille, Unfälle und Zufälle, Sich-Treiben-Lassen, Nutzlosigkeit und Nicht-Lenkbarkeit ein neues Wissensdispositiv hervorbringen, das gegebenfalls anschlussfähig für breitere diskursive Strukturen der Zeit ist. Warum nehmen die BallonfahrerInnen z.B. so gerne Wein und Kroketten mit? Und warum werden die ersten bemannten Freifahrten als ‚à ballon perdu’ bezeichnet?
Meine Untersuchungsgegenstände sind Ballonfahrtberichte, unverwirklichte Konstruktionsentwürfe, archivierte Flugpost, lückenhafte Flugverlaufskurven, literarische Texte, lichtempfindliche Glasplatten und mathematische Bewegungsgesetze. Die Dissertation verortet sich an einer Untersuchungsschnittstelle von Ästhetik und Technik und bringt materielle und symbolische Dimensionen von Kulturen und Alltagspraktiken zusammen.
Hannah Borisch studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Film- und Kulturwissenschaft in Łódź. 2011 Diplom an der Universität Gießen mit einer Arbeit zu „Theater und Wohnen“. Regie- und Dramaturgieassistenzen in Theater und Rundfunk, sowie eigene künstlerische Arbeiten. 2009-2011 studentische Mitarbeiterin am GCSC Gießen. Seit Juli 2011 Stipendiatin am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Thorsten Bothe (2005-2007)
Die Rhetorik des Beispiels – Die Beispielhaftigkeit der Rhetorik: memoria und Exemplarizität
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Studium an den Universitäten Stuttgart und Erfurt; 1999-2003: Studentische Hilfskraft·am Lehrstuhl für Anglistische Literaturwissenschaft der Universität Erfurt; 08/2002: B.A. in Literaturwissenschaft (Schwerpunkt „Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft“) und Philosophie (Universität Erfurt); 03/2004: M.A. in Literaturwissenschaft mit den Schwerpunkten „Texte. Zeichen. Medien“ und „Deutsche Literaturwissenschaft“ (Universität Erfurt); nach dem Magisterabschluss Werkverträge und Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Erfurt; seit Januar 2005 Promotionsstipendiat im Graduiertenkolleg „Mediale Historiographien“.)
Gladys Chung (2005-2007)
Constructing an identity and a history of Hong Kong Cinema and Rethinking the role of film in this operation
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The Texts and Mode of Representation
Referring to the text, films after 1997 embodies continuously and an even intensified concern of the history and memory of Hongkong as those before 1997. Hence, they shouldn’t be categoizied as Nostalgic film which is said to have characterized the Pre-97 Hongkong cinema for they, in their tracing of the Hongkong past, have engrossed themselves seemingly more in the indigenous issues and culture than in searching for their linkage from the Chinese heritage. Neither do they lament poignantly about the dislocation or segregation from the Chinese heritage. In this body of films, a loose yet collective concern has been developed to forge and foreground a Hongkongness. Scholars like Stephan Teo and David Desser have proclaimed a reading of kung fu and masculinized male body as instinctive icons of the “chineseness” in those Pre-97 Hongkong films and the popularity of martial arts films involves a persistent intention to construct a Chinese identity and Chineseness in films. The construction of Hongkongness needs to be revealed precisely with an examination of those prevailing icons and motifs of the vernacular and folk culture. And a further step is to analyse how the predilection and incorporation of these icons require and proliferate a new mode of representation in the Post-97 cinema. The new mode of representation of the past finds its incarnation in three practices which are themselves concluded by analysing films in terms of their narrative, images and the intertextuality involved.
Practice 1: the past as a (haunted) image
A group of films from long-established genres like horror thrillers and police-bandit films in HK film industry, is chosen for their sharing a same concern with past and memory in their plots, like protagonists being haunted by his past memory, suffering from amnesia or endeavoring to retrace his past. While in the past, this concern is never a remarkable and constitutive element for the mentioned genres, it is now being intentionally inserted in these genre films. I will focus on examining the stories and narratives of these films. They tend to use flash back and start the story at a present time, gradually retracing and unfolding a past, either reminiscent or disturbing. Thus, the past in these films appears as haunted images which are fragmented and inserted incessantly in an unfolding present time. This temporal presentation differentiates these films from those Nostalgic films in the late 80s and early 90s which captured scholars’ attention. One episode from Fruit Chan’s Little Cheung (1999) exemplifies very succinctly this new operation. In the film, the past is represented by a very famous film veteran, Tang Wing-Cheung in the 60s. Yet, he didn’t really show up in the film, only with his images in those monochrome films reiterated on the TV screen and is consumed by the protagonist, Little Cheung. Through the presentation of the act watching old films in TV, the audience is reminded of the agent in a present moment from which the past is reapproached. It is different from those Nostalgic films which endeavour to make a past reappear completely in the cinematic world and demonstrate a persistent desire of immersing totally in the past. This difference can also be discerned from the name of the protagonist, Little Cheung. It is a name taken after the quoted film veteran and a film in the 50s featuring Bruce Lee, relating the protagonist to the past but not blending him totally to it. It expresses an underpinning consciousness which is like “I am not the past, but I am after it”. Yet, it is not the case in those pre-97 Nostalgia films like 92′ Legendary La Rose Noire which has meticulously dressed up its actor/actresses to create maximum verisimilitude of characters in the past.
Infernal Affairs I, II & III (2002/12 – 2003/12)
Golden Chicken (2002)
My Left Eye sees Ghosts (2002)
Inner Senses (2002)
Second Time Around (2002)
Goodbye Mr. Cool (2001)
Metade Fumaca (1999)
Legend of the Wolf (1997)
Practice 2: an everyday-life past and objects/city as history
Mcdull’s series: My life as Mcdull (2001) & Mcdull Prince la de Bun (2004)
Little Cheung (1999) VS Nostalgia film in the early 90s, eg. 92′ the Legendary La Rose Noire (1992)
Mcdull first appeared as a popular comics tackling philosophy and enlightenment questions in a reader-friendly way. Therefore, despite of using colorful pictures and a narrative of fairy tale, it is said to be inscribed with secular wisdom and a children book written for adults. When it is first made in TV series and feature film, it tackled problems of this kind. But its following in 2004 appears to be heavily historical mediated and demonstrates a past of Mcdull and his father as well which can be seen as a metonymy of the HK’s past. Mcdull Prince de la Bun stresses dramatically on objects from the past, displaying a series of objects with their histories. The animation context highlights further the materiality of this old objects. A historical consciousness is stimulated through the imagination of these tangible objects as Baudrillard might suggest the texture of objects, like the wooden surface of home furniture eliciting a historical sense and disclosing itself as a witness of time passing. Mcdull’s series suggests a past of HK whose sense of pastness is contextualized and elicited through demonstrating changes of object, everyday life and ordinary people experience.
Little Cheung as a film portraying a district can also be understood as eliciting historical sense through object which is now a city. The film tells a story of Little Cheung who hangs around daily his district for working as a delivery boy for his father’s restaurant. Thus, following his footsteps, the audience starts an itinerary and is exposed to a subtle texture and rhythm of a street. The street has its past just as the inhibitants who live and work there do. This sense of past-ness and changes of time are implicitly elicited through the spatial and visual presentation of the district. For example, the succession of generations are spatially suggested through the hooligan’s taking over the rule of sovereignty of a street from his father. New comer/ immigrants of the street can only accommodate themselves in the back lanes and alleyways for the street has already been demacrated along the course of time. Spatial hierarchy reminds one of the history of the district. The past of Little Cheung’s family and his granny is retraced through photographs and TV set’s images.
Practice 3: constructing the past as an entity (“those golden old days”) VS the past as a trajectory
In the Mood for Love (2000)
Metade Fumaca (1999)
City of Glass (1998)
Just One Look (2002)
Ordinary Heroes (1999): a politically mediated past
The change of modes of representation and replacing a lamentable mood of diaspora with an keen celebration of indigenous culture are understood in relation to a paradigmatic change in the broader context which is the second, and also the most prominent section of the research.
The Context, the Film Historicization
Concerning the context, I refer mainly to all those events and statements emerging in the film discourse, the film industry and a broader public context. Statements related to Hongkong Cinema mushroomed and permeated remarkably among the public discourse since 1995 and, continuing to saturate the public in the following 10 years. Most of those statements concerns the historical past and ontological essence of Hongkong Cinema. They converge to a film historicization which is materialized and confirmed by the mushrooming publication of historical accounts of Hongkong Cinema since the mid-90s and the erection of Hongkong Film Archive in 2001.
In the second part of the research, the researcher endeavours to account for and examine this film historicization in detail. It starts by mapping the historicization onto a diachronic context and showing it as an arrested event emerging dramatically and unprecedentedly in Hong Kong in a period roughly from 1995-2005. Those economic and technological determinants exercising concurrently in the film industry will be highlighted and linked to illustrate how configuration of film industry, changes of the modes of film production and distribution because of the intensified globalization, and of digital technology as well operate in a twofold way first as triggers and secondly shaping a film historicization. The close connection between the digital technology and the film historicization reminds one of the theoretical concerns in this research which is approached from a Régis-Debray-like Mediology. It involves precisely an investigation of the DVD market and its impact on the circulation and reproduction of films – i.e. the materialized condition of media which triggers its changing positioning and our perception of it and leads intricately to and conditions a film historicization as this Hongkong case has shown. The account serves finally to attest and illustrate one of the principal concerns of this research – how a film historicization arises as a signpost indicative of media change and, relies on and allows the reception of the cinema to be textualized and historicized.
Perceiving in another sense, this Hongkong film historicization serves to be a reflection upon film historiography in which film historians are so eagerly engrossed lately also because of its complicated ideological underpinnings and discursive strategies. Its operation appears to be complex and elusive and still demanding the researcher´s effort for a clear articulation. Yet, basically, some discursive specificities have been discerned:
1. Hongkong Cinema is for the first time understood and studied as a whole. Interest is spent not on delineating the aesthetics and films of any particular individuals like directors or particular genres. Instead, across diverse genres, different makers and times, a coherent and collective aesthetics is said to have permeated and characteristic of Hong Kong films. Hence, the film historicization involves an effort to construct an essence of the Hongkong cinema out of its films and trajectory. The essence is then made equal to an entity called Hongkongness which is said to delineate the essence of Hong Kong as a city. Hongkong Cinema and Hongkongness appear to be palindromes, dialectically facilitating one another. The construction of Hongkongness and Hongkong as a city through the discourse of Hongkong Cinema suggests a mechanism whose characteristics include: (1) that the cinema is taking up a constructive and constitutive position in the formation and formulation of a city’s culture; (2) that film is both the means and the content of a city’s historicization. A thematisation of Hongkong cinema and its history provides a path to the thematisation and reification of a city by foregrounding discussable and namable qualities for us to imagine a Hongkongness. A further inquiry is to pursuit why the cinema and film history are chosen by Hongkongers out of many other media to define the city.
2. The film historicization highlights particularly the industrial practices and development of the Hongkong film industry. More than a considerably more fashionable approach avoiding identifying a film history to the history of individual films and makers, it is also an ideologically imbued tactics. Portraying the history of Hongkong cinema as a successful industrial management and technological progression highlights and contextualizes finally the commercial nature of Hongkong the city and is in praise of this Hongkong commercialism, conscientiousness and survival flexibility which contribute not just to a world renowned cinema, but also an economically renowned city. This leads to scholars’ proclamation that retracing the past of Hongkong cinema allows us to re-experience the treasurable hundred-year of the city. The analysis of the first comprehensive historical account of Hongkong cinema – Zhong Bao-Xian’s 100 Years of Hong Kong TV and Film Industry reveals this strategy further and more succinctly.
3. The film historicization relies heavily on the practice of oral history and enjoys a widespread participation from the general public through the everyday newspapers’ columnists’ articles, radio phone-in and TV programmes and ardent consumption of old Hongkong films in monthly film screening programmes organized by the Hong Kong Film Archive. Oral history involves a particular methodology which favours memorization and reminiscence than evidence organization and critical interpretation. I argue exactly because of these peculiarities, the Hongkong film historicization reveals its focus on agency and endeavour to stimulate a sense of collectiveness among the audience. It resonates well with the extensive public participation one can notice and should be understood, whether with or without clearly defined intention, as a crucial contribution of a broad effort to construct a Hongkong essence and identification among the Hongkongers in the Post-colonial Hong Kong in which movement like “Remaking Hong Kong” in 2002-2003 can be the most telling example.
The Cinema and History
Combining the analysis of the filmic modes of representation, the film discourses and the broader social context, this research hopes to reckon and delineate different possible relationships connecting the cinema and history. Preliminary research suggests the film culture and scene in the past 10 years of Hongkong involves at least 3 possible connections:
Films about the Past
Films’ portrayal of the past events conveys a specific envision of history in relation to the interpretation of the present . This belongs to the theoretical realm first called for attention by Robert Rosenstone under the advocacy of “New History Film”. For example, Hollywood, in its films about the past, has always acclaimed or accused of conveying a strong message of American models, figures and moral values which embody the American Dream.
Films from the Past
Films, with its indexicality serve as an archive, a mine and storage place of the past, revealing all those perishable monumental memory of events and unimportant daily actions and traces left on objects through human events and time. Films shot on location succinctly exemplifies this intrinsic relationship between the cinema and history. This concern clearly underpins several old films screenings and exhibitions organized by the Hong Kong Film Archive.
Film History as City’s History
Film history intersects/ interweaves with the historicization of a city. With its operation and logic I slightly delineated and illustrated above. It is this connection which I suggest to characterize specifically of the Hongkong film historicization and mark its value worthy of further interrogation.
* Stephan teo, Hongkong cinema: the extra dimension, pp. 110-111. David desser, “constructing Chinese identity in the Hongkong cinema”, in Sheldon H. Lu and Emilie Y-Y Yeh eds. Chinese Language Film: Historiography, Poetics, Politics, pp. 280-281
Timm Ebner (2011-2013)
,Kannibalen‘ und ‚Blutsauger‘. Kolonialrassismus und Antisemitismus 1914-1945
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Die wichtigste Figur der NS-Fiktion ist der Verräter. So groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Feindbildern sind, spätestens in der Konfrontation mit dem Protagonisten ›entpuppen‹ sie sich als ›heimtückische Verräter‹, die in der NS-›Weltanschauung‹ immer schon Verschwörer sind. Die vielschichtige Gemengenlage der NS-Kolonialbelletristik lässt gerade die ambivalente Figur dieses geheimen Feindes hervortreten, der »[n]ur als Freund [] zum Verräter werden« (Eva Horn) kann.
Das paranoische Wissen um geheime Feinde, am deutlichsten präsent in der Annahme einer ›jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung‹, basiert auf einem paradoxen Unbehagen an der Medialität der Moderne; eine Medialität, die die NS-Propaganda zu nutzen wusste – trotz aller Lippenbekenntnisse zum Antimodernismus. Wenn der ›Feind‹ im Geheimen vorgeht, sieht sich der Protagonist unweigerlich gezwungen, seinen eigenen Aktionsradius in das Schattenreich der Maßnahmen zu verlegen und misstraut der modernen Institution Öffentlichkeit in dem Maße, wie er sie selbst zu manipulieren versucht. Dieses ‚Abtauchen’ gefährdet jedoch letztlich die Unterscheidbarkeit der Protagonisten von ihrem fiktionalen Gegenüber, ihren Anderen. Die Figuren werden zu „kleinen anderen“ (Jacques Lacan), die sich lediglich auf einer imaginären Ebene unterscheiden und unterhalb dieser nichts als selbstbezügliche Projektionsflächen sind. Held und Feind sind nun nicht mehr nur interdependent, sie sind reziprok. Ihre Positionierung wird dann durch die Parameter bestimmter Erzählweisen etabliert. Während der ›Verrat‹ des Anderen im Modus des Unheimlichen erzählt wird, tritt der irreguläre Kampf, der mit allen Mitteln geführte Krieg des nationalsozialistischen ›Helden‹ im Modus des Abenteuers auf. Der Andere wird in dieser Konstellation zum Medium der Selbstdefinition, er ist so ›verräterisch‹, wie das Selbst ›heldenhaft‹ ist. Diese formale Reziprozität eröffnet eine abgründige Eskalationsdynamik: wenn der Gegner ein Doppelgänger ist, kann man ihn nur mittels antizipierender Kriegsführung bekämpfen. Unabdingbar erscheint in diesem Narrativ, dass dem fiktionalen Feind auf sein Terrain irregulärer und geheimer Kämpfe zu folgen sei. Damit wird der nationalsozialistische Held letztlich selbst zur Verräterfigur.
Als Untersuchungsmaterial der Dissertation soll die von der Forschung bisher weitgehend vernachlässigte völkisch/nationalsozialistische Kolonialbelletristik dienen (Fritz Spiesser, Paul Ritter, Paul C. Ettighoffer, Hellmuth Unger, Arnold Krieger, Heinrich C. Nebel u.a.) sowie NS-Kolonialfilme.
Timm Ebner hat Literaturwissenschaft, Geschichte und Philosophie an der Freien Universität Berlin studiert, am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte gearbeitet sowie als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Die Idee für das Dissertationsprojekt entstand in Zusammenhang mit der Magisterarbeit Kannibalische Motive in der nationalsozialistischen Konzeption des Fremden. Eine Lacansche Lektüre kolonialer Erzählungen. Seit Januar 2011 ist er Stipendiat des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien.
Christoph Eggersglüß (2011-2013)
An/Architecture. Medien und Technophänomene des Regierens – Figuren und Infrastrukturen der Delegation
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Christoph Eggersglüß studierte Europastudien an der Universität Bremen (B.A. 2007) und Media and Communication Studies und Science and Technology Studies in Göteborg (2006). Von 2007 bis 2010 studierte er in Weimar und schloss im Juli 2010 an der Bauhaus-Universität sein Masterstudium der Medienkultur mit einer Arbeit über Tinkering ab. Von Februar 2009 bis Dezember 2010 arbeitete er am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) als wissenschaftliche Hilfskraft, war Redaktionsmitglied der studentischen Zeitschrift micro und ist Mitbegründer von eject – Zeitschrift für Medienkultur. Seit 2011 ist er Stipendiat am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Daniel Eschkötter (2008-2010)
Gespenster der Geschichte – Phantombilder der Gegenwart. Politische Spektrologien in Film und Literatur
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Mit dieser kurzen, freilich schematischen Symptomatik sind zwei ästhetische Reaktionsweisen, zwei filmische Verfahren der Reflexion von Geschichte im Horizont ihrer medialen Fassung, zwei Strategien des Umgangs auch mit Latenzphänomenen des Politischen angezeigt. In beiden Aktualisierungen und Politisierungen des Gespenstischen treffen sich die Annahme, frei nach Kittler, dass Medien immer schon Gespenstererscheinungen liefern und diese vice versa eminente (Selbst-)Reflexionen von Medien und Medialität; die Engführung singulärer und kollektiver Traumata und historischer Ereignisse mit einer Rhetorik und Ikonologik der Heimsuchung; die These, dass regulative Sozialfiktionen grundsätzlich einen gespenstischen Charakter haben. In Literatur, Film, Theorie sucht die Arbeit Gespenster auf – als Geschichtstropen, findet sie in Texte Alexander Kluges, Heiner Müllers, Thomas Harlans, W.G. Sebalds, bei Jacques Derrida, Nicolas Abraham und Maria Torok, in Filmen von Godard und Claire Denis, Christian Petzold und Philip Scheffner, Apichatpong Weerasethakul und Pedro Costa. Es sind literarische, filmische, theoretische Verfahren der Konfiguration von Geschichts-, Raum- und Bildreflexion, der Geschichtsschreibung im Medium des Phantoms, die es in dem Dissertationsprojekt herauszuarbeiten gilt.
Daniel Eschkötter, Studium der Germanistik, Philosophie, Politikwissenschaft und Anglistik in Münster, Hamburg und Baltimore; ab Juli 2007 Stipendiat im Graduiertenkolleg “Die Figur des Dritten” an der Universität Konstanz; von Januar 2008 bis März 2010 Stipendiat im Graduiertenkolleg “Mediale Historiographien”, seit April 2010 dort wissenschaftlicher Koordinator.)
Jörn Etzold (2005-2006)
Revolutionäre Melancholie: Ökonomien der Zeit bei Guy Debord
Anne Fleckstein (2008-2012)
»Establishing as complete a picture as possible«. Medien und Techniken der Wahrheit in der südafrikanischen Wahrheitskommission
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Ausgangspunkt der Arbeit ist die Betrachtung der Kommission als Dispositiv, welches konstituiert, was in der TRC als Wahrheit verhandelt und in der Folge in den „Wahrheitsdiskurs“ der Kommission aufgenommen wird. Der Dispositiv-Begriff soll die weitest mögliche Offenheit der TRC für die verschiedensten kulturellen Praktiken und Techniken mit einer temporal begrenzten Etablierung von Institutionalität zusammendenken. Die Arbeit basiert wesentlich auf der Analyse von Materialien der TRC selbst. Dabei ist von zwei zu unterscheidenden Bereichen auszugehen: dem sichtbaren und dem unsichtbaren Raum, d.h. zum einen von Abläufen, die im öffentlich sichtbaren Raum (z.B. Anhörungen), und zum anderen, die innerhalb der Wahrheitskommission intern stattfinden. Die zu untersuchenden „Wahrheitsmedien“ und Techniken umfassen administrative Verfahren, juridische Praktiken, Anordnungen technischer Datenprozessierung und die Anwendung von Kulturtechniken, die das „Wahrsprechen“ im Anhörungsraum, die Etablierung von „Fällen“ und „Akten“, das Handeln der Akteure und die vielen Übertragungen von Geschichten bis hin zum Abschlussbericht der TRC bedingen. Techniken wie z.B. Aufzählen, Bezeugen, Auswählen, Löschen, Übersetzen, Verhören, Fürsprechen oder Urteilen sind ebenso dazuzurechnen wie materielle Dispositive (Mikrofon, Datenbank, Formular u.a.).
Der verbreiteten Wahrnehmung von der südafrikanischen Wahrheitskommission als einer singulären historischen Zäsur, die sich v.a. durch die öffentlichen Anhörungen eingestellt hat, soll die Bedeutung von administrativen, medientechnischen und juridischen Verfahren im Verfertigen einer „neuen“ Geschichtsschreibung während eines politischen Übergangs entgegengehalten werden, welche die Kommission in einem Gefüge historischer Kontinuitäten verortet.
Anne Fleckstein: Studium der Kulturwissenschaft und Neueren deutschen Literatur in Berlin und Lyon, mehrjährige Tätigkeit beim Goethe-Institut, bei der Französischen Botschaft und diversen Theaterprojekten. Von Januar 2007 bis März 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Forschungsverbund „Theater und Fest in Europa“ der Freien Universität Berlin. Seit April 2008 Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“.)
Robert Geib (2011-2014)
Gedächtnisräume im zeitgenössischen japanischen Kino
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Die filmanalytische Detailbetrachtungen einer Reihe von Filmen der „New New Wave“ Japans von Regisseuren wie Kurosawa Kiyoshi, Koreeda Hirokazu oder Aoyama Shinji, aber auch die Animationsfilme eines Oshii Mamoru oder von Kon Satoshi oder der J-Horror bilden die textuellen Grundlagen für weitergehende Überlegungen zu den medialen Bedingungen kinematographischer Gedächtnisdimensionen. Vor allem die Konstruktionsprinzipien des filmischen Raums in diesen Werken sollen im Zentrum der Überlegungen stehen, da zu vermuten ist, dass die Beschäftigung mit dem Gedächtnis vor allem durch seine räumlich-ästhetische Lokation stattfindet. Die grundlegend räumliche Struktur des filmischen Mediums wird hier auf seine Implikation zu den medialen Gedächtnisdiskursen, die immer wieder um die Geschichte(n) des kinematographischen Mediums kreisen, hin untersucht.
Zusätzlich sollen die Filme in ihr sozial-historisch-kulturelles Umfeld situiert werden, um den gesellschaftlich-politischen Einflüssen auf die Themen und Formen des neuen japanischen Films auf die Spur zu kommen. Dazu werden kulturtheoretische Überlegungen zur Geschichte und Erinnerungskultur des modernen Japan sowie über deren Status in einer zunehmend globalisierten Wahrnehmungswirklichkeit herangezogen. Aber auch Fragen der über- und transnationalen Bedeutung dieser speziellen ostasiatischen Bilderproduktion muss nachgegangen werden. Dieser theoretische Influx soll bei der filmanalytischen Arbeit parallel geführt werden, um so eine Überkreuzung von kulturtheoretischen und filmanalytischen Diskursen zu generieren, die letztlich in den räumlich-zeitlichen Kern kinematographischen Denkens weisen.
Robert Geib, M.A. studierte Medienwissenschaft, Psychologie und Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach dessen Abschluss Lehraufträge in Filmanalyse und Filmtheorie sowie Vertretungsaufgaben am Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien der FSU Jena. Seit November 2010 Stipendiat des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien.
Bernard Geoghegan (2009-2011)
From Information Theory to French Theory: Cybernetics, Global Technics, and the Reform of the Human Sciences
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Underpinning this dissertation and my other professional activities is a commitment to studying new media as an ensemble of instruments, procedures, and epistemological presuppositions, rather than as a discrete or self-contained technology. I understand it as the task of new media studies to trace out the contingent political and institutional determinations that organize such elements into a stable ensemble or apparatus. I argue that in the case of digital media, the history of these determinations is co-extensive with the recent history of science, globalization, and social theory, as well as the historical development of media studies as a research specialty.
Bernard Dionysius Geoghegan is a double-Ph.D. candidate in the Graduiertenkolleg Mediale Historiographien and the Screen Cultures graduate program of Northwestern University. His current research interests include media theory, historical epistemology, and image theory. In addition to teaching courses at Northwestern University and the American University of Paris, Bernard has been a fellow or visiting researcher at Harvard University, MIT, the Pompidou Center, and Sciences Po-Paris. He can be reached online at bernard[at]u.northwestern.edu and at www.bernardg.com.)
Anna Häusler (2008-2010)
Archivierung der Gegenwart. Zur Zeichenpraxis von Rainald Goetz und Einar Schleef
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Das Werk von Rainald Goetz formuliert den Anspruch einer Archivierung der Gegenwart, der mit einem Verständnis von und Umgang mit Geschichtsschreibung und Wissenserzeugung einhergeht, in der zugleich ihre Bedingungen und Möglichkeiten im medialen Zeitalter eingeschrieben sind.
Die Erinnerungsarbeit im Werk von Einar Schleef macht nicht das Festhalten von Vergangenheit für spätere Tage, sondern ihre Feststellung, ihre Arretierung in der Gegenwart aus. Beständiges Wiederholen, Neufassen und Kommentieren wird zu einer Aneignungsmethode und zugleich Abstandstechnik, die zwischen dem Schreiben und dem Lesen ihrer Spuren oszilliert.
Anna Häusler, geboren 1980, Studium der Theaterwissenschaft, Neueren deutschen Literatur und Philosophie in München und Lyon (1999 bis 2006), von 2005 bis 2008 als freie Lektorin tätig, seit 2008 Stipendiatin des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien.)
Anna-Sophie Heinemann (2008-2009)
Axiomatik der Anschauung? Notationssysteme im Cambridge Network
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Gerade anhand des unbedingten Erfordernisses, Möglichkeiten des symbolischen Ausdrucks von formalen Strukturen zu schaffen, zeigen sich Probleme und Risse einer kontinuierlichen Geschichte der Formalisierung, verstanden als Entwicklung hin zur Ausschaltung der Qualitäten von Zeichenträgern aus der Betrachtung der Funktionsweise formaler Systeme. Um diesen Problemen nachzugehen, widmet sich mein Forschungsvorhaben der Untersuchung logischer Notationssysteme sowie logischer Diagramme hin auf ihre Dimensionalität und Spatialität. Denn als Materie der formalen Systeme weisen die Symbole selbst anschauliche, ja in ihrer eigenen Räumlichkeit gewissermaßen haptische Qualitäten auf. Ihre unterschiedlichen Gestaltungen, Arrangements und funktionalen Nutzbarmachungen werden in historischer Perspektive daraufhin befragt, in welcher Weise sie die medialen Potenziale der Formalismen mit verantworten. Ein Aspekt, der hierbei Berücksichtigung finden soll, ist die Frage nach der Funktion der diagrammatischen oder symbolischen Darstellung von logischen Strukturen für die Erfindung oder Programmierung von Maschinen.
Entlang der Filiation von personellen Konstellationen im Cambridge Network (Susan F. Cannon) werden insbesondere Notationssysteme der englischen Algebra der Logik untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Weiterführung der Leibniztradition durch die Analytical Society um Charles Babbage und George Peacock in Cambridge, auf der Reformulierung der Syllogistik durch Augustus De Morgan, auf George Booles Verschränkung von Algebra und Logik, auf Booles Austausch mit William Stanley Jevons, sowie auf dem mutmaßlichen dead end der Algebra der Logik mit Alfred North Whiteheads Universal Algebra (1898). Berücksichtigt werden weiterhin die Ausarbeitung logischer Diagrammatiken durch John Venn und Charles Lutwidge Dodgson (besser bekannt als Lewis Carroll), die Einführung tabellarischer Wahrheitswerttafeln für logische Verbindungen, sowie gescheiterte Ansätzen zu einer Diagrammatik des Urteils seitens Bertrand Russell.
Anna-Sophie Heinemann, geboren 1982, Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und Volkskunde/Kulturgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2001-2007), Tätigkeiten für verschiedene Teilprojekte des Sonderforschungsbereiches 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“ als studentische Hilfskraft (2004-2007) sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin (08/2007-12/2007), seit 2008 Stipendiatin des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“.)
Jan Henschen (2008-2011)
Die RAF-Erzählung: Eine Spurensuche zwischen Mythos und Geschichte
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In dem Dissertationsprojekt werden deutschsprachige Romane und Spielfilme untersucht, die den linksradikalen Terrorismus und damit in erster Linie die „Roten Armee Fraktion“ erzählen. Die Auseinandersetzung von den ersten Anfängen im Jahr 1967 über die Auflösung im Jahr 1998 bis in die Gegenwart hat zum Ziel, eine Genealogie deutlich zu machen und diese als das Tableau „RAF-Erzählung“ vorzulegen. Der Fokus liegt dabei auf einer Analyse der Wahrnehmungs- und Darstellungsmöglichkeiten der immer schon medialisierten Geschichte der RAF, andererseits auf der Frage, ob sich aus dieser Disposition zwingend oder vermeintlich die Annäherung an einen Mythos vollzieht.
Jan Henschen: Nach diversen Tätigkeiten bei Film- und Fernsehproduktionen Studium der Neueren Deutsche Literatur- und Medienwissenschaft, Kunstgeschichte und Soziologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Abschluss Magister Artium, anschließend Lehrbeauftragter und Hilfskraft an den Universitäten Kiel und Erfurt, seit Januar 2008 Stipendiat des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“.)
Silke Herrmann (2006-2007)
Castrati – Performances: Inszenierungen von Sängerkastraten
Julia Heunemann (2011-2013)
Das Feld im Meer. Formationen des Maritimen als Raum des Wissens im 19. Jahrhundert
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Die medientheoretische und wissenschaftshistorische Dissertation fokussiert die Bedingungen und Auswirkungen des Umbruchs in der wissensgeschichtlichen Annäherung an das Meer. Anhand einer Kontextualisierung der Geschichte der Ozeanographie im Hinblick auf ihre Teildisziplinen wie Geologie, Hydrographie und Biologie versucht sie eine Rekonstruktion der wechselseitigen Beziehungen zwischen theoretischen Konzeptionen der Naturforschung und medientechnischen Praktiken als Figuren des ozeanographischen Wissensdiskurses. In der Absicht, den Wandel des Meeres zum epistemologischen Raum beschreibbar zu machen, fragt die Arbeit nach den theoretischen Diskursen und ihrer Rezeption, nach den institutionellen Akteuren der Ozeanographie sowie nach ihren spezifischen Techniken und Methoden der Wissensgenerierung. Zentrales Anliegen einer Zusammenschau dieser wissensgeschichtlichen Faktoren ist es, den historischen Formationen des Meeres als Raum des Wissens auf den Grund zu gehen
Julia Heunemann studierte Medienkultur und Kommunikationswissenschaften in Weimar und Siena. Nach ihrem Abschluss als Diplom-Kulturwissenschaftlerin (Medien) im Jahr 2006 war sie für Museums- und Ausstellungsprojekte im In- und Ausland tätig. Seit Oktober 2010 ist sie Stipendiatin am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Ronald Hirte (2005-2006)
Offene Befunde – Zeitgeschichtliche Archäologie als Projekt, Methode und Metapher
Anika Höppner – anika.hoeppner(at)uni-weimar.de
(Forschungsteam »Übertragungen: Medien und Religion«)
Mediale Offenbarungen. Lutherische Visionskulturen in der frühen Neuzeit
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Mittels gründlicher kultur- und medienhistorischer Untersuchungen protestantischer Visionsberichte aus der Zeit von der Einführung der Reformation bis zum Westfälischen Frieden (1517-1648) verdeutlicht das Projekt, inwiefern sich der protestantische Glaube an die Autorität des biblischen Wortes mit einer auf Unmittelbarkeit ausgerichteten visionären Praxis vereinbaren ließ. Denn während im Spätmittelalter die Visionskultur von Seiten der Amtskirche streng kodifiziert, reguliert und diszipliniert wurde, tauchten die Zeugnisse von visionären Ereignissen in protestantischen Gebieten des deutschsprachigen Raumes unter anderen Vorzeichen verstärkt wieder auf. Diese Visionsberichte von Laien aus protestantischen Kontexten, die sich nicht nur inhaltlich und formal, sondern auch in der Bestimmung ihres Gegenstandes von katholischem Denken absetzten, begreift das Dissertationsprojekt als Träger von Indizien für die zu bestimmende Visionskultur.
Die einzelnen inhaltlich getrennten Analysen werden wesentlich durch die Einsicht getragen, dass bei der Ausbildung und Prägung einer protestantischen Visionskultur in der Frühen Neuzeit den institutionalisierten Formen von Heilsvermittlungen eine tragende Rolle zukam. Insofern sich die klerikalen Verfahrensweisen bzw. ostentativen Medieneinsätze, durch die das Heilige in bestimmter Art und Weise vorstellig wird, auch in die visionären Begegnungen mit dem Heiligen wieder einschrieben, verstehen sich die aufeinander abgestimmten theoretischen medienkulturellen Lektüren der Berichte als Versuch, die medialen Strategien der Heilsvermittlung (z.B. Emotionalisierungs-, Suggestions- oder Polarisierungsversuche) von ihren Wirkungen her zu begreifen. Die historische Perspektive auf Koinzidenzen zwischen religiösen Visionen und ihren Medien ermöglicht so eine bisher weitestgehend unberücksichtigt gebliebene Perspektive auf die Medialität des Protestantismus, der in der Vermittlung des Göttlich-Unsichtbaren sein konstitutives Moment und seine gemeinschaftsstiftende Funktion hat.
Anika Höppner studierte Germanistik und Multimedia in den Geistes- und Sozialwissenschaften in Karlsruhe sowie Medienkultur in Weimar und Ljubljana. Seit Oktober 2008 ist sie Stipendiatin der Graduiertenschule Religion in Modernisierungsprozessen in Erfurt am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Lucia Iacomella – lucia.iacomella(at)uni-erfurt.de
Poetiken des Durchschnittsmenschen um 1900
Gregor Kanitz (2005-2007)
Bio–Graphie und Endlichkeit. Zur Epistemologie, Materialität und Zeitlichkeit idiographischer Verfahren im 19. Jahrhundert
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Diese weitreichende Fragestellung stand am Beginn des Dissertationsprojekt und fokussierte Editions- und Archivierungsprojekte um die Figur Wilhelm Diltheys (1833 – 1911).
Im Mittelpunkt stehen mittlerweile die Aufzeichnung von Vergangenheit und Geschichte als (Auto-)biographie, welche im 19. Jahrhundert als „Geistesgeschichte“ den Kernbestand eines sich von Naturwissenschaft abgrenzenden Wissenschaftsverständnisses bildete. Die als messbare „Graphie“ physikalisch und biologisch ermittelte Grenze zwischen Materie und Geist, zwischen Leben und Tod trifft dabei auf ein Wissen, welches spätestens seit der Aufklärung eine transzendente Präsenz des Schriftlichen als Selbst und Geist überliefert und damit eine Geltung und Dauer von Wissen über ein geduldiges Medium – Papier – inszeniert.
Die materiellen und immateriellen Verschränkungen der damit produzierten „Schreibszenen“ sollen auf drei verschiedenen Ebenen kontextualisiert werden:
Das erste Teil des Projektes verhandelt Orte protestantisch-bürgerlicher Familarität, welche Urszenen geistig-humanistischen Wissens liefern und in vielfältigen Ordnungs- und Initiationspraktiken sowohl die Zirkularität als auch die Herkunft von Wissen quasi als ein Nomos regelt. Die Entscheidung über die Publikation bzw. Zirkulation von (Eigen-)Namen scheint hierbei in Verbindung zu stehen mit der Wirksamkeit wissenschaftlicher Zeitschriftenprojekte als „Organe“.
Im zweiten Abschnitt geht es um eine Sinnes-Logik historiographischer Arbeit und damit um Orte und Objekte einer sich explizit empirisch gerierenden Geschichtsschreibung. Von Interesse ist dabei vor allem die produktive Störung dieser „Erfahrungs“ – Konstellation. Technische Graphien wie das Foto scheinen beispielsweise aufgrund zu vieler Details keine „wahre“ und vor allem keine „lebendige“ Form von Geschichtserzählung zu garantieren.
Abschnitt III fokussiert die Prämissen und Praktiken konkreter historiographischer Produktion und fragt nach einer „Material“-Logik geschichtlicher Überlieferung. Die Entwicklungs-Linearität des Bildungsromans sowie der bürgerlich-realistische Essay bilden hier die Pole einer Erzählung, welche die technisch-materiellen Vorgaben papierner Bögen mit den wissenschaftlichen Ansprüchen auf ein „vollständiges Bild“ vereinbaren muss. Dieses Bild „bricht“ jedoch allzu häufig aufgrund nicht zu bewältigender Quellenmassen und bleibt auf diese Art unvollendet.
Diese drei Untersuchungsstränge bilden Knotenpunkte einer „Epistemologie des Konkreten“ (Rheinberger 2006), welche einzelne Szenarien historiographischer Wissensproduktion aus den (auto-) biographischen Schriften Wilhelm Diltheys, Heinrich von Treitschkes (1834-1896), Rudolf Hayms (1821-1901) und Gustav Freytags (1816-1895) konstruiert und sich dabei in erster Linie auf die Jahre 1850 – 1870 beschränkt.
Der vierte Teil konzentriert sich dagegen auf den Zeitraum der 1890er Jahre und beschreibt ausgehend von der mittlerweile institutionell verfestigten Abgrenzung der Geistes-Geschichte als Institut oder Archiv eine Konstellation, in der die final-begriffliche Scheidung zwischen „nomothetisch“ und „idiographisch“ (Windelband 1894) mit der Monumentalisierung des Lebens und der Hermeneutik (Fohrmann 2005) zusammenfällt. Anhand des Streits zwischen Dilthey und dem Psychologen Hermann Ebbinghaus (1850 – 1909) sollen Konzeptionen des Biographischen analysiert werden, um dabei zu fragen, wie die in den ersten drei Kapiteln angesponnenen Fäden von Nomo-, Sinnes-, und Material-Logik sich zu einer zeitlich unendlichen Traditions- und Biographiemaschinerie entwickelt. Hierbei gerinnt das Körperliche zu einer autopoetisch – empfindsamen Distinktion, bei der sich scheinbar ein Verkehrs-System mit einer Theorie überblendet.
Die Arbeit stellt damit nicht nur die Frage nach den medialen Infrastrukturen, den Ereignis- und Zeichenketten histor(isti)scher Arbeit, sondern ist ebenso eingebettet in die Reflexion darüber, inwieweit spezifische Konzeptionen von Dauer und „Leben“ als Geschichte herstellbar, genauer gesagt: reproduzierbar sind. Die vorläufige These einer ‚biographisierenden Wissensordnung’ wird insofern zur Frage nach Medien und Historizität des Lebendigen.
Gregor Kanitz studierte Neuere Geschichte, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache (Magister-Examen 2000 / 2003), Politik- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf, Duisburg und Berlin. Zwischen 2001 und 2004 Mitarbeit in mehreren Museums- und Ausstellungsprojekten im In- und Ausland (u.a. Documenta11) sowie Arbeit als DaF–Dozent. Seit Jan. 2005 Stipendiat am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.)
Alexander Klose (2005-2007)
20 Fuß Äquivalent Einheit – Die Herrschaft der Containerisierung
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Vera Knolle (2008-2011)
Virtuelles Denken. Die Überschreitung des Diskreten bei Gilles Deleuze
Isabel Kranz (2005-2007)
Die Bilderschrift entziffern – Walter Benjamins Versuch einer Geschichtsschreibung der Moderne aus den Überresten des 19. Jahrhunderts / »Reading the Rebus: Walter Benjamin’s Attempt to Write a History of Modernity out of the remnants of the 19th century«
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Since January 2005, Isabel Kranz (born 1977) has been a member on scholarship of the interdisciplinary research group »Media of History — History of Media« at the Bauhaus University in Weimar (Germany), writing her dissertation on Walter Benjamin’s Arcades Project. She studied Comparative Literature, American Studies and German as a Foreign Language at Augsburg University, Université Charles–de–Gaulle Lille III (France) and the Free University of Berlin. After earning her M.A. degree in August 2003, she spent a year as a visiting scholar at Yale University. )
»Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten«: Bilder stehen im Zentrum des historiographischen Modells, das Walter Benjamin in seinem unvollendetem Passagen–Werk auszuarbeiten begonnen hat. Diese umfangreiche Sammlung von Zitaten und Anmerkungen Benjamins lässt sich daher am ehesten anhand einer Auswahl hervorstechender Bildfelder erschließen, welche sprachliche Visualisierungen ebenso wie Photographien, Lithographien und Karikaturen umfassen. Drei Motivkomplexe stellen den Korpus meines Dissertationsprojektes: Unterwelten und Hohlräume, Pflanzen bzw. Blumen und Frauenbilder. Untersuchungsgegenstand meiner Analysen sind im weitesten Sinne Elemente der Natur, die in ein kulturell kodiertes Zeichensystem eingebunden sind, und als solche nicht auf ein wie auch immer gedachtes, ursprünglich Naturhaftes verweisen, sondern auf problematische Bereiche der gesellschaftlichen Selbstdarstellung. Durch die intensive Arbeit am und mit dem Material Benjamins soll ein dreifaches Forschungsdesiderat erfüllt werden: Ich möchte Benjamins Kritik eines Denkens in ›Naturgeschichte‹ nachzeichnen und kritisch beleuchten, sein Programm einer »materialistischen Geschichtsschreibung« wieder in seinen Eigenheiten profilieren und den frühen medienbewusste Ansatz einer Geschichtsschreibung in Bildern anschlussfähig machen.
Isabel Kranz hat an der Universität Augsburg, der Université Charles–de–Gaulle Lille III (Frankreich) und der Freien Universität Berlin Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Nordamerikastudien und Deutsch als Fremdsprache studiert. Nach ihrem M.A. Abschluss im Herbst 2003 verbrachte sie ein akademisches Jahr als Visiting Scholar an der Yale University, New Haven (USA). Seit Januar 2004 ist sie Stipendiatin des Graduiertenkollegs »Mediale Historiographien« und promoviert an der Universität Erfurt).
Karin Kröger (2011-2013)
Mathematisches – Medium – Literatur. Operativität, Schriftbildlichkeit, Historiographie
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Der Titel meines Dissertationsprojekts „Mathematisches – Medium – Literatur” bezeichnet Wechselbeziehungen zwischen den Disziplinen Mathematik und Literatur, welche durch bestimmte Medien, insbesondere dem der Schrift geschaffen werden. Hierbei soll neben der Untersuchung von literarischen Texten auf ihre „Mathematizität“ auch auf die historiographischen Zusammenhänge von Mathematik und Literatur eingegangen werden. Das heißt, inwieweit sind Medien, insbesondere die Schrift als Notationsmedium (vgl. Zitat Moritz Cantor), grundlegende Voraussetzungen für die Möglichkeit einer Historiographie der Mathematik? Und inwieweit sind literarische Texte, die sich mit Mathematik auseinandersetzen, Teil von mathematischen Historiographien?
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen literarische Texte des 20. Jahrhunderts, die mit unterschiedlichen mathematischen Themen, Operationen, Verfahren und Begriffen umgehen. Dies geschieht in unterschiedlichen Formen: So können mathematische Formeln im literarischen Text auftreten (wie bei Velimir Chlebnikov) und damit alternative, pseudoistische Formen von Mathematik entwickeln. Oder der Textproduktion werden der Mathematik entlehnte formale Verfahren zu Grunde gelegt und im Text thematisch und/oder schriftbildlich markiert (wie bei George Perec und anderen „Oulipoten“). Ein anderes Feld der Mathematik, das schon spätestens seit dem Barock in die Literaturproduktion Einzug gehalten hat, ist das der Kombinatorik und der Wahrscheinlichkeitstheorie und -rechnung. Diese, sowie die verwandten Themen Unendlichkeit, Grenzwerte und Nullpunkte sind auf unterschiedliche Arten in Texten von Jorge Luis Borges und Samuel Beckett zu finden.
Um Vergleichsmomente für Literatur und Mathematik zu finden, sollen einerseits Begriffe wie ‘Verfahren’, ‘Operation’, ‘Spiel’ und ‘Form’ analysiert werden und ihre Bedeutungen und Bedeutungsverschiebungen anhand der gewählten poetischen Texte herausgearbeitet werden. Andererseits gilt es die mathematischen Felder und Themen in diesen Texten zu beleuchten und ihrer „Geschichte“ und Historiographie nachzugehen. Im Zusammenschluss der literarischen Erfindung von Mathematik, thematischem Umgang und textorganisierenden Funktionen schließt sich die Gegenfrage an: Ob oder inwieweit kann ein poetisch-textueller Umgang mit Mathematik auf letztere selbst zurückwirken?
Karin Kröger studierte Literaturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Comparative Literature an der Universität Erfurt, der Staatlichen Universität Sankt Petersburg sowie an der University of California, Santa Barbara und war 2009-2010 Forschungsstudentin am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien. Seit März 2011 ist sie dort Promotionsstipendiatin.
Adina Lauenburger (2005-2007)
“Pas une image juste, juste une image”. Videogeschichte(n) im Kino – Vom Experimentierfeld zum filmischen Motiv
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Wie das Zitat von Jean-Luc Godard zeigt, das das Projekt als Arbeitstitel begleitet, soll einer einseitigen, d.h. einer durch die Narration der behandelten Filme oftmals nahe gelegten (Ein-)Teilung in ‘wahre’ und ‘falsche’ bzw. ‘fiktive’ und ‘authentische’ Bilder entgegengewirkt werden. Der Wunsch nach einer Balance in der analytischen Erfassung der Bilder fällt nun zusammen mit der Godard’schen Vorstellung vom Bild selbst, das aufhört eine ‘Reflexion der Wirklichkeit’ zu sein und stattdessen als ‘Wirklichkeit einer Reflexion’ (zumindest) ein Kino meint, das nur als eines der Bildverhältnisse zu begreifen ist. Eine solche Vorstellung vom Kino, die Godard besonders mit seinen Videoarbeiten (ab 1970) theoretisch transparent macht, lege ich meiner Arbeit zugrunde. Sie begründet aber ebenso die Methode: Bildverhältnisse bzw. Bild-/Ton-Relationen gilt es aus dem Dickicht narrativer Gewebe auszuheben.
Wie bei diesem Versuch die Verquickung französischer Filmpraxis und kanadischer Medientheorie der 1950er/60er Jahre fruchtbar gemacht werden kann, bleibt zu erarbeiten…
Adina Lauenburger studierte Neuere deutsche Literatur an der Humboldt-Universität sowie Theaterwissenschaften und Psychologie an der Freien Universität Berlin. Seit Ende 2003 arbeitet sie an ihrer Dissertation im Rahmen der Forschungen zur Historischen Ästhetik des Kinos bei Prof. Dr. Hermann Kappelhoff in Berlin; seit Januar 2005 ist sie Stipendiatin des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien der Universitäten Weimar, Erfurt und Jena. Praktische Erfahrungen und Interessen bestehen im Bereich Kulturmanagement / Interkulturelle Kommunikation (Goethe-Institut Hongkong: Kulturaustauschprojekt Festival of Vision – Berlin in Hongkong, Filmfestival Max2000!) und Marketing (Verlag Walter de Gruyter Berlin).)
Judith Leckebusch (2008-2011)
Maschinen des Theaters – Medien des Theatralen
Jana Mangold – jana.mangold(at)uni-weimar.de
(Forschungsteam »Übertragungen: Medien und Religion«)
Medientheologie. Eine Archäologie der Medientheorie
Elena Meilicke (2011-2013)
Konjunkturen der Paranoia. Politisches, mediales und historiographisches Wissen im Kino von New Hollywood
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In filmästhetischer Hinsicht entspräche dem eine Bild-Ton-Politik, die in der systematischen Entortung von Stimmen und Klängen besteht und zur Dominanz des Akusmatischen im Paranoia-Thriller führt. Es ist dabei immer wieder das Medium Tonband, das eine solche Spaltung von Stimmen und Körpern, eine solche Trennung von Ton und Bild in Szene setzt. Ich möchte zum einen untersuchen, inwiefern die Filme anlässlich des Tonbands einer spezifisch paranoische Erkenntnisweise und Poetik nachgehen. Das Tonband stellt in besonderer Weise das Verhältnis zwischen Symbolischem und Realem zur Disposition. Genau an dieser Grenze operiert aber auch jede paranoische Wahrheitsproduktion, die sich als permanente Umbildung des Realen ins Symbolische beschreiben lässt. Zum zweiten begreife ich das Tonband im Paranoia-Thriller als Vehikel einer filmischen Mediengeschichte. Die per Tonband induzierte Trennung von Ton und Bild führt nämlich letztlich nur immer wieder die für den Tonfilm konstitutive Trennung von Bild- und Tonspur vor und dramatisiert insofern seine medialen Bedingungen. In diesem Sinne lassen sich Paranoia-Thriller als mediale Historiographien begreifen, die im Medium des Tonfilms selbst nach der Operationslogik des Mediums Tonfilm fragen und an seiner Historisierung arbeiten.
Es ist jedoch nicht nur die Geschichte eines Mediums, die hier verhandelt wird. Der offensichtliche Bezug auf zeitgeschichtliche Ereignisse – man kann das Kennedy-Attentat und Watergate als konstitutiven Kern des Genres bezeichnen – kennzeichnet den Paranoia-Thriller darüber hinaus als historische Erzählung. Charakteristikum dieser filmisch-paranoischen Geschichtsschreibung aber ist das Wissen um Medien als aktive Agenten jeder historiographischen Rekonstruktion.
Ziel meines Projektes ist, die hier skizzierte Konstellation, die Verschränkung von paranoischen, politischen und (medien)geschichtlichen Diskursen auf Wechselwirkungen und gegenseitige Bedingungsverhältnisse hin zu befragen.
Elena Meilicke studierte Neuere deutsche Literatur, Kulturwissenschaft und Sinologie in Berlin, Wien und Los Angeles. 2010 Magisterabschluss an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Arbeit zur Poetik und Epistemologie sexualmedizinischer Fallgeschichten um 1900. Verschiedene Tätigkeiten im Filmbereich, u.a. beim Internationalen Forum des Jungen Films und am Konfuzius-Institut der FU Berlin. 2008 bis 2011 zunächst studentische Hilfskraft, dann Mitarbeiterin der Graduiertenschule für die Künste und die Wissenschaften an der Universität der Künste Berlin. Seit Januar 2011 Stipendiatin im Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Jan Philip Müller (2006-2009)
Audiovision und Synchronisation. Sehen, Hören und Gleichzeitigkeit im Tonfilm
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Jan Philip Müller studierte Kulturwissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Berlin. Zwischen 2002 und 2006 war er in verschiedenen Kulturprojekten, -veranstaltungen und -institutionen tätig. Seit September 2006 Stipendiat im Graduiertenkolleg “Mediale Historiographien”.)
Ana Ofak (2008-2010)
Mikrographeme. Von Techniken der wissenschaftlichen Visualisierung im 20. Jahrhundert
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Studium an den Universitäten in Berlin, Irvine und Potsdam mit Schwerpunkten auf Mediengeschichte, Kunstwissenschaft, Wissenschaftssoziologie und Epistemologie. Nach dem Magisterabschluss in 2003 wissenschaftliche Mitarbeit am Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, research fellow am CASBS der Stanford University und am Collegium Budapest. Das Dissertationsprojekt spiegelt Interessen an Medien, Physik und Visualität.)
Theres Rohde (2011-2013)
Die Bau-Ausstellung zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder »Die Schwierigkeit zu wohnen«
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Als Werner Graeff 1927 die Zielsetzung der Stuttgarter Weißenhofsiedlung herausstellte, war das Medium der Bau-Ausstellung erst ein Vierteljahrhundert alt: 1901 wurde unter der Schirmherrschaft von Großherzog Ernst Ludwig die Darmstädter Mathildenhöhe erbaut und somit erstmals der Versuch unternommen, Architektur und die Gestaltung von Innenräumen in Verbindung, zeitgemäß und im Bruch mit der Tradition des 19. Jahrhunderts im Maßstab 1:1 zu schaffen. Es kam zu einem Medienwandel in der Vermittlungsarbeit von Architektur und Innenraumgestaltung, gar zu einer Medieninnovation. Bau-Ausstellungen wollten den aktuellen Forschungsstand durch ein zusammenfassendes Festhalten der gegenwärtigen Bemühungen wiedergeben; weniger um das Fachpublikum zu informieren, sondern um den Laien von den Entwicklungen zu begeistern und für die innovativen Wohn-Ideen zu gewinnen. Die Gebäude der Ausstellungen standen nicht nur für sich, sondern wurden als Teil einer medialen Beweisführung für das Neue Bauen und Wohnen ins Leben gerufen und waren gebaute Manifeste – so die These.
Das Dissertationsprojekt wird sich zwischen der Geschichte und Theorie der modernen Architektur und der der Medien bewegen. Denn eine Historiographie der modernen Baukunst lässt sich nicht ohne Medien schreiben. Die Vermittlung von Architektur und der Praxis des Wohnens ist auch und vor allem eine kultur- und medienwissenschaftliche Problematik.
Im Fokus der Arbeit stehen Bau-Ausstellungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihren Grundrissen und Fotografien, Ausstellungskatalogen und Plakaten, Erziehungsfilmen und Postkarten. Ziel ist es, deren Stellung in einem eng verwobenen Mediennetz des Zeigens aufzuspüren. Zu diesem gehörten Vorläufer aus dem 19. Jahrhundert, sowie eine Vielzahl von parallel erschienenen Warenbüchern und Geschmackserziehern, architektonischen Bilderbüchern, Gründungen neuer Museen und Konzeptionen innovativer Ausstellungen. Das Projekt will herausfinden, warum sich zur Wende zum 20. Jahrhundert das Medium der Bau-Ausstellung entwickelte und ob die ambitionierte Zielsetzung Wohnen auszustellen, gelingen konnte.
Theres Sophie Rohde hat Medienkultur an der Bauhaus-Universität Weimar und der Università degli Studi di Modena e Reggio Emilia studiert und mit einer Masterarbeit mit dem Titel wohnMASCHINEnmensch – Das Haus Am Horn als erziehende Utopie zum neuen Menschen abgeschlossen. Seit 2011 ist sie Stipendiatin am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Simon Roloff (2007-2010)
Schrift-Wesen. Robert Walsers Poetik und Politik des Lebenden
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Das Leben des arbeitslosen Angestellten Simon Tanner wird am Ende von Walsers erstem Roman durch einen mündlichen Vortrag in einer Wohltätigkeitsorganisation zusammengefasst. Die hier gewählten poetischen Mittel verweisen auf die summarische Darstellung von Episoden, Anekdoten und Ereignissen, die sich zu einer Biographie nicht fügen wollen und die letztlich die Lebensdarstellung von Geschwister Tanner selbst ist. Der Roman verweist hier in seinen Formen auf die Normalisierung eines „sozialen Übels“ in Wohlfahrtseinrichtungen und der Sozialversicherung.In Jakob von Gunten ist es die Auflösung der Knabenschule Benjamenta und die Emergenz einer ubiquitären Kontrollinstitution, die das Arbeitsamt in seiner Architektur und seinen organisatorische Vorkehrungen als diskursive Praxis nachbildet. Seine Regulation der „Arbeitslosenmasse“ als unberechenbare und mithin unversicherbare politische Figuration durch ein „Schaltwerk der Arbeitskraft“ ist das Instrument einer Politik des „Lebensunterhalts“, der dem Einzelnen im Vorsorgestaat immer schon geschuldet wird und den er der Gemeinschaft schuldet. Es bietet sich an, diese Formen der Vorsorge bei Walser in den Rahmen einer diskursiven Praxis der „Schreibszene“ (R. Campe) zu stellen, die bei Walser eine politische Szene wird: Deutet sich schon in den frühen Romanen eine Problematik der Verzeichnung von Mündlichkeit in Schrift an, dann verschärft sich dies in Der Räuber und einigen Mikrogramm-Texten. Walsers Schreiben ist hier als Lektüre einer diskursiven Praxis zu beschreiben, die die Verzeichnung des Lebens durch Institutionen und Diskurse in den Blick nimmt.
Christoph Rosol (2008-2011)
Angewandte Voraussicht. Historische Sphären der numerischen Klimamodellierung
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In dieser medien- und wissenschaftshistorischen Studie soll der Vorgeschichte und dem Moment der Genese jener numerischen (Pro)Gnosis nachgegangen werden. Die Ausgangsthese ist, dass die Emergenz der elektronischen Datengewinnung und -verarbeitung (der Radare, Raketen und Rechner) als Modellierungsinstanz der Meteorologie (die Wissenschaft des Wolkigen, Unbestimmten und Chaotischen) mehr als nur die maschinelle Handhabung für eine messende Kunde war, sondern schlicht das Bild dessen änderte, was da gemessen wurde. Es gilt also zu klären, ob und wie ein Verbund von Mess- und Modellierungstechniken, von graphematischen Operationen und numerischen Maschinen, von Experimentation und Simulation die Genese einer Aussagen über Vergangenheit und Zukunft treffenden Klimatologie konstituierte. Worin schlug sich der Wandel der Instrumente und Modelle in dem Verständnis dessen nieder, was Atmosphäre ist, wie dieselbe funktioniert und wie sie ihre Chronologie zu erzählen hat? Worin also, kurz gefragt, besteht die medientechnische Bedingung der Kalkulier- und Darstellbarkeit einer Klimawende?
Christoph Rosol hat Wissenschaftsgeschichte und Kulturwissenschaften in Berlin und Toronto studiert. Seine Magisterarbeit zur Herkunftsgeschichte und technischen Episteme von RFID ist bei Kadmos erschienen. Nach gesegneter Tätigkeit als freier Autor zog es ihn 2008 wieder zurück in die Wissenschaft, um sich einen gleichsam fundierten wie originellen Zugang zu dem essentiellen Thema des Klimawandels zu erarbeiten. 2008 war er Stipendiat des German Historical Institute in Washington, D.C. und wurde im gleichen Jahr im Graduiertenkolleg aufgenommen. Derzeit ist er Predoctoral Research Fellow am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
Sarah Sander (2011-2013)
Die Sichtbarkeit des Transit. Transitstationen – Architekturen der Segregation 1892-1954
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Die geplante Dissertation folgt dem Weg der transatlantischen Migration, wie er sich zwischen 1892 und 1954 in den Transitstationen und den Stationen des Transit zwischen den Auswanderhallen der Ballin-Stadt Hamburg und der Einwanderungsbehörde auf Ellis Island, New York zeigt. Sie interessiert sich für die Zonen der Sichtbarkeit und die Felder der Sagbarkeit, die den Diskurs der Aus- und Einwanderung formieren. Indem die Arbeit Dokumente, Instrumente und Architekturen von Transitstationen als Agenturen gesellschaftlicher Segregation fokussiert, nimmt sie die medialen und architektonischen Möglichkeitsbedingungen und -räume der Prozessierung prekärer Passagiere in den Blick, die um 1900 Bevölkerung konstituieren. Doch Transitstationen sind nicht nur verwaltungstechnische und biopolitische Einrichtungen, sondern auch Umschlagplätze für Geschichten und Träume.
Transitstationen sind kafkaeske Verwaltungsapparate; phantasmatische Gebilde und Sicherheitsraum. Heterotopien in einem starken Sinn des Worts: Insel, Widerlager und Idealbild. Hier werden Daten aus Listen mit neuen Listen verknüpft, Befragungsbögen mit Passagierlisten zu Einreiseregistern, Gesetze an Körper an Orte gebunden. Ein schier unendlicher bürokratischer Anschlussakt, der Schicksale nach Zahlen und Buchstaben (nach Quoten und Vor-Schriften) verwaltet und Biographien als Listen und Register schreibt. Beamte, Inspektoren und Ärzte fällen in minutenschnelle Entscheidungen mit richterlicher Gewalt. Sie entscheiden nach binärer Logik (zwischen gut oder schlecht, krank oder gesund, rein oder raus) über Gedeih oder Verderb der Dritte-Klasse-Passagiere, die über die Transitstationen ins gelobte Land wollen. Doch neben den Staatsangestellten, Beamten und Ärzten sind hier – so eine zentrale These der Dissertation – auch Raumteiler, Treppen und Schalter betraut. Transitstationen sind operationale Ensembles, Architekturen der Segregation.
Auf Basis der Archive, Geschichten, Bilder und Bauten der Transitstationen BallinStadt Hamburg und Ellis Island, New York fragt die geplante Dissertation also zunächst nach den Schreibakten und Schriftstücken der in Migrationsangelegenheiten wirksamen Biomacht, die sich in Gesetzen und Verordnungen, in Passagierlisten und Einreiseregistern, in Statistiken und Quoten manifestiert, um somit nach den Einwanderungsgesetzen in ihrer Zusammenarbeit mit medizinischen und psychiatrischen Diskursen zu fragen. Sodann geraten die Medien der Registratur und ihre architektonischen Aktanten in den Blick, d.h. es werden die Dinge und Architekturen und Segregation fokussiert, die sich als Dispositive der Macht, als wissenskonstituierende, operationale Gefüge aus Grundrissen und Fotografien, aus Berichten und Skizzen rekonstruieren lassen. Ein spezifisches Transitwissen gerät in den Blick, das beim Austritt aus den Medien der Bürokratie und dem Eintritt in die Medien der ästhetischen Moderne im Symbolischen der Literatur, im Imaginären des Films und im Realen der Architektur erneut aufscheint und damit nicht zuletzt in diese Texte, Bilder und Bauten hinein verfolgt werden soll.
David Sittler (2008-2010)
Geschichte der metropolitanen Straße als Massenmedium
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David Sittler, geboren 1978, hat Mittlere und Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Kunstgeschichte an der Universität Bonn (1998-2002) und Göttingen (2002-2006) studiert. Seine Magisterarbeit trägt den Titel: „Petrograd als Bühne der Russischen Revolution“. Seit 2008 ist er Stipendiat des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“ und promoviert an der Universität Erfurt.)
This dissertation project deals with the mediality of streets in Chicago and St. Petersburg in the epoch of extreme urbanization from 1870-1930. It tries to capture also the visual and ritual aspects of behavior and perception with regard to the dynamics on streets during extraordinary and in the process in the end historical events like riots, upheavals, and revolutions. In all three cases media events with a political meaning that reach far beyond the cities’ boundaries are in the center of interest. In a way I try to reconstruct „history in the making“ on the street, looking on conflicts and clashes between different groups and persons on the street over the order of society and power. (For Chicago the strike of 1877, the “Haymarket riot” 1886 and the race riots 1919, and for St. Petersburg the Demonstrations on 1876 and the revolutions of 1905 and 1917 are objects of special study focus. Demonstrations make facts publicly visible that are ignored by elites and not prominently present enough in other media or for the wider public in the eyes of the protesters. These confrontations bring to light the mediality of identities and their contructedness. This holds for the involved ruling classes as for the ruled. Their relationships to special places and spaces, to their shared and simultaneously divided history and various imagined communities manifestate in the scenarios on the street.
David Sittler, born in 1978, has been a member on scholarship of the interdisciplinary research group »Media of History — History of Media« at the Bauhaus University in Weimar (Germany) since 2008. 1998-2006 he studied Medieval, Early Modern and Eastern European History, Art History at Bonn and Göttingen University. His MA-thesis went on „Petrograd as a Stage for Revolution“. )
Przemysław Suwart (2011-2013)
Programmkinos und Filmfestivals als Museen bewegter Bilder
Friederike Thielmann (2011-2013)
(Forschungsteam »Übertragungen: Medien und Religion«)
Die Figur der Leiche. Theatrales Sterben und inszenierte Sterblichkeit im Barock und im Gegenwartstheater
Ulfert Tschirner (2005-2007)
Museum, Photographie und Reproduktion. Mediale Konstellationen im Untergrund des Germanischen Nationalmuseums.
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Anhand dieser und anderer Konstellationen im Untergrund des Germanischen Nationalmuseums fragt mein Dissertationsprojekt nach der in Archiv und Depots verborgenen Geschichte musealer Medienpraktiken und danach, wie diese Praktiken das Selbstverständnis des Museums jeweils reflektiert und prozessiert haben. Untersucht werden dabei vor allem solche historischen Formationen, in denen Verschiebungen im Verhältnis von Original und Reproduktion mit veränderten Gebrauchsweisen der Photographie im Museum korrespondieren. Durch einen Ansatz, der Fragen der Museumsgeschichte, der Photogeschichte und der Mediengeschichte miteinander verknüpft, versucht sich die Arbeit damit nicht zuletzt an einer medialen Historiographie des Museums.
Ulfert Tschirner, geb. 1974, Studium der Geschichte und Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster (Magister Artium), sowie Museum Studies an der Universität Oldenburg (Master of Arts). Seit Januar 2005 mit einem Dissertationsprojekt zum Verhältnis von Museum und Photographie im 19. Jahrhundert Stipendiat des DFG-Graduiertenkollegs Mediale Historiographien (Weimar/Erfurt/Jena).)
Christina Vagt (2005-2007)
Zeitkritische Wahrnehmung – Raumzeitliche Bedingungen der Übertragung zwischen Phänomenologie und Quantenmechanik
Cecilia Valenti (2011-2013)
»Blob existiert nicht, sondern wider-steht«. Die Sendungscollage Blob zwischen intermedialem Verschlingen und Montageinterventionen
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Zum einen machen Blobs Found-Footage-Ästhetik und seine unstrukturierte Struktur – als Serie zeitlich begrenzte und sequenziell angeordnete Einheiten – ihren Status als isoliertes, selbständiges Werk fragwürdig und problematisieren gleichzeitig das Verhältnis von Blob zum restlichen „Fernsehflow“. So imitiert Blobs Akkumulation von Bilderschichten eine Vorstellung des Fernsehens als rhythmische Wiederholung von Bilderfragmenten, indem es das Prinzip der Zufälligkeit der Fernsehbedienung, des „Surfens“ quer durch die Programme, sichtbar macht: Das heißt, Blob selbst ist Zapping. So weist das Oszillieren von Blob zwischen Rahmen (um) und Inkorporation (in) den Bilderfluss auf die Frage, nach der Rahmung und der Grenzziehung und auf die Reflexion des televisionären Paratextes hin.
Zum anderen arbeitet Blobs Montagecollage in eine Gegenrichtung: Als bewusstes, sinnstiftendes Verfahren selektiert Blob aus dem banalen italienischen Unterhaltungsfernsehen skurrile und groteske Bilder, die in einer Art „Montage der Attraktionen“ montiert werden, um „Schock-Momente“ beim Zuschauer hervorzurufen.
Ziel meines Dissertationsprojekts ist es also, das Wechselverhältnis zwischen zum einen einer Strategie der Nivellierung, die Blob zur formlosen, offenen Bilderschleife, zur experimentellen écriture automatique macht, und einer dezidierten Interventionen durch die Montage zum anderen zu untersuchen: Beide Aspekte führen zu zentralen Fragen nach der Kodierung medialer historischer Prozesse und stellen die Montagecollage in Blob als eine spezifische Art von Geschichtsschreibung dar. Indem Blob die „kleinen“ Geschichten Italiens neben die offizielle, globale Geschichte montiert, stellt es damit einen demokratisierenden Versuch dar, eine Geschichte des „und“ zu avancieren; d.h., eine Geschichtsdarstellung, die nicht durch hierarchische oder narrativierende Bilderverkettungen, sondern durch das pragmatische, horizontale Ineinanderfließen der Bilderfragmente ihren Ausdruck findet?
Weiter stellt das Zitieren alter filmischer Bilder, die wie Erinnerungen im televisuellen Gedächtnis auftauchen, das dialektische Verhältnis zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Erinnern und Vergessen evident dar? Und schließlich: Stellt das Nebeneinandermontieren von (alten) filmischen und (aktuellen) televisuellen Bildern ein Wechselspiel zwischen televisueller Gegenwart und filmischer Vergangenheit dar, die wiederum Blobs Bilderschleife zeitliche Kontinuität und historische Tiefe gibt?
Cecilia Valenti, Studium der Philosophie und Filmwissenschaft in Mailand, Bremen und Berlin, seit Januar 2011 Stipendiatin im Graduiertenkolleg Mediale Historiographien.
Sebastian Vehlken (2005-2007)
Schwärme. Medialitäten und Politiken der Unschärfe
Swarms. Medialities and Policies of Fuzziness
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Die Begriffe des Schwarms und einer dezentralen, emergenten Schwarm-Intelligenz haben Konjunktur – interdisziplinär lesbar in Phänomenen vom Social Swarming in der Soziologie und Politologie, über militärische Swarming Doctrines und informatisches Swarm Computing, bis hin etwa zu einer Swarm Architecture. Analog zu biologischen Schwärmen und ihrem Verhalten werden mithin in verschiedenen Wissenschaften, die sich mit Problemen chaotischer oder organisierter Komplexität beschäftigen, die Fuzzy Logics des Schwarms modelliert und konzeptualisiert. Damit verweisen sie in Anschluß an Michel Foucault auf die Mikrostrukturen der gouvernementalen Verfasstheit eines an Dynamiken, Unschärfen und Diskontinuitäten orientierten Regierungs- und Regulierungswissens – und seiner medialen Technologien.
Deren basale Fragen beziehen sich etwa auf jene stete Unbestimmtheit innerhalb des Schwarms, die eine Kausalität von Ursache und Wirkung obsolet werden und dennoch überaus komplexe Ordnungen emergieren lässt. Und etwa auf das Potential einer Steuerungstechnologie, die als Mannigfaltigkeit (Deleuze & Guattari) stets zwischen den unscharfen Polen von Verteilung und Verdichtung oszilliert, und durch ihre kontaktlogischen, nachbarschaftlichen Kommunikationen etwa die (kybernetische) Dychotomie zentrale versus dezentrale Steuerung aufhebt. Schwärme sind dabei – wie die Kybernetik – transdisziplinär lesbar; sie avisieren jedoch anders gelagerte epistemologische Fragestellungen, indem sie eine neuartige Informationstheorie und Steuerungsstruktur nahelegen, in der Nachrichtenübertragung und Bewegung in eins fallen. Eine Steuerungstechnologie, die sich quasi als Rauschen im Rauschen komplexer Umwelten selbsttätig zu regulieren und auf ein Ziel hin zu optimieren imstande ist. Schwarm-Logik bedient sich dabei eines Denkens in Wahrscheinlichkeiten, das sich je schon statistischer Verfahren bedient. Und es rekurriert auf die Figur einer neuzeitlichen und vor-aufklärerischen Schwärmerei, die je schon die festen Gefüge einer cartesianischen und newtonschen Ordnung sabotierte.
Die Untersuchung Schwärme – Medialitäten und Politiken der Unschärfe fragt im Rahmen des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien nach jenen Schwellen-Daten, von denen ausgehend Schwarm-Diskurse als produktive Verfahren zur Erforschung, Modellierung und Visualisierung komplexer Systeme eingesetzt werden. Sie denkt proto-kybernetische Systematisierungen in der Biologie (Superorganismen), ihre Verlinkung mit sozialen Gesetzen um 1900 und eine daran anschließbaren Rekonzeptualisierung von Massenbegriffen zusammen mit mathematischen und computerwissenschaftlichen Überlegungen zur Beschreibung von Mannigfaltigkeiten und unscharfen Mengen. Mithilfe dieser Beschreibung soll eine jüngere Konjunktur von Schwarmbegriffen und -phänomenen in verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen analysiert werden – unter besonderer Berücksichtigung ihrer technologischen Verfassungen, etwa der konkreten Implementierung in Verfahren des Distributed Computing und in Simulationen, und ihrer politischen Implikationen. Die Transformation des Schwarm-Begriffs vom Außen aufklärerischer Diskurse ins Zentrum von Diskursen um das Verständnis und die Modellierung komplexer Systeme adressiert dabei explizit Fragen nach den medialen Bedingungen und nach der Verfasstheit jener Technologien und Erkenntnisinteressen, die diese Wandlungsbewegung evozieren.
Sebastian Vehlken studierte Film- und Fernsehwissenschaften, Publizistik und Wirtschaftswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum und Media Studies an der Edith Cowan University in Perth, Australien. Seine im April 2004 eingereichte Magisterarbeit trägt den Titel Environment for Decision – Die Medialität einer kybernetischen Staatsregierung. Eine medienwissenschaftliche Untersuchung des Projekts Cybersyn in Chile 1971-73. Seit Januar 2005 ist er Stipendiat des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien und promoviert an der Bauhaus-Universität Weimar.)
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Manila, Capital of the Philippines, January 2001: A short message spreads among political activists and opponents of then-president Joseph Estrada: “Go 2 EDSA. Wear blck.” Only four days later mass protests involving nearly a million people force the president to resign. In this political action, coined coup de text, a new sort of mob appears, challenging the traditional meaning of the term: a new kind of clandestine, instantaneous, on-the-run-organization of protest. A self-constituting smart mob, using mobile network facilities to group and dissolve in a decentralized, spontaneous, and time-limited – or, to put it shortly: swarming manner.
The terms swarm and swarm intelligence follow a recent interdisciplinary conjuncture – from phenomena such as socio-political social swarming or military swarming doctrines, via swarm computing to swarm architecture. In analogy to biological swarms and their behaviour, the fuzzy logics of swarms are modelled and conceptualized throughout various scientific fields and disciplines related to questions of chaotic or organized complexity. Hence, they address – following Michel Foucault’s thought – the microstructures of a “governmental” knowledge of regulation and government that concentrates on dynamics, fuzziness and discontinuities. And they address the media technologies of this governmental knowledge.
Theirs basic questions allude to a constitutive uncertainty in the swarm, rendering a causality of cause and effect obsolete, but at the same time allow very complex patterns and orders to emerge. Or they point at the potentials of a technology which oscillates as a multiplicity in the sense of Gilles Deleuze and Félix Guattari between the fuzzy poles of distribution and concentration, and which neglects the (cybernetic) dichotomy of central versus decentral control by the invention of contact-logic, local processes of communication. Like cybernetics, swarms become addressable in a trans-disciplinary way, although they refer to a different set of epistemological questions, as swarms implement a new information theory and architecture of regulation in which the transmission of signals coincides with movement. An architecture of regulation that is able to regulate itself and in aim at a certain goal as noise in a noisy environment. Thus, the logic of swarms alludes to a thinking in possibilities that always draws from statistical techniques. And it recurs to the figure of a neuzeitliche and pre-enlightened Schwärmerei that sabotages the static forms of a Cartesian-Newtonian order.
The project Swarms – Medialities and Policies of Fuzziness, undertaken in the Graduate School Media of History – History of Media, asks about the dates when swarm discourses are transformed to productive strategies to do research on, to model, or to visualize complex systems. It thinks together proto-cybernetic systematisations of biology (super-organisms), their linking with social laws around 1900 and a related re-thinking of concepts of the mass, with mathematical and computer-scientifical concepts of multiplicities and fuzzy sets. As an outcome, the recent conjuncture of swarm phenomena will be analyzed under different scientific and socio-political perspectives – with a special focus on and a deeper insight into the technological settings and political implications of, e.g., swarm computing and simulations. The transformation of the term swarm from the outside of discourses in the Enlightenment right into the heart of discourses around the understanding and modelling of complex systems explicitly refers to questions about the mediatic conditions, technological settings and the problems their implementation is oriented at, which evoke this morphological movement.
Sebastian Vehlken is a scholarship holder of the Graduate School Mediale Historiographien (Media of History – History of Media) of the Bauhaus-University Weimar, University of Erfurt and Friedrich-Schiller-Universität Jena. He is currently working on a PhD project entitled Swarms. Medialities and Policies of Fuzziness. He studied Film- and Television Studies, Publicity and Communication Studies, and Economics at Ruhr-University Bochum and Media Studies at Edith Cowan University, Perth, Australia. In 2004, Mr Vehlken graduated with a M.A. thesis on Stafford Beer’s Cybersyn network and operations room in Chile during the era of Salvador Allende. He is especially interested in the (techno-) history of the computer and cybernetics, and recently in mobile networks, processes of self-coordination, emergent behaviour in complex systems, and animate architecture.)
Mareike Vennen (2011-2013)
Medialisierungen des Lebendigen. Das Aquarium zwischen Natur und Technik von 1840 bis 1930
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Zum einen geht es dem Projekt dabei um die materielle Kultur des neuen medientechnischen Dispositivs. Es wird gefragt, welche Rolle das Aquarium im Prozess (aqua-)biologischer Wissensproduktion, insbesondere in Bezug auf neue Paradigmen in der Erforschung von Lebensprozessen Mitte des 19. Jahrhunderts, einnimmt: Auf welche Weise wurde ein Wissen über Lebewesen anhand der „Bunten Welt im Glase“ generiert und auf die natürliche Umwelt übertragen? Die Arbeit untersucht, wie das Aquarium als Verbindung von technisierter Natur und simulierter Natürlichkeit eine Erforschung des Lebendigen mittels Einschluss, Regulierung und Modellierung in künstlichen (Öko-)Systemen ermöglicht. Die Nachbildung eines natürlichen Lebensraumes durch die Einbindung des Lebendigen in medientechnisch kodierte Regulations- und Simulationsprozesse soll wissenschaftshistorisch im Kontext der Entwicklung moderner Experimentalkulturen verortet und als konstitutives Moment für Proto- und frühe (aquatische) Ökologie in den Blick genommen werden.
Zum anderen geht es im Rahmen einer Poetologie des Wissens um die Frage nach der imaginären Funktion des Dispositivs ‚Aquarium’. Indem die experimentell-apparative Kultur der Aquarientechnik an die diskursive Praxis rückgebunden wird, rücken sowohl zentrale Narrative früher ökologischer Evidenzproduktion als auch die wissensproduktive Funktion der Fiktion in den Blick. Es soll nicht nur gezeigt werden, wie das neue Blickdispositiv eine (ökologische) Metaphernbildung zur Beschreibung des Lebendigen generiert, sondern auch, welche diskursiven Regulationsmechanismen mit den technischpraktischen Regulierungen im Aquarium korrelieren. Das produktive Wechselverhältnis von wissenschaftlich-technischen, populären und künstlerischen Perspektiven auf das Lebendige und seine Umwelt ist zentral für die Frage, inwiefern das neue Medium seit seiner Erfindung eine Imagination über seine grenzenlose Anwendbarkeit in Gang setzt und als Modell autarker Lebensräume zugleich zum Projektionsraum und ‚Zivilisationslabor‘ avanciert. Nicht zuletzt geht es dem Projekt dabei um medienhistorische Anschlusslinien des mikrokosmischen Lebensraummodells mit Entwürfen künstlicher Lebenseinheiten des 21. Jahrhunderts. Solche immersiven Lebensräume – sei es als Simulation natürlicher Umwelten oder als Habitate für den Menschen – erleben derzeit vor allem im Klimadiskurs eine Konjunktur. Die Arbeit will zeigen, wie bereits in (proto-)ökologischen Experimenten des 19. Jahrhunderts das Aquarium der Idee Vorschub leistet, eine in sich geschlossene zweite Natur an jedem beliebigen Ort simulieren zu können.
Mareike Vennen, Studium der Kulturwissenschaft, Französischen Philologie und Theaterwissenschaft in Berlin (HU und FU) und Paris (Sorbonne Nouvelle Paris III). Seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für künstlerische Forschung Berlin (!KF) sowie Mitwirkung bei zahlreichen theatralen Projekten in den Bereichen Dramaturgie und Produktion. Seit Januar 2011 Stipendiatin des Graduiertenkollegs Mediale Historiographien.
Linda Waack (2012-2014)
Film als Mikrohistorie. Amateuraufnahmen von Unternehmerfamilien in Südwestdeutschland 1902-1959
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Sven Erik Weber (2008-2010)
»Time is a mystery …« Selbstreferenz und Selbstreflexion des Fernsehens in der zeitgenössischen amerikanischen Mystery-Serie
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Im Format der Fernsehserie findet sich ein Phänomen, das in der Spannung zwischen Narration und formellen Gestaltungsmitteln Räume der epistemologischen Unsicherheit öffnen kann, die eine Reflexionsform des Fernsehens selbst ermöglichen. Insbesondere das Aufscheinen zeitlicher Verschränkungen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spielt hier eine dominante Rolle und avanciert zur Reflexion auf das Phänomen einer neuen Zeitlichkeit, die sich nicht mehr nur in linearen Strukturen erschöpft und stark durch Rekursion, Zyklizität und Paradoxien geprägt ist. Gerade die Selektion als Operation in der Zeit wird hierbei in den Vordergrund einer Kontingenzbewältigung gestellt, die sich in zweifacher Richtung ausbreitet: in der horizontalen Sukzession und der vertikalen Simultanität von Bildern und Zeitschichten. In welchen verschiedenen Formausprägungen diese Reflexionsphänomene in der zeitgenössischen amerikanischen Serie zu beobachten sind, wird anhand der Serien „Battlestar Galactica“, „Lost“ und „Heroes“ in drei Fallstudien gezeigt.
Studium der „Europäischen Medienkultur“ an der Bauhaus-Universität Weimar und der Université Lumière Lyon II mit den Abschlüssen Diplom (Kulturwissenschaft, Medien) und Maitrise (Sciences de l’Information et de la Communication). Seit Januar 2008 Stipendiat am Kolleg Mediale Historiographien.)
André Wendler (2007-2008)
Les yeux ne veulent pas en tout temps se fermer… Kino, Geschichte und die Filme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet
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Ihre filmische Beschäftigung mit Sophokles und Corneille, mit Brecht, Kafka und Schönberg, schließlich mit Gasquet, Cézanne und Bach lässt sich als Appell an eine Vielzahl von Historiographien verstehen: Kunst- und Musikgeschichte, Literatur- und Theatergeschichte und letztlich natürlich politische und Filmgeschichte. Ziel des vorliegenden Dissertationsprojektes ist es, diesen Aufrufen zu folgen und in der intensiven Beschäftigung mit den Filmen und ihren Vorlagen folgende Problembereiche zu erschließen: unterstellt man erstens die Möglichkeit des Kinos nicht nur Dokumente der Zeitgeschichte zu produzieren (›der Film als Quelle‹), sondern im starken Sinn historiographisch zu arbeiten, dann muss etwa nach der Art der filmischen historiographischen Zeichen, ihren Signifikationsprozessen und ihrer Materialität gefragt werden. Zweitens soll untersucht werden, was mit dem Rohmaterial des Geschichtskinos geschieht, wenn von Theaterstücken die Bühne, von Erzählungen der Text und von Gemälden die Leinwand abgezogen wird und letztlich nichts als Bilder und Töne vom sonst so oft Bild- und Tonlosen übrig bleiben. Straub und Huillet treiben aus den zu Grunde liegenden Texten Probleme hervor, die dort nur selten explizit formuliert und kaum je gelöst sind. Auch auf filmische Geschichtsschreibung trifft zu, dass sie ihre Gegenstände nie so zurücklässt, wie sie sie vorgefunden hat und es bleibt zu klären, welche Transformationsprozesse Straub-Huillet anstoßen. Schließlich und drittens ergibt sich aus dieser Beschäftigung mit der filmischen Historiographie und ihrem Material eine theoretische Problemstellung für die Filmgeschichtsschreibung: Filmgeschichtsschreibung, die sich mit Filmen wie denen von Straub und Huillet beschäftigt und das heißt vielleicht mit dem modernen Film überhaupt, wäre immer Historiographie über Historiographie und müsste sich um so mehr Zeugnis über ihr eigenes Schreiben ablegen, das unablässig mit der Frage konfrontiert ist, wie es sich in einem Bereich einrichten will, das mit einem Wort Lyotards vielleicht als unendliche Welt des Kommentars bezeichnet werden könnte.
Nina Wiedemeyer (2005-2007)
Das Buch im Kontext zeitgenössischer Kunst – Ein zentrales Medium künstlerischer Produktion von Geschichte
Alena Williams (2008-2010)
Movement in Vision: Cinema, Aesthetics and Modern German Culture 1915-1930
Joke de Wolf (2009-2011)
Visual and Mediatic Historiographies of Charles Marville’s Street Photography (1865-1878)
Johanna Bergann
Figuren der Vermittlung
Hanna Engelmeier
Der Mensch, der Affe. Anthropologische Konstruktionen 1850-1900
Christoph Engemann
Genealogie der Transaktion
Isabel Florêncio
Interfaces between Literature and contemporary Art Photography
Rupert Gaderer (2007-2008)
Poetica et Technica. Zur Poetisierung von technischem Wissen bei E.T.A. Hoffmann
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Trotz dieser wichtigen kultur- und literaturwissenschaftlichen Untersuchungen und Neuansätze ist jedoch ein entscheidender Komplex noch weitgehend unerforscht, dessen Aufarbeitung ein grundlegendes Desiderat der Romantikforschung wie auch der Wahrnehmungs- und Medientheorie darstellt und somit den Ausgangs- und Zielpunkt meines Projekts definiert, und zwar die kritisch-produktive Rezeption überlieferter wahrnehmungs- und medientheoretischer Diskurse in der Sattelzeit um 1800 und deren vielfältige Weiterentwicklung durch die Autoren der deutschen Romantik, im besonderen durch E.T.A. Hoffmann. Das Ziel meiner Untersuchung ist das Aufzeigen wahrnehmungstheoretischer Diskurse in den damals noch vernetzten kulturellen Praktiken der Naturwissenschaften, Philosophie und Ästhetik sowie deren beginnende wechselseitige Entfremdung, die in der Literatur der Romantik untersucht werden soll. Bei den an naturwissenschaftlichen Debatten und technischen Entwicklungen von „neuen Medien“ hoch interessierten Autoren der Romantik gilt es die Fragen zu beantworten, inwiefern wahrnehmungstheoretische Diskurse zwischen naturwissenschaftlichem und literarischem Feld in ihren Erzählsammlungen und Romanen in Szene gesetzt werden. Dementsprechend gilt es auch zu fragen, inwiefern optische sowie elektrotechnische Instrumente und Apparaturen nicht Ausdruck, sondern Voraussetzungen für unterschiedliche Wahrnehmungsveränderungen um 1800 sind, die ihrerseits wiederum narrative Verfahren maßgeblich modifizieren: ein bis heute noch nicht eingehend erforschtes Feld der Literatur- und Kulturwissenschaften.
Rupert Gaderer Studium an der Universität Wien (Institut für Germanistik) und Genua (Dipartimento di Lingue e Letterature Straniere Moderne), 2002/2003 Stipendium der Universität Wien für wissenschaftliche Arbeiten im Ausland (Turin/Moncalieri, Centro Interuniversitario di Ricerche sul Viaggio in Italia), 2003 erhalt des Förderstipendiums der Universität Wien für wissenschaftliche Arbeiten, 2004 Abschluss des Diplomstudiums Deutsche Philologie an der Universität Wien. Von 2005 bis 2007 Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Doc-Programm) sowie Junior Fellow am IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, danach Stipendiat der Klassik Stiftung Weimar und derzeit IFK_Visiting Fellow am Graduiertenkolleg Mediale Historiographien und an der Humboldt-Universität zu Berlin.)
Marco Gerbig-Fabel (2005-2006)
Modernität, Medien und Krieg im Japan der Meiji-Zeit (1868-1912): Der russisch-japanische Krieg
Christina Hünsche (2005-2007)
Die Kunst der Repräsentation von Geschichte – Eine Poetik des Ereignisses bei W.G. Sebald
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Johan Jarlbrink (2008)
Manuela Klaut
Zur Logik und Poetik des juristischen Falls
Christiane Lewe
Subjects in Facebooks. Eine Genealogie der Social Network Medien
Maud Meyzaud (2005-2006)
Die stumme Souveränität. Volk und Revolution bei Georg Büchner und Jules Michelet
Maria Muhle (2008-2012)
Anne Ortner
Mediengeschichten seriellen Sammelns
Katharina Rein
Techniken der Täuschung. Magie und Medien von Geistererscheinungen zum Special Effect
Florian Sprenger (2011)
Robert Suter (2005-2006)
Politische Wälder
Eva Tropper
Kartierungen von Raum. Die Ansichtskartensammler um 1900
André Wendler (2008-2009)
Les yeux ne veulent pas en tout temps se fermer… Kino, Geschichte und die Filme von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet
Sebastian Ziegaus (2005-2007)
Die Abhängigkeit der Sozialwissenschaften von ihren Medien
Sarah Beer(2012-2013)
Ewelina Benbenek (2011-2012)
Moritz Gleich (2009-2010)
Franziska Jyrch (2005-2006)
Thomas Kircher (2010-2011)
Robert Kramm (2008)
Karin Kröger (2009-2010)
Silvan Niedermeier (2006-2007)
Olga Osadtschy (2008-2009)
Anne Pranz (2012-2013)
Jakob Raček (2007-2008)
Eva Schauerte (2009-2010)
Antonia von Schöning (2006-2007)
Maren Schwieger (2007-2008)
Martin Siegler(2012-2013)
Magnus Vieten (2010-2011)
Susanne Wagner (2010-2011)
Karoline Weber (2008-2009)
André Wendler (2005-2006)